Krefeld Wiederentdeckte Juwelen für eine Koloratursopranistin

Krefeld · Musikliebhabern in Krefeld ist Charlotte Schäfer vor allem als Klarinettistin ein Begriff. Ihr musikalisches Diplom aber erwarb sie im Jahr 2011 an der Folkwang Universität Essen als Sopranistin. Nun hat sie mit "Sol nascente" ihr Debüt-Album vorgelegt und vereint darauf acht Bravour-Arien der Frühklassik, die zuvor noch nie auf Tonträger eingespielt wurden.

 Das Cover von Charlotte Schäfers Debüt-Album "Sol nascente".

Das Cover von Charlotte Schäfers Debüt-Album "Sol nascente".

Foto: WPR

Die titelgebende "aufgehende Sonne" als hoffnungsfrohes Sinnbild und der Furor wütender Frauen sind die Pole, zwischen denen Schäfer ihr weites Spektrum mitreißender Emotionen entfaltet. Denn sie ist nicht nur brillant in der Führung ihrer herausragenden Stimme, sondern vermag es darüber hinaus, die oftmals überbordende und egomanisch wirkende Verzierungslast der Koloraturarien in natürlich klingende Verzierungslust zu verwandeln. Bei aller gesangstechnischen Finesse, die sie unter anderem bei dem Countertenor Martin Wölfel schulte, kündet ihr Gesang vor allem von innerer Glut. Und diese Qualitäten vereinen sich zu hinreißender Virtuosität, zum Beispiel in "Tu di saper procura" aus Niccolo Jommellis "L'olimpiade" mit seinen weiten Sprüngen und halsbrecherischen Läufen. Respekteinflößend auch die Darstellung der inneren Kämpfe und der obsiegenden Wut der Dido in "Non ha ragione, ingrato" aus Guiseppe Sartis "Didone abbandonata". Schäfer überzeugt aber nicht nur als "junge Wilde", sondern auch in der differenzierten Interpretation der "Armida" von Tommaso Traetta, deren charakterliche Wandlung sie in zwei Arien nachvollzieht.

Natürlich geht es nicht ohne Mozart. Aspasias Arie "Al destin che la minaccia" des gerade mal 14-jährigen Salzburgers und dessen Kompositionen "O temerario Arbace .../ Per quel paterno amplesso" und "A Berenice.../ Sol nascente", die Mozarts Voranschreiten in die Klassik markieren, gelingen der Sopranistin ebenfalls meisterlich. Und zum Abschluss lässt sie den Zorn der Lucinda aus Niccolo Piccinnis "La cecchina", eigentlich einer Opera Buffa, die krönenden Funken schlagen.

Mit dem Ensemble "Neue Düsseldorfer Hofmusik" und dem musikalischen Direktor Michael Preiser findet die vokale Kunst der Charlotte Schäfer einen prächtigen instrumentalen Rahmen. Ein sorgfältig gestaltetes Booklet mit informativer Einführung in das Repertoire, den Originaltexten der Arien und deutschen Übersetzungen derselben rundet die in jeder Hinsicht empfehlenswerte Produktion ab.

Charlotte Schäfer, SACD Hybrid "Sol Nascente", World Premiere Recording/Ars Produktion, Ars 38 187, 21 Euro.

(RP)
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