Krefeld Weltkriegsbombe legt Innenstadt lahm
Krefeld · Ein US-Fliegerbombe, die an der Wielandstraße gefunden wurde, hat einen Großeinsatz von 600 Sicherheitskräften ausgelöst. Die Hauptverkehrswege in der Innenstadt waren dicht. Um 20.59 Uhr war die Bombe entschärft
An der Wielandstraße ist gestern Abend eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft worden. Knapp 2000 Menschen - darunter rund 50 Flüchtlinge, die in der Josef-Koerver-Halle untergebracht sind - mussten zuvor evakuiert werden. Die Flüchtlinge wurden in das naheliegende Ricarda-Huch-Gymnasium gebracht, Bewohner aus dem unmittelbaren Umfeld in Notquartieren versorgt und verpflegt. Um 20.59 Uhr kam die erlösende Nachricht: Die Bombe war entschärft und abtransportiert, die Menschen konnten in ihre Wohnungen zurückkehren.
Es ist gegen 15 Uhr als bei Stadt, Feuerwehr und Polizei die Alarmglocken schrillen. Bei Bauarbeiten auf dem Grundstück Wielandstraße 8 hatten Arbeiter einen "ungewöhnlichen Gegenstand" freigelegt. Schnell ist klar: Es handelt es sich um eine amerikanische Fünf-Zentner-Bombe mit Aufschlagzünder. Sofort wird das Gebiet weiträumig abgesperrt und der Kampfmittelräumdienst berät das weitere Vorgehen. Früher mussten nur Bomben mit Langzeitzünder sofort entschärft werden; bei Aufschlagzündern hatten die Sicherheitskräfte in der Regel zwei Tage Zeit, die innere Sicherheitszone zu räumen, erläutert Feuerwehrsprecher Kai Günther. Doch die Regeln wurden verschärft - nun müssen auch die entschärfungstechnisch als weniger problematisch geltenden Aufschlagzünderbomben sofort unschädlich gemacht werden.
Die Wielandstraße, eine keine innerstädtische Nebenstraße zwischen Moerser Straße und Goethestraße - begrenzt durch die Gaststätte "Klarsicht" und die Franziskuskirche - ist schnell menschenleer. Flatterband und Einsatzwagen der Polizei bestimmen das Bild am Nordwestrand des Bismarckviertels. Um den Fundort richtet die Stadt zwei Zonen ein: Innerhalb von 250 Metern wird evakuiert, innerhalb von 500 Metern - in diesem Bereich leben etwa 5000 Menschen - wird zu "luftschutzmäßigem Verhalten" aufgerufen. "Das heißt, in der Wohnung bleiben, Türen und Fenster geschlossen halten, die Jalousie herunterlassen und sich nicht am Fenster, sondern in der Bombe abgewandten Räumen aufhalten", so eine Expertin des Räumdienstes. Kräfte der Stadt und der Polizei klopfen an jede Tür. Keiner darf sich in diesem Gebiet aufhalten", beschreibt ein Einsatzleiter die Situation. Wer nicht bei Freunden unterkommt, hält sich in der Mosaikschule an der Felbelstraße auf.
Die Entschärfung war eigentlich für 19.30 Uhr geplant. Doch die Feuerwehr musste relativ viele ältere Menschen, die nicht mehr allein und rasch ihre Wohnung verlassen können, abholen und in Sicherheit bringen. Allein für die Sonderfahrten sind um die 175 Menschen im Einsatz - Freiwillige Feuerwehr, Hilfsdienste und natürlich Polizeikräfte. Am Abend kam dann noch ein medizinischer Notfall dazu - auch das sorgte noch einmal für eine Verzögerung.
Parallel versuchen Verwaltung und Stadtwerke, die Beeinträchtigungen für den Verkehr so gering wie möglich zu halten. Alle Straßenbahnlinien können fahren, der Ostwall bleibt komplett offen. Im Buslinienverkehr gibt es jedoch Störungen. Die Stadtwerke informieren über ihre Kanäle. Und noch ein Problem gilt es zu bewältigen: Die Busse von Schülern des Ricarda-Huch-Gymnasiums, die von ihren Ausflügen zurückkehren, müssen zum Theaterplatz umgeleitet werden.
Auf den Hauptwegen für den Autoverkehr in der City herrscht derweil Stillstand bis zähfließender Verkehr; auf Ostwall und Rheinstraße bilden sich lange Schlangen, die sich nur im Schritttempo bewegen.
An der Fundstelle läuft zu diesem Zeitpunkt ein festes Programm ab. Jeder Handgriff sitzt. "Natürlich ist immer ein Risiko dabei", so einer der Männer vor Ort. Nachlässigkeit, Leichtsinn oder mangelnde Kontentration können tödlich sein. Trotz aller Konzentration ist bei den Experten auch Erleichterung zu verspüren: Die Bombe hat eben einen Aufschlag- und keinen Säurezünder: "Die sind besonders tückisch."