Krefeld Wunsch einer Highschool-Absolventin: Ein Besuch in Krefeld

Krefeld · Die Reise hat historische Tragweite. Denn es ist die Familie von Ilse Wolfson, die den Anstoß zum Bau der Krefelder Synagoge gegeben hat.

 Ingrid Schupetta, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld, zusammen mit Larry Wolfson aus Oakland mit seiner Nichte Tania und deren Tochter Carrisa.

Ingrid Schupetta, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld, zusammen mit Larry Wolfson aus Oakland mit seiner Nichte Tania und deren Tochter Carrisa.

Foto: Stadt Krefeld

Larry Wolfson aus Oakland hat mit seiner Nichte Tania und deren Tochter Carrisa die NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld besucht. Larry Wolfson ist ein Sohn von Ilse Wolfson, die als Ilse Meyer an der Friedrich-Ebert-Straße geboren wurde. Seit kurzem hat er die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Wolfsons haben über die Jahre Verbindung zu Krefeld gehalten. Bei einem Besuch 1971 entrüstete sich Ilse Wolfson, dass es kein Andenken an die große Krefelder Synagoge gebe. Der Ort war damals noch Parkplatz. Erst nach ihrer Intervention wurde das kleine Mahnmal am Platz an der Alten Synagoge aufgestellt. Larry hatte damals seine Mutter begleitet.

Der derzeitige Besuch geht auf ein Anliegen seiner Großnichte zurück. Sie durfte sich etwas wünschen, weil sie die Highschool gerade mit gutem Erfolg abgeschlossen hatte. Da sie sich besonders für Geschichte interessiert, wollte sie gerne die weite Reise nach Europa antreten und nach Familienorten in Berlin, wo der Großvater herkam, sowie in Krefeld suchen. Mit Hilfe der Gastgeberin Renate Starck waren sie in Anrath, auf dem Krefelder Friedhof und an der Kull, dem einzigen Ort, wo die jüdischen Kinder und Jugendlichen damals schwimmen konnten, nachdem ihnen der Besuch von Freibädern verboten worden war. Mit der Leiterin der Krefelder NS-Dokumentationsstelle, Ingrid Schupetta, und Wolfgang Reinke, Mitglied des Villa-Merländer-Vereins, fuhren sie an den Ort der zerstörten Innenstadt-Synagoge und sahen wenig später, was von der alten Synagoge auf die neue übertragen wurde: die Inschrift über dem Gebäude und die Fenster.

Vor der Villa Merländer entdeckten sie die Stolpersteine. Sibylle Kühne-Franken, Vorstandsmitglied des Fördervereins, erklärte, was Stolpersteine sind. Die drei Besucher waren angerührt von der Idee dieses großen kleinen Denkmals. Von der Villa ging es zum ehemaligen Haus der Familie Meyer, wo auch Stolpersteine für die Meyers gelegt werden sollen. Die jetzigen Hausbesitzer bejahten nicht nur das Anliegen, sondern baten die kleine Gruppe spontan in das Haus und in den Keller, wo einige Passagen baulich nie verändert worden waren. Besonders emotional war der Besuch des Gartens. Hier wurden mutmaßlich die letzten gemeinsamen Fotos der Familie gemacht. Die Großmutter Emilie Meyer konnte Krefeld nicht verlassen und wurde Opfer des Judenmords.

(RP)
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