Krefeld Wieder Stress vor Obdachlosen-Unterkunft

Krefeld · Die Stadt hat eine offenbar psychisch Kranke an der Feldstraße einquartiert, sieht sich aber nicht in der Lage, Anwohner beim Umgang mit der schwierigen Situation zu unterstützen. Sachbeschädigungen und Lärm sind an der Tagesordnung.

 Unliebsame Überraschung am Weihnachtsmorgen: Zum wiederholten Male ist die Fassade des Hauses der Familie Günther beschmiert worden, vermutlich von einer Bewohnerin der städtischen Obdachlosenunterkunft nebenan.

Unliebsame Überraschung am Weihnachtsmorgen: Zum wiederholten Male ist die Fassade des Hauses der Familie Günther beschmiert worden, vermutlich von einer Bewohnerin der städtischen Obdachlosenunterkunft nebenan.

Foto: JG

Unliebsame Überraschung am Weihnachtsmorgen für Nachbarn der städtischen Obdachlosenunterkunft an der Feldstraße/Ecke Kölner Straße: Am Heiligen Abend ist erneut die Fassade des Gebäudes beschmiert worden, in dem der Partyservice Günther seinen Betrieb hat und in dem die Inhaberfamilie auch wohnt. Trotz sofortiger Meldung bei der Stadt Krefeld gibt es keine Aussicht auf Unterstützung für die Anwohner, die, wie berichtet, seit Monaten von einer Bewohnerin der Einrichtung terrorisiert werden. Jetzt, nach Ende der Verwaltungs-Weihnachtspause, antwortete eine Stadtsprecherin auf die Frage unserer Redaktion, ob und wenn ja wie die Verwaltung zu helfen gedenke, mit einem knappen "Aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen sind die Einwirkungsmöglichkeiten des städtischen Personals auf das Verhalten von Bewohnern begrenzt." Bei akuten Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung könne ja der Kommunaler Ordnungsdienst oder gegebenenfalls die Polizei eingreifen.

Bea und Jens Günther und andere Anwohner fühlen sich von den Behörden seit langem im Stich gelassen. Vor einem halben Jahr waren im Gebäude der ehemaligen Don-Bosco Schule Obdachlose ohne Vorwarnung in einer, wie Jens Günther sagt, "Nacht- und Nebelaktion", einquartiert worden. Darunter, so berichten die Anwohner, eine Frau, die mit ihren Verhaltensauffälligkeiten für dauernde nächtliche Ruhestörungen, Belästigung der Kinder und, so vermuten die Hausbesitzer, auch für Schmierereien an der Fassade verantwortlich ist. Nicht zum ersten Mal ist das weiße Haus der Günthers verunstaltet worden. Schon in den vergangenen Monaten war es mehrmals beschmiert worden. Notdürftig hat die Familie die Fassade auf eigene Kosten instand gesetzt, teilweise, wie etwa an den Türgriffen zum Partyservice, hat sich die Farbe gar nicht entfernen oder überstreichen lassen. Für die Familie mit drei Kindern ein dauernder Stress, hinzu kommt die bange Frage, ob die Sicherheit ihrer Kinder gefährdet ist.

Auch Bezirksvorsteherin Gisela Brendle-Vierke ist sauer: "Ich ärgere mich sehr darüber, dass wir hier im Bezirk mit diesem Problem allein gelassen werden." Sie hat bereits versucht, mit dem verantwortlichen Fachbereichsleiter Wolfram Gottschalk Kontakt aufzunehmen, aber wegen der Verwaltungsferien zwischen den Tagen nicht erreichen können. "Ich bleibe aber dran. Diese Frau gehört in ein betreute Einrichtung, sie ist nicht zu bändigen".

Engagement der Stadt, die Situation in den Griff zu bekommen, berichten die Günters, habe es bisher nicht gegeben. Zwar seien die Unterkunftsbetreuer bemüht und gesprächsbereit, am eigentlichen Problem ändere das aber nichts. Die Verwaltung hatte auf Anfrage mitgeteilt, man sehe sich "in der Verantwortung gegenüber den Anwohnern, Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten". Deshalb sei die Stadtverwaltung immer darauf bedacht, den Dialog mit den Nachbarn zu suchen, um Störungen nach Möglichkeit zu verhindern beziehungsweise schnell zu beheben. Unterkunftbetreuer seien rund um die Uhr vor Ort, Hilfsangebote würden den Obdachlosen gemacht, seien gegen deren Willen aber nicht möglich.

Wie lange das Gebäude noch als Obdachlosenunterkunft genutzt werden soll, lässt die Stadtoffen: Die ehemalig Schule werde übergangsweise als Unterkunft zur Versorgung von Obdachlosen genutzt. Diese Nutzung sei befristet bis April 2018 zulässig. In welcher Form eine weitere städtische Nutzung des Objektes erfolgen kann oder ob Verkaufsüberlegungen zum Tragen kommen, müsse noch geprüft werden, heißt es.

(RP)
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