Krefeld Warum Hüls Breetlook statt Helau ruft

Krefeld · Am Dienstag zieht der Karnevalszug mit einem Prinzenpaar durchs Dorf, das vom Hülser Nationalgemüse – Porree – lebt. Dem Breetlook verdankt Hüls nicht nur seinen karnevalistischen Schlachtruf. Vor gut 350 Jahren soll Hüls sogar durch die Porree-Stangen gerettet worden sein.

Am Dienstag zieht der Karnevalszug mit einem Prinzenpaar durchs Dorf, das vom Hülser Nationalgemüse — Porree — lebt. Dem Breetlook verdankt Hüls nicht nur seinen karnevalistischen Schlachtruf. Vor gut 350 Jahren soll Hüls sogar durch die Porree-Stangen gerettet worden sein.

Lauch, auch Breitlauch und auf Hülser Platt "Breetlook" genannt, ist nicht nur ein nahrhaftes Gemüse, sondern auch der Schlachtruf des Hülser Karnevals. Vor mehr als sieben Jahrzehnten, 1934, erhob "Et Jaköbke", der Hülser Ur-Karnevalist und Vorsitzende der Großen Karnevalsgesellschaft namens Breetlook, Jakob Husmans, die Porreestangen zum karnevalistischen Symbol. An den Tollen Tagen dient der Breetlook bis heute auch als Häuser- und Saalschmuck und als Schlagwaffe der Trinas, der Elitetruppe der Hülser Jecken, die anderswo Alte Weiber genannt werden.

Der diesjährige Prinz Thomas I. (Vennekel) darf mit vollem Recht als Hülser Breetlook-König bezeichnet werden. Nicht weil er der Narrenherrscher ist, sondern weil er als Bauer mit seiner ganzen Familie — Prinzessin Ruth I. und den Kindern Lorenz und Anna — nicht zuletzt vom Hülser Nationalgemüse lebt. "Neben Kartoffeln, Kohl und Sellerie baue ich auf etwa einem Zehntel meiner Ackerflächen — also auf rund 15 Hektar — Breetlook an. Da kommen etwa 150 000 Stangen zusammen — pro Hektar", erklärt der größte Porree-Anbauer von Hüls.

Dass das Wohnhaus der Narrenherrscher an der Krüserstraße seit Wochen mit reichlich Breetlook geschmückt ist, versteht sich von selbst. Dafür hat die Nachbarfamilie Schumeckers gesorgt. "Gerade erst haben wir wieder alte gegen frische Stangen ausgetauscht", sagt der Prinz.

Die "wahre" Geschichte des Breetlooks geht übrigens weit über das anfangs genannte Jahr 1934 zurück. Wie über den Hülser Heimatverein zu erfahren ist, hat dieses Gemüse die Ortschaft Hüls schon vor mehr als 350 Jahren vor einem bösen Überfall gerettet! Der Rote Dieter, ein gefürchteter Räuber, wartete im Kerker der Hülser Burg auf seine Hinrichtung, als er sechs Jahre vor Ende des 30-jährigen Kriegs von den Feinden der kaiserlichen Truppen, die den ganzen Niederrhein besetzt hielten, befreit wurde. Nun berichtete der Eremit vom Hülser Berg dem Amtmann der Burg, dass er von einem geplanten Racheakt des Roten Dieter gehört habe, der mit einer marodierenden Bande Hüls noch am selben Abend überfallen wolle.

Die Hülser aber hatten als Besetzte keine Waffen. Da kam des Amtmanns Diener, der lahme Degenhard, zu Hilfe. Der war vor Jahren dauerhaft verletzt worden, als sein Pferd auf holprigem Pflaster über ein Bündel Breetlook zu Fall gekommen und auf den herabgestürzten Degenhard gefallen war. Auf diese Weise sollten nun auch die Feinde vernichtet werden. Der Amtmann ließ daraufhin das Pflaster in Hüls mit Wasser besprengen und mit Breetlook bestreuen. Und als der Rote Dieter und seine Bande am Abend einritten, rutschten die die Pferde tatsächlich auf dem Breetlook aus, die Eindringlinge stürzten und verletzten sich dabei, so dass die mit Äxten, Sensen, Gabeln und Dreschflegeln bewaffneten Hülser ihre Freunde überwinden konnten.

Die ganze Geschichte hat der Hülser Glasmaler Pitt van Treek auf Bleiglasfenstern dargestellt, die im Restaurant Santa Lucia/Hotel zur Rose auf dem Marktplatz zu bewundern sind.

(RP)
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