Kampf mit Ämtern in Krefeld Viele wollen für plötzlich erblindete Frau spenden

Krefeld · Die Geschichte von Nicole Johr, die mit 37 Jahren plötzlich erblindet ist, hat viele unserer Leser bewegt und eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Deutschlandweit spenden Menschen für die junge Mutter.

 In nur drei Wochen starben die Sehnerven von Nicole Johr ab - eine Diagnose gibt es nicht. Jetzt will die junge Mutter wieder zurück ins Leben.

In nur drei Wochen starben die Sehnerven von Nicole Johr ab - eine Diagnose gibt es nicht. Jetzt will die junge Mutter wieder zurück ins Leben.

Foto: Lammertz

Etliche Anrufe und E-Mails erreichten unsere Redaktion nach Erscheinen des Textes, Leser wollen Nicole Johr mit Rat und Tat zur Seite stehen. Eine alte Dame aus Krefeld etwa möchte mehrere hundert Euro spenden, damit Nicole Johr sich schnell das gewünschte Smartphone kaufen kann, das ihr das Leben durch spezielle Anwendungen für Blinde erleichtern würde. "Das Schicksal von Frau Johr hat mich sehr bewegt und ich hoffe, dass noch andere Menschen ein bisschen Geld dazutun, so dass der Betrag zusammen kommt."

Eine mittelständische Firma möchte ebenfalls 500 Euro beisteuern, schnell und unbürokratisch. Der Firmeninhaber bietet außerdem an, seine Kontakte zu nutzen, um vielleicht weitere benötigte Sachspenden zu organisieren. Eine der ersten Rückmeldungen des Tages kommt von der Krefelder Tanzschule Doctor Beat. "Der heutige Artikel 'Plötzlich blind' hat uns sehr berührt", schreibt Inhaberin Melanie Struve. "Da wir schon Erfahrungen mit blinden Tänzern sammeln konnten und Frau Johr sich so sehr einen Tanzkurs wünscht, bieten wir gerne eine kostenlose Privatstunde bei uns an, um auszuprobieren, wie gut sie auf der unbekannten Tanzfläche klar kommt", schreibt Struve weiter.

Sogar in Schleswig-Holstein läuft jetzt eine Spendenaktion an. Promi Alexander Prinz zu Schaumburg Lippe hat den Artikel auf seiner Facebook-Seite geteilt. "Wie Behörden und Krankenkassen eine erblindete Frau kalt und erbarmungslos im Stich lassen. Wer diesen Bericht lesen kann, ohne rückwärts frühstücken zu wollen, hat einen stärkeren Magen als ic.", schreibt er und erregt damit viel Aufmerksamkeit. Leser solidarisieren sich, starten eine Hilfsaktion.

Nicole Johr selber hat nach Erscheinen des Artikels in ihrem Umfeld in Hüls viel positives Feedback bekommen. "Einige Leute haben mich sogar auf dem Weg zur Schule angesprochen", berichtet sie froh. Sie hofft, dass es nun auch in Bezug auf das Thema "Fahrdienst zum Arbeitsplatz" endlich vorangeht: "Ich habe jetzt Post vom Rentenversicherungsträger aus Berlin bekommen und kann nun Anträge für den Fahrdienst, Kostenvoranschläge und eine Wegbeschreibung einsenden", sagt sie voller Hoffnung darauf, nun vielleicht doch bald in den Beruf zurückkehren zu können. Ihr Arbeitgeber, ein Callcenter in Fichtenhain, will Johr sofort wiedereingliedern, das scheitert bislang jedoch daran, dass die Kasse den Fahrdienst dorthin nicht genehmigt hat.

Große Sorgen bereitet ihr noch, ob und wann sie den Blindenhund bekommt, der ihr gesetzlich zusteht. Ein Blindenhund kostet um die 30.000 Euro. Wie berichtet, sollte sie zuerst den Nachweis erbringen, das Training mit dem Gehstock erfolgreich absolviert zu haben, aber es gibt nur eine Trainingsstunde pro Woche, so dass das Training sich über einen langen Zeitraum hinzieht. "Das Problem ist, dass passende Hundewelpen nicht einfach 'im Regal liegen', sondern es sehr lange Wartezeiten gibt. Aktuell gibt es einen Hund, der für mich ausgebildet werden könnte. Leider fehlt mir das Okay der Krankenkasse."

Wer Nicole Johr unterstützen möchte, kann sich per Mail unter der Adresse johrundwortel@gmail.com melden. Eine Freundin unterstützt die blinde Frau beim Bearbeiten der Post.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort