Krefeld Was die Landtagswahl für die Politik in Krefeld bedeutet

Krefeld · Die CDU hofft, dass die Verjüngung Früchte trägt; die SPD will beide Direktmandate verteidigen; die Grünen bangen, die FDP wittert Morgenluft. Die AfD will aus der Bedeutungslosigkeit heraus.

Die Niederlage der Krefelder CDU bei der Landtagswahl 2012 war deshalb so krachend, weil die Krefelder Christdemokraten deutlich weniger Stimmen geholt haben als die CDU landesweit - die Wähler hatten sich seinerzeit in Krefeld also in besonderem Maße von der CDU abgewandt. Solche Vergleiche werden morgen Abend, wenn die Ergebnisse der Landtagswahl vorliegen, aufschlussreich für lokale Facetten dieser Wahl sein. Die Krefelder CDU hat sich seitdem erneuert, das Führungspersonal gewechselt, neue Initiativen gestartet - und hofft nun, dass die Botschaft bei ihren Wählern angekommen ist: Eine neue Generation hat das Ruder übernommen.

Die Krefelder SPD wiederum ist seit der Oberbürgermeisterwahl stärkste politische Kraft in Krefeld und will diese Position behaupten: Sie hat 2012 bei der Landtagswahl erstmals beide Krefelder Wahlkreise direkt geholt, sie lag bei der Kommunalwahl 2014 knapp vor der CDU (auch wenn beide Parteien je 20 Sitze im Rat haben), und sie stellt seit 2015 den Oberbürgermeister. Die Partei ist bemerkenswert geschlossen - was immer beim viel beschworenen Schulz-Effekt noch wirkt oder verpufft ist: In Krefeld sind die Sozialdemokraten hochmotiviert. Die Frage wird sein, ob sie diese Spitzenstellung behaupten, oder ob es eine Wechselstimmung im Land gibt, die auch die Krefelder SPD in einen Abwärtsstrudel zieht.

Beim Abschneiden der AfD in Krefeld wird sich zeigen, wie wichtig den Wählern kommunalpolitische Präsenz ist: Die AfD ist auf lokaler Ebene bedeutungslos; sie hat sich im Wesentlichen Bundesthemen auf die Fahnen geschrieben und ist eher als Protestpartei zu begreifen. Davon lebt sie - als politische Kraft ist sie aber isoliert; zudem hat ihr wichtigstes Thema - die Unterbringung von Flüchtlingen - an Brisanz verloren, auch in Krefeld. Ob die Krefelder AfD dennoch Stimmen sammelt?

Die Grünen bangen - sie sind in den Umfragen aus der Zwei- in die Einstelligkeit gefallen; und in den für sie schlimmsten Umfragen steht sogar der Einzug in den Landtag auf der Kippe. In Krefeld sind die Grünen Teil einer großen Haushaltskoalition; eine öffentlichkeitswirksame "grüne" Handschrift ist in Krefeld kaum erkennbar. Die treue Kernwählerschaft liegt bei etwa sieben, acht Prozent - so viel holte die Partei bei der Bundestagswahl 2013, als die Grünen im Bund abgestürzt sind und die Kernwähler übrig blieben. In städtischen Dingen aber vertrauen ihnen mehr Menschen: Bei der Kommunalwahl holten die Krefelder Grünen 11,2 Prozent. Auch für die Wahl morgen lautet daher die Frage: Behaupten sich die Krefelder Grünen oder leidet ihr Krefeld-Ergebnis unter dem Abwärtstrend der Grünen auf Landesebene? Sieben Prozent wären eine schmerzliche Niederlage, weniger als sieben eine Katastrophe, weil dann die Kernwählerschaft weggebröselt wäre.

Die FDP schließlich wittert Morgenluft in Land und Bund; in Krefeld gab es schon immer eine stabile liberale Strömung in der Bürgerschaft. Insofern können die Krefelder Liberalen mit einem starken Ergebnis rechnen.

Die Partei "Die Linke" wiederum ist in Krefeld fast doppelt so stark wie im Land, was mit der überdurchschnittlich hohen Arbeitslosigkeit in Krefeld zu tun haben dürfte: Die Linke ist eine Partei der Transferempfänger. Insofern werden die Linken wahrscheinlich wieder ein relativ ordentliches Ergebnis einfahren.

(RP)
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