Fotos Wünsche der Krefelderinnen für den Berufseinstieg
Ihr Buch "Muttertier @ Rabenmutter", das Nives Mestrovic zusammen mit ihrer Freundin Sonja Liebsch schrieb, hat schon die zweite Auflage. Seit dem Erscheinen 2011 gab es bereits an die 100 Lesungen – wie jetzt beim Ladies Breakfast der VHS in Krefeld. Nives Mestrovic, 1971 in Mönchengladbach geboren, beobachtet bei vielen Frauen eine gewisse Schockstarre, wenn sie Kinder bekommen haben. Aus der kroatischen Heimat ihrer Eltern kennt sie nur, dass Frauen ein Jahr nach ihrer Babypause wieder in ihren alten Job einsteigen. In Deutschland müsse man sich erst fragen, wie man sich mit Kind organisiert. Die Politik verspricht, Beruf und Kinder ließen sich vereinbaren. "Da haben sie uns angelogen." Enttäuscht ist sie aber auch von den Frauenzeitschriften. Brigitte und Emma interessierten sich nicht für das Thema Frauen und Beruf. "Es fehlt eine richtige Frauenbewegung." Sie selber hat BWL studiert und hat eine Tochter.
Kerstin Kempken ist studierte Betriebswirtin und hat in Vertrieb und Marketing in Düsseldorf und Kleve gearbeitet. Nach der Elternzeit – ihre Kinder sind jetzt sechs und neun Jahre alt – möchte sie wieder in den Beruf einsteigen. Die 46-jährige Krefelderin sucht eine Arbeit im kaufmännischen Bereich, am liebsten in einem Umkreis von 30 Kilometern. Den Hinweis zum Frauen- frühstück bei der VHS bekam sie von der Agentur für Arbeit. Vieles, was dort vermittelt wurde, war ihr bereits bestens bekannt und zu wenig konkret. Was fehle, seien Lösungen. "Für Frauen gibt es Beratung über Beratung. Bei der Umsetzung stehen sie alleine da." Eine Frau, die Beruf und Kinder unter einen Hut kriegen will, brauche tatsächliche Hilfe. Es gebe 1000 Foren im Internet, mit denen Frauen sich weiterbilden können. Was aber wirklich fehle, sind die Teilzeit-Job-Angebote, die eine flexible Arbeitszeitregelung zuließen.
Cornelia Baumeister ist 30 Jahre alt und hat schon viel erreicht. Die gelernte Bankkauffrau hat Betriebswirtschaft studiert und bei der Westdeutschen Landesbank in Düsseldorf gearbeitet. Die junge Frau aus Willich war bei der WestLB mit Auslandsgeschäften beschäftigt, wickelte Garantien ab und erarbeitete Finanzierungen. Vor 14 Monaten bekam sie ihr Kind. Nach dem Mutterschutz war eine Weiteranstellung bei der WestLB nicht mehr möglich. Die Bank wurde abgewickelt, das Nachfolgeinstitut heißt Portigon. Für einen Neuanfang ist sie sehr flexibel. Sie befürchtet, dass sie es als Externe nicht leicht haben wird, bei einer anderen Bank einen Job zu finden, da meistens die eigenen Leute bevorzugt werden. Sie sucht einen Arbeitsplatz in einem Finanzinstitut in der Umgebung. Infrage kommen Krefeld, Mönchengladbach, Düsseldorf oder Duisburg. Auch bei der Arbeitszeit ist sie offen, Teilzeit sei schön, auch Vollzeit sei möglich.
Nein, als Rabenmutter sieht sich Katja Bernert nicht. Die 39-jährige Architektin aus Krefeld hat den Wiedereinstieg vor fünf Jahren geschafft. Sie arbeitet bei einem Hersteller textiler Architektur in Krefeld, hat dort Stadiendächer für Berlin und Frankfurt entworfen. Gesucht wurde eine Vollzeitkraft mit Reisetätigkeit. Obwohl sie das damals nicht bieten konnte, wurde sie genommen. Der Arbeitgeber ließ ihr die Freiheit, ihre Arbeitszeiten so zu gestalten, dass sie Arbeit und Familie vereinbaren konnte. Mit Kinderfrau, Familie und flexiblen Arbeitszeiten hat sie Beruf und Kinder vereinbaren können. Zwei ihrer vier Kinder hat sie erst bekommen, als sie dort arbeitete. Mit viel Energie hat sie sogar Vollzeit mit Reisetätigkeit geschafft, etwa eine Woche Messe in Brasilien. Jetzt will Katja Bernert wechseln. Sie möchte ihr Potenzial in einen neuen Job einbringen, in einem Architekturbüro, bei einem Hersteller oder Bauunternehmen.
Im Sommer letzten Jahres zog Julia Billinger mit ihrer Familie von Baden-Württemberg nach Kempen. Ihr Sohn Alexander ist drei Jahre alt und geht in den Kindergarten. Nachdem sich die Familie eingelebt hat, sucht sie einen beruflichen Neustart und besuchte voller Neugier das Ladies Breakfast von Volkshochschule, Agentur für Arbeit und Jobcenter. Die 33-Jährige ist staatlich geprüfte Betriebswirtin und hat vor der Babypause in einer Lohn-Finanzbuchhaltung gearbeitet. Doch für einen beruflichen Neustart sucht sie breit gestreut. Es müsse nicht wieder eine Buchhaltung sein, sondern könne auch eine andere Tätigkeit sein, etwa im Einkauf eines Industrieunternehmens oder im kaufmännischen Bereich. Um Beruf und Familie leicht unter einen Hut zu bekommen, sucht Julia Billinger am liebsten einen Teilzeit-Job. Die potenzielle Arbeitsstelle soll sich in einem Umkreis von 30 Kilometern befinden.