Beliebtes Krefelder Café Wende: "Kosmopolit" öffnet am Freitag wieder

Krefeld · Es ist wie ein Lehrstück über Schrottimmobilien, das die Öffentlichkeit aufgeschreckt hat: Ein beliebtes Café muss schließen, weil ein angrenzendes Gebäude verfällt. Doch es gibt Hoffnung.

 Vera Goossens (65) will ihr Café heute wieder eröffnen. Die Nachricht über die Schließung wegen des Zustands des Vorderhauses (das mit dem Café nichts zu tun hat) platzte mitten in die politische Diskussion um "Schrottimmobilien" in Krefeld.

Vera Goossens (65) will ihr Café heute wieder eröffnen. Die Nachricht über die Schließung wegen des Zustands des Vorderhauses (das mit dem Café nichts zu tun hat) platzte mitten in die politische Diskussion um "Schrottimmobilien" in Krefeld.

Foto: Lammertz Thomas

Wende beim Café Kosmopolit an der Lindenstraße: Das beliebte Bistro wird aller Voraussicht nach heute Abend wieder eröffnet. Dies berichtete die Betreiberin Vera Goossens auf Anfrage unserer Redaktion. Sie hatte nach der Zwangsschließung durch die Bauaufsicht am Montag auf Empfehlung der Stadt einen Statiker eingeschaltet.

Die schnelle Lösung: Der Durchgang zum Café, der nach Einschätzung der Bauaufsicht nicht mehr sicher ist, wird durch eine Balkenkonstruktion abgesichert. Eine Duisburger Firma hat zugesagt, die Balken heute im Laufe des Tages zu installieren; die Bauaufsicht der Stadt hat rasche Abnahme noch heute versprochen. Sollte doch etwas dazwischenkommen, wird das Café spätestens am Samstag eröffnet. "Die Stadt war wirklich hilfreich", resümiert Goossens im RP-Gespräch.

 Der Garten - ein Hinterhofparadies: Um dieser Anmutung willen ist das Café in Krefeld beliebt.

Der Garten - ein Hinterhofparadies: Um dieser Anmutung willen ist das Café in Krefeld beliebt.

Foto: Lammertz Thomas

Die Nachricht von der Zwangsschließung hat für Wirbel gesorgt: Zum einen ist das Café überaus beliebt, zum anderen platzte die Nachricht in eine Debatte um den Umgang mit Schrottimmobilien in der Stadt. Das Problem beim Kosmopolit: Während das Gebäude, in dem das Café residiert, tadellos in Ordnung ist, ist das Vorderhaus zur Straße hin marode. Das Dach ist eingestürzt; der Boden des obersten Geschosses hat unter der Last der Trümmer nachgegeben, so dass nun der Boden des Geschosses darunter belastet ist. Das war der Bauaufsicht zu riskant; sie sah nicht mehr garantiert, dass der Durchgang unter den eingestürzten Geschossen hundertprozentig standsicher ist und zog die Notbremse: Der Betrieb des Cafés dahinter musste eingestellt werden.

Der Gebäudekomplex gehört einer Erbengemeinschaft mit sechs Parteien, erläutert Goossens. Die Eigentümer sind sich wohl uneinig über die Zukunft des Ensembles, haben aber offenbar auch kein Geld für eine Sanierung. Goossens versucht schon lange, den Teil mit dem Kosmopolit zu kaufen - bislang vergeblich.

 Blick ins oberste Geschoss. Durch das Fenster blickt man in den Himmel - das Dach ist eingestürzt.

Blick ins oberste Geschoss. Durch das Fenster blickt man in den Himmel - das Dach ist eingestürzt.

Foto: Lammertz Thomas

Sie hat sich mit dem Restaurant einen Lebenstraum verwirklicht. Sie war lange Jahre im öffentlichen Dienst Gärtnerin im Zoo. Vor gut zehn Jahren hat sie einen Neuanfang gewagt und mit Hilfe einer kleinen Erbschaft das Café Kosmopolit hergerichtet - mit viel eigenem Geld und der Aussicht, das Gebäude einmal zu kaufen. Daraus wurde zu ihrem Leidwesen bisher nichts

 Der Durchgang des Grauens: Er wird aller Voraussicht nach heute statisch abgesichert.

Der Durchgang des Grauens: Er wird aller Voraussicht nach heute statisch abgesichert.

Foto: T.L.

. Die Freude am Kosmopolit ist aber ungebrochen: "Ich will weitermachen, bis ich 75 Jahre alt bin", sagt sie lächelnd. Ihr Sohn ist mit im Geschäft; sie beschäftigt zwei feste Angestellte und zahlreiche Aushilfskräfte. Das Vorderhaus zur Straße hin ist in bedenklichem Zustand. Der Eigentümer hat vor Jahren ein Gerüst anbringen lassen; seit April 2016 übernimmt die Stadt die Kosten dafür auf dem Wege der Ersatzvornahme, erklärte ein Stadtsprecher auf Anfrage. Bislang sind 6000 Euro aufgelaufen - Geld, das die Stadt sich von den Eignern zurückholen will. Bei der jüngsten Besichtigung des Gerüsts durch die Bauaufsicht ist dann aufgefallen, dass das Dach die Decke darunter durchschlagen hat.

(RP)
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