Krefeld Wo im Jahr 500 Schulklassen die Natur treffen

Krefeld · Das Umweltzentrum feiert am Sonntag sein 25-jähriges Bestehen mit einem großen Fest.

 Volker Bahr, seit 25 Jahren Leiter des Umweltzentrums, berichtet über Erfahrungen mit den Kindern, die das Zentrum besuchen.

Volker Bahr, seit 25 Jahren Leiter des Umweltzentrums, berichtet über Erfahrungen mit den Kindern, die das Zentrum besuchen.

Foto: Lammertz

Seit 25 Jahren leistet das Umweltzentrum am Talring wertvolle Arbeit als außerschulischer Lernort: "Wir wollen Informationen über das Beziehungsnetz von Natur, Umwelt, Menschen und Technik vermitteln, Konflikte im Beziehungsnetz darstellen, nachhaltige Lösungsmöglichkeiten anbieten, Wege der Umsetzung aufzeigen und politisch aktive und selbstbewusste Bürger heranziehen", heißt es auf der Webseite des Zentrums. Dass dieses Angebot intensiv nachgefragt wird, bestätigen die Zahlen, die Volker Bahr nennt, seit fast 25 Jahren der Leiter des Umweltzentrums: "Es kommen im Jahr etwa 500 Schulklassen zu uns".

Die Kinder und Jugendlichen erwartet ein abwechslungsreiches Programm auf dem ehemaligen Gelände der "Duisburger Cementwarenfabrik", die 1899 gegründet und 1985 stillgelegt wurde. Auf rund 20 Hektar wird die Natur und Umwelt für die Kinder und Jugendlichen mit allen Sinnen erfahrbar und im Wortsinn begreifbar. Volker Bahr berichtet: "Wenn mir ein Lehrer hinterher sagt: 'Was Ihr hier den Kindern in drei Stunden vermittelt, dazu brauche ich im Klassenraum ein ganzes Schuljahr', das ist für uns ein schönes Kompliment."

 "Ich fand es ekelig, wie die Kröte aussah. Die hatte Pickel auf dem Rücken. Die Molche waren aber sehr süß": Das schrieb ein Junge nach dem Besuch im Umweltzentrum - unser Foto zeigt einen Molch.

"Ich fand es ekelig, wie die Kröte aussah. Die hatte Pickel auf dem Rücken. Die Molche waren aber sehr süß": Das schrieb ein Junge nach dem Besuch im Umweltzentrum - unser Foto zeigt einen Molch.

Foto: Nico Hertgen

Genauso freut sich Bahr über Fanpost von kleinen und größeren Besuchern, die an Projekten teilgenommen haben. So schreibt ein kleiner Junge: "Ich fand es ekelig, wie die Kröte aussah. Die hatte Pickel auf dem Rücken. Die Molche waren aber sehr süß". Etliche solcher "süßen Molche" hat auch eine Klasse am Anfang dieser Woche nach dem Regen des Wochenendes entdeckt.

Die Diplombiologin Katia Simon, die die Klasse geführt hat, erzählt: "Die Kinder konnten die Molche nicht benennen und haben gesagt, das seien Eidechsen oder Geckos." Überhaupt sei es zu beobachten, dass den Kindern in der Stadt häufig der Bezug zur Natur fehle. Man merke, dass die Kinder noch nicht oft im Wald gewesen seien. "Heute haben wir beispielsweise auffällig viele Weinbergschnecken gefunden - nach 36 Stück haben wir aufgehört zu zählen", schmunzelt Simon. "Das ist jetzt zwar kein seltenes Tier, aber in der Stadt sieht man es nicht so häufig. Das Erlebnis direkt mit dem Tier oder direkt in der Natur ist das, was die Kinder hier im Umweltzentrum am meisten packt. Sie sind mit voller Aufmerksamkeit dabei". Ein anderes Beispiel, das die Biologin anführt, ist der Waldmeister, eine Pflanze, die im Moment blüht: "Die Kinder kennen sie in der Regel nicht, erst über den Geruch kann ich für sie die Verbindung zwischen dieser Pflanze und dem grünen ,Glibbernachtisch' im Kühlregal herstellen".

Der 'Jugendreport Natur' von 2010 malte noch ein trauriges Bild von dem Naturverständnis der Kinder und Jugendlichen, aber das sieht Volker Bahr nicht ganz so schwarz: "Nein, das ist mir hier noch nicht begegnet, dass Kinder glaubten, alle Kühe seien lila." Was er aber wohl beobachtet: "Die Kinder haben heute eine sehr viel kürzere Aufmerksamkeitsspanne, da müssen wir unser Programm drauf abstimmen."

Und es sei wichtig, dass die Programme praxis- und handlungsorientiert abliefen. Ein schöner Abschluss des Energieparcours etwa ist der selbst zubereitete "Sonnentoast" aus der Solar-Kochkiste. Oder das selbst gefertigte Vollkornbrötchen aus dem Feldbackofen, das am Ende des Projektes "Vom Getreidekorn zum Brot" gebacken wird und für das vorher eigenhändig und recht mühselig das Korn mit einer Handmühle zu Mehl gemahlen wurde. Dazu gibt es leckeren Kräuterquark mit (Wild-)Kräutern aus dem Umweltzentrum - ein bleibender Eindruck. Volker Bahr betont abschließend: "Unser ganzes Programm funktioniert vor allem durch das tolle Team, das hier im Umweltzentrum zusammen arbeitet".

Großes Familienfest am Sonntag, 5. Juni, 11 bis 16 Uhr im Umweltzentrum, Talring 45. Infos unter www.umweltzentrum-krefeld.de. Anfahrt mit dem Bus der Linie 60 bis Endhaltestelle "Hülser Berg".

(RP)
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