Kr Wie Krefeld Wo der Polizeipräsident recht hat - und wo nicht

Krefeld · Die ungewöhnlichste Einlassung der Woche war der empörte Zwischenruf von Polizeipräsident Rainer Furth zum Thema Straßenprostitution. Sein Zorn war verständlich, denn seine fachlich wohlbegründete Position, den Sperrbezirk nicht auszudehnen, ist ihm als Gleichgültigkeit gegenüber den stillen Grausamkeiten der Prostitution ausgelegt worden. Zu Unrecht.

 Krefelds Polizeipräsident Rainer Furth an seinem Schreibtisch.

Krefelds Polizeipräsident Rainer Furth an seinem Schreibtisch.

Foto: Thomas Lammertz

Die ungewöhnlichste Einlassung der Woche war der empörte Zwischenruf von Polizeipräsident Rainer Furth zum Thema Straßenprostitution. Sein Zorn war verständlich, denn seine fachlich wohlbegründete Position, den Sperrbezirk nicht auszudehnen, ist ihm als Gleichgültigkeit gegenüber den stillen Grausamkeiten der Prostitution ausgelegt worden. Zu Unrecht.

Nun könnte man es sich leichtmachen und auf wahlkämpfende Politiker schimpfen, zumal der Wahlkampf bereits nette Blüten treibt. Die SPD etwa schmettert wie einst Alexandra Lieder von den armen Baum-Freunden am Ostwall, um Stimmung gegen den Umbau der Haltestelle zu machen. Ratsfrau Anke Drießen-Seeger sprach tatsächlich davon, dass dort neun Bäume "sterben" müssten. Wer schluchzen kann, der schluchze und nehme weiter nicht zur Kenntnis, dass die Stadt für die neun bald verstorbenen Freunde 50 neue pflanzt.

Im Falle Furths greift man aber zu kurz, nur auf den Wahlkampf zu schimpfen. Furth hat in dem Pressegespräch mehrfach gesagt, er spreche nicht "für die Galerie". Das ist eben ein Irrtum, dem Spitzenbeamte und Fachpolitiker gerne verfallen. Ein Papier zu einem so aufwühlenden Thema wird natürlich auf der Galerie gelesen und diskutiert.

Die richtige Strategie ist nicht, die Galerie außen vor zu halten, sondern möglichst klar zu sprechen. Die Formulierung, die bei Furth für sich genommen missverständlich war, war die, dass der Straßenstrich "keinen herausragenden Problembereich" darstelle.

Für Fachleute war das Kriterium dieser Äußerung klar: aus polizeilicher Sicht, also unter den Aspekten Gefahrenabwehr und Strafverfolgung. Werden diese Kriterien nicht mitgedacht, wird der Satz sofort diffus und bekommt eine von Furth nicht im Ansatz intendierte Bedeutung. Furth hätte gut daran getan, diese heikle Stelle abzufedern und die polizeilichen Kriterien noch einmal zu erwähnen — zur Klarheit für die Galerie.

So tun Fachleute gut daran, gerade nicht darauf zu bauen, dass sie unter sich bleiben. Öffentlichkeit auf der Galerie ist auch keine Panne — sie ist gewollt in einer aufgeklärten Gesellschaft.

(vo)
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