Krefeld "Wetterfrosch" für Europas Stromerzeuger

Krefeld · Robin Girmes übersetzt Stromgroßhändlern, was die Wetterentwicklung für ihren jeweiligen Markt bedeutet. Bei der Energiemesse "E-World" und beim Krefelder Existenzgründer-Wettbewerb belegte seine Solarleistungsprognose jetzt jeweils den 1. Platz.

 Robin Girmes (2.v.l.) mit Organisatoren des Wettbewerbs Energy Weather Award in Essen.

Robin Girmes (2.v.l.) mit Organisatoren des Wettbewerbs Energy Weather Award in Essen.

Foto: ST.K.

Wie jedes Kind begeisterte er sich - besonders als junger Skifahrer in den Ferien - für Schnee. Als er dann auf dem Elfrather See auch das Segeln erlernte, bekam er es auch mit Wind zu tun. "Mich hat es vor allem fasziniert, wenn es stürmisch wurde", sagt Robin Girmes. Da hatte es sich der heute 38-jährige Krefelder noch nicht träumen lassen, dass er einst für Jörg Kachelmann Wetterprognosen liefern und heute als selbstständiger Energiemeteorologe mit seiner im September 2013 gegründeten "Energy Weather GmbH" mit Sitz in Traar europaweit große Energieerzeuger und -händler oder auch Banken zu seinen Kunden zählen würde.

Dabei ist Robin Girmes gar kein studierter Meteorologe; er absolvierte nach seinem Abitur am Gymnasium am Moltkeplatz vielmehr ein Geografie-Studium in Bonn, das er mit Diplom abschloss. Als Student hatte er aber schon in drei aufeinanderfolgenden Semestern den internen "Wettertipp" des Meteorologischen Instituts der Uni gewonnen, an dem er dann zunächst als Wissenschaftliche Hilfskraft arbeitete, bevor er ein knappes Jahr lang Unwetterprognosen für Jörg Kachelmann erstellte.

2007 wechselte Girmes zum RWE, wo er sechs Jahre als Meteorologe und Analyst Erfahrung im milliardenschweren Stromgeschäft sammelte. Dabei erlebte er mit, wie sich die Energieerzeugungsstruktur aufgrund der stark aufkommenden erneuerbaren Energien aus Sonne und Wind veränderte. "Die täglichen Schwankungen dieser Leistung verursachen nämlich enorme Kosten, beispielsweise für die Bereitstellung anderer Erzeugungs- und Netzkapazitäten. Und je kürzer der Zeitraum zur Stromlieferung ist, desto beweglicher ist der Preis", sagt der 38-Jährige, der - kurz gesagt - den Großhändlern übersetzt, was die Wetterentwicklung für ihren jeweiligen Strommarkt bedeutet. Die Prognose der Erzeugungsleistung aus Solarstrom ist daher das wichtigste Produkt, das der Krefelder mit seiner knapp anderthalb Jahre jungen Firma anbietet.

Um die Komplexität und Bedeutung des Geschäfts zu veranschaulichen, nennt Girmes zwei Beispiele: "Wenn der Wind vier Tage nach der Prognose tatsächlich nur um eine einzige Stärke schwächer ist, entspricht das in der Praxis den Mehreinsatz von fünf Großkraftwerken", erklärt der Energiemeteorologe. Das zweite Beispiel: "Wenn es im frühen Frühjahr bei einer Hochdrucklage relativ warm ist, kann das zugleich auch weniger Windkrafterzeugung bedeuten - allerdings auch mehr Solarleistung. Die Frage, die sich daraus ergibt: Steigt deshalb der Preis im Stromgroßhandel?"

Anders als seine Wettbewerber, die sich für ihre Solarleistungsprognosen auf statistische Methoden verlassen, gründet Robin Girmes seine Vorhersagen auf die physikalische Berechnung der erwarteten Sonneneinstrahlung. Der Krefelder erklärt das so: "Ich berechne unter Berücksichtigung aller gemeldeten Solaranlagen alle fünf Minuten quer durchs Jahr, wie viel Solarleistung erzeugt würde, wenn der Himmel wolkenlos wäre. Das ergibt vom Sonnenauf- bis zum Sonnenuntergang eine Maximalkurve als Anhaltspunkt. Dann kommen die Informationen aus Wettermodellen hinzu, die mir sagen, wie viel dieses Maximums tatsächlich genutzt wird."

Mit dieser Methode ist der Krefelder so erfolgreich, dass er innerhalb der letzten vier Wochen bei der "E-World", einer der größten Energiemessen überhaupt, bei einem anonymisierten Wettbewerb über zwölf Monate den 1. Preis - den Energy Weather Award - sowie den Krefelder Gründerpreis für eine besonders erfolgreiche und innovative Existenzgründung mit tragfähiger Geschäftsidee gewonnen hat.

(RP)
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