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Krefeld Wohnstätte kündigt Mietverhältnis mit Sektenarzt Hopp

Krefeld · Die Wohnstätte Krefeld wird das Mietverhältnis mit dem per internationalem Haftbefehl gesuchten Hartmut Hopp kündigen. Das teilte am Mittwochmittag Thomas Siegert, Geschäftsführer der Wohnstätte, mit.

 In dieses Haus will Hopp mit seiner Familie einziehen.

In dieses Haus will Hopp mit seiner Familie einziehen.

Foto: Bastian Königs

Hopp, der lange Jahre in der Folterkolonie Colonia Dignidad in Chile gearbeitet hat und in Chile wegen Beihilfe zum Kindesmissbrauchs zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, war im Mai nach Deutschland geflohen. Vor knapp zwei Wochen hatte der 67-Jährige einen Mietvertrag zum 1. September mit der Wohnstätte für eine Wohnung im Stadtteil Linn unterzeichnet. "Wir wussten damals nicht, um wen es sich bei Hartmut Hopp handelt", betonte Siegert.

Ihm sei bewusst, dass sich die Wohnstätte juristisch in einer schwachen rechtlichen Position befinde. "Wir wollen aber mit der Kündigung ein Zeichen setzen. Unsere anderen Kunden sind durch den geplanten Einzug von Herrn Hopp stark verunsichert." Zieht Hopp nach der angegebenen Frist nicht aus der Mietwohnung aus, wird die Wohnstätte Räumungsklage erheben.

In Deutschland gilt Hopp als unbescholtener Bürger. Seine Taten wegen Beihilfe zum Kindsmissbrauch sind in der Bundesrepublik verjährt. Der deutsche Staat liefert seine Bürger nicht ans außereuropäische Ausland aus.

Am Dienstagmorgen hatte die Wohnstätte Hopp und seine Ehefrau zu einem Gespräch gebeten und dem Paar nahegelegt, vom Mietvertrag zurückzutreten. Sie seien in Krefeld nicht erwünscht. Bei dem Treffen hatte Hopp betont, dass er keine Möglichkeit sehe, von dem Vertrag zurückzutreten. Seine Wohnung in Willich sei bereits gekündigt, sonst habe er keine Anlaufstation. Auch am Mittwochmorgen gab es erneut ein Gespräch zwischen Wohnstätte und Hopp — erneut ohne Ergebnis.

Hopp leugnet in einer Stellungnahme alle Vorwürfe, die der chilenische Staat gegen ihn erhebt. Der enge Vertraute des Sektenführers Paul Schäfer betonte, er habe weder zu Kindesmissbrauch noch zu Menschenrechtsverletzungen Beihilfe geleistet oder sei daran beteiligt gewesen. In Colonia Dignidad habe er nie irgendeine offizielle oder inoffizielle Repräsentationsrolle gespielt. Hopp beschreibt sich in der Stellungnahme als guten Menschen: "Während der Jahre 1990 bis 1995 bin ich lediglich als Verteidiger der sozialen Arbeit des Hospitals, in dem mehr als 25.000 mittellose Chilenen der umliegenden Landbezirke über fast 30 Jahre kostenlose medizinische und chirurgische Versorgung erfahren hatten, aufgetreten."

Colonia Dignidad wurde durch zahlreiche Menschenrechtsverletzungen während der Diktatur von Auguste Pinochet berühmt. Während der Militärdiktatur wurde die Kolonie zu einer Operationsbasis des Pinochet-Geheimdienstes Dirección Nacional de Inteligencia. Der chilenische Staat ermittelt gegen Hopp auch wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und der Entführung von drei Menschen.

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