Krefeld Wirbel um Facebook-Eintrag von Politikerin

Krefeld · UWG-Politikerin Rita Lübbars hat im Internet den Grünen-Ratsherrn Christoph Bönders aufs Übelste beschimpft. Er gehöre in die "Geschlossene". Bönders hatte einen Polizeieinsatz im städtischen Asylbewerberheim Siemesdyk hinterfragt.

 Rita Lübbars, auf Platz 3 der UWG-Liste für den Rat.

Rita Lübbars, auf Platz 3 der UWG-Liste für den Rat.

Foto: Strücken,Lothar

Eine schwere verbale Entgleisung der UWG-Politikerin Rita Lübbars im Internet-Portal Facebook sorgt derzeit im politischen Krefeld für Wirbel. Lübbars beschimpft dort den Grünen-Ratsherrn Christoph Bönders, nachdem dieser eine Polizei-Razzia im Asylbewerberheim Siemesdyk kritisch hinterfragt und angemahnt hatte, dass auch Kinder während der Razzia im Heim gewesen sein könnten — Bönders forderte "Kultursensibilität" beim Umgang mit den Asylbewerbern.

Wörtlich schreibt Lübbars bei Facebook (fehlerhafte Interpunktion und Rechtschreibung übernommen): "Herr Bönders, Sie machten mir immer schon den Eindruck nicht ganz dicht zu sein! Ich befürchte leider, dass dies in Ihrem Alter auch nicht mehr behandelnde ist. Aber es gibt ja auch noch die "Geschlossene" mit der "Hab mich lieb Jacke" und anderen Instrumentarien. Hat man eigentlich die Opfer gefragt, wie sie sich nach einem Überfall, Einbruch oder sonstiges fühlen??? Oder wie sich Kinder fühlen, wenn sie vor den Grundschulen angesprochen werden von unseren "Neuzugängen"! Beten Sie zu Gott, dass Sie nicht eines Tages selber Opfer sind — Sie.... (könnt euch alle was ausdenken)."

 Christoph Bönders, Ratsherr der Krefelder Grünen.

Christoph Bönders, Ratsherr der Krefelder Grünen.

Foto: T. L.

Rita Lübbars ist stellvertretende Vorsitzende der UWG, sitzt für die UWG im Bauausschuss und kandidiert auf der Ratsliste bei der nächsten Kommunalwahl auf Platz 3. Ihr Facebook-Eintrag ist inzwischen nicht mehr zu lesen — gelöscht hat sie ihn aber nicht, wie Lübbars zu Parteikollegen sagte. Ob sie ihre Wortwahl bedauere, fragte unsere Zeitung die Politikerin. "Dabei bleibe ich in jedem Fall, dazu kann ich stehen", sagte Lübbars. Im Bekanntenkreis sei sie oft angesprochen worden auf die Reaktion von Grünen-Ratsherr Bönders. Insbesondere das Wort der "Kultursensibilität" stoße ihr sauer auf, sagte Lübbars. "Zehn Prozent der Asylbewerber in diesem Heim sind wahrscheinlich kriminell. Da müssen doch auch die anderen 90 Prozent sauer sein und sich erheben."

Grünen-Politiker Christoph Bönders hat beim Parteitag in Dresden von dem Eintrag erfahren. Juristisch will er nicht dagegen vorgehen. Nachdem er Details zum Polizeieinsatz habe erfahren wollen und dies über die Presse öffentlich machte, habe er "massenhaft" Post bekommen. "Frau Lübbars Eintrag verbuche ich wie viele andere auch in der Rubrik Alltagsrassismus", sagt Bönders.

UWG-Parteichef Andreas Drabben zeigte sich erstaunt über die von Rita Lübbars verwendeten Formulierungen: "So etwas geht natürlich überhaupt nicht", sagte Drabben unserer Zeitung. Er hat bereits das Gespräch mit seiner Vorstandskollegin gesucht.

Oberbürgermeister Gregor Kathstede verurteilt die Wortwahl, sieht aber keine rechtliche Handhabe. "Wir haben dies prüfen lassen, es gibt keinen Paragrafen in der Gemeindeordnung, der Sanktionen für solche Fälle vorsieht. Die Art und Weise, wie hier formuliert worden ist, kann mindestens als schlechter Stil angesehen werden", teilte Kathstede mit.

(RP)
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