Krefeld Wasser - Tröpfchen für Tröpfchen pures Leben

Krefeld · Auf die Dosierung kommt es an: Im Obstbau wird Wasser nur tröpfchenweise verabreicht - um Wasser zu sparen und um den hochkultivierten Pflanzen genau die Menge Wasser zu geben, die sie brauchen. Ein Besuch bei dem Obstbaumeister Norbert Boekels vom Benrader Obsthof.

 Norbert Boekels steuert über solche Anlagen die Tröpfchenbewässerung.

Norbert Boekels steuert über solche Anlagen die Tröpfchenbewässerung.

Foto: Lammertz Thomas

Die Sache mit den Raubmilben zum Beispiel: Zu den für den Obstbau gefährlichen Schädlingen gehört die Spinnmilbe - sie lebt an der Unterseite von Blättern und ist mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Ihre schärfsten Fressfeinde wiederum sind Raubmilben. Wenn man also Spinnmilben ökologisch bekämpfen will, muss man an einigen Stellen mit viel Gefühl für das Geschehen unter den Blättern Kolonien von Spinnenmilben dulden, damit sich dort auch Raubmilben halten. Tauchen dann irgendwo massenhaft Spinnmilben auf, kann man einige Äste mit Raubmilben in den betroffenen Pflanzen verteilen. Entscheidend ist das Gefühl für die Mengen: Spinnmilben dulden, ohne dass sie zur Plage werden.

Der das erzählt, ist ein Obstflüsterer, ein gelernter Obstbaumeister, aber einer, der seinen Beruf mit Gefühl für die Natur ausübt: Norbert Boekels, 57, Chef vom Benrader Obsthof an der Oberbenrader Straße. "Als Obstbauer musst du jeden Tag in der Kultur sein und sehen und fühlen, was da passiert" sagt er. Boekels ist seit Kindesbeinen in den Kulturen; den Hof hat er von seinen Eltern übernommen, die ihn wiederum 1950 zu bewirtschaften begannen. "Schon als Kind habe ich nach der Schule immer schon hier mitgetan", sagt er lächelnd, "für mich gab's nichts anderes. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht."

 Ein Tropfen geht seinen Weg - auf dem Benrader Obsthof an der Oberbenrader Straße werden die Pflanzen sparsam und effizient über Tröpfchenschläuche bewässert.

Ein Tropfen geht seinen Weg - auf dem Benrader Obsthof an der Oberbenrader Straße werden die Pflanzen sparsam und effizient über Tröpfchenschläuche bewässert.

Foto: Lammertz Thomas

Zu den Besonderheiten des Obstbaus gehört die Art der Bewässerung: Alle Kulturen werden über ein Schlauchsystem mit Tröpfchenbewässerung versorgt. "Das ist aufwendiger und teurer, aber viel präziser in der Dosierung", sagt Boekels. Zudem wird verhindert, dass die Früchte immer wieder nass werden - so wird Fäulnis vorgebeugt. In der Region Kempen-Krefeld bewässern die Landwirte traditionell problemlos mit Grundwasser. "Anders als in der südlichen Pfalz", berichtet Boekels, "die Bauern dort bewässern im Frühjahr, dann zieht sich das Grundwasser tief in den Boden zurück."

Rund um Köln wiederum gibt es einen hochwertigeren Boden mit einer starken Lehmschicht, in der die Pflanzen bei Trockenheit in den tieferen Schichten noch Wasser finden. Der Boden bei uns ist von mittlerer Qualität, so Boekels - und so passt es gut, dass es hier genügend Grundwasser gibt.

 Erntereif - zum Beispiel Johannisbeeren.

Erntereif - zum Beispiel Johannisbeeren.

Foto: Thomas Lammertz

Boekels bewirtschaftet rund 35 Hektar, in Spitzenzeiten beschäftigt er bis zu 150 Erntehelfer, meist aus Osteuropa. Zu ernten gibt es Johannisbeeren, Kirschen, Pflaumen, Äpfel, Birnen oder Himbeeren; "wir haben unseren Hof auf Direktvermarktung angelegt", sagt Boekels.

Boekels selber mag besonders Himbeeren. Morgens eine Schüssel oder eine Handvoll in den Mixer als Trank - er strahlt, als er davon berichtet. Sie müssen verdammt gut schmecken, diese Himbeeren.

(RP)
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