Krefeld Zehn Pflegeheime citynah geplant - Stadt will Investitionen bremsen

Krefeld · Zahlreiche Voranfragen für den Bau von Pflegeheimen gibt es in Krefeld. Laut Stadt ist der Bedarf aber gedeckt. Die Stadt plant, unter anderem eine 14-Millionen-Investition im Südbezirk auszubremsen.

 Dieser Wohnkomplex soll anstelle der Hochhausbarracken im Südbezirk an der Alten Gladbacher Straße entstehen. Die Stadt denkt aber darüber nach, die Investoren auszubremsen.

Dieser Wohnkomplex soll anstelle der Hochhausbarracken im Südbezirk an der Alten Gladbacher Straße entstehen. Die Stadt denkt aber darüber nach, die Investoren auszubremsen.

Foto: Architekten Klaus Schwittay/ Bertold Schmitz

Ein politischer Beschluss auf Ratsebene könnte bald dafür sorgen, dass Investoren in Krefeld nicht alle ihre geplanten Seniorenwohnheime mit Pflegeplätzen tatsächlich bauen können. Im Dezember hatte der Stadtrat per Dringlichkeitsbeschluss entschieden, dass die Stadtverwaltung grundsätzlich den Bau von neuen Pflegeheimen mit stationären Pflegeplätzen steuern kann. Ein neues Landesgesetz macht die Intervention der Kommune möglich. Seitdem liegen in Krefeld Investitionen wie das geplante "Haus am Südpark", das anstelle der Hochhausbaracke an der Alten Gladbacher Straße entstehen soll, vorerst auf Eis.

Für 14 Millionen Euro sollte an der Alten Gladbacher Straße ein Seniorenwohnpark mit Pflegeplätzen errichtet werden. Bis zu 160 Pflegeplätze könnten dort entstehen, wie Sozialamtsleiter Wolfram Gottschalk unserer Redaktion erklärte. Das Problem: "Es gibt im Südbezirk faktisch keinen Bedarf, wir haben dort ausreichend Pflegeplätze." Die Stadt hat Gründe für ihr Vorgehen: Sie befürchtet, dass sie die Pflegeplätze auf Umwegen mitfinanzieren muss. Klaus Schwittay, Architekt des geplanten Wohnkomplexes, ist dennoch überrascht: "Wir haben bereits einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Wir wären überrascht, wenn die Stadt Zusagen nicht einhält." Er warte derzeit auf die Abrissgenehmigung.

In der Bezirksvertretung West allerdings äußerten die Politiker Kritik am Vorgehen der Stadt. Sie bremse Entwicklung im Südbezirk, hieß es.

Laut Gottschalk haben derzeit rund zehn Investoren Interesse am Bau von Seniorenwohnheimen mit Pflegeplätzen überwiegend im citynahen Bereich angemeldet. Bei 80 Pflegeplätzen pro Haus bedeute dies, dass insgesamt 800 neue Pflegeplätze entstehen. "Der Bedarf ist für die nächsten Jahre gedeckt", sagt Gottschalk. Er weiß um die juristische Problematik: "Mehrere Investoren haben bereits angekündigt, ihre Bauprojekte auf juristischem Wege durchsetzen zu wollen."

Bis 31. März 2015 will die Stadt nun einen Pflegebedarfsplan erstellt haben, aus dem hervorgehen soll, in welchen Stadtteilen es noch Pflegebedarf gibt. "Wenn es überhaupt Bedarf gibt, dann in Stadtteilen wie Fischeln, Bockum oder Gartenstadt", sagt Gottschalk. Bis dahin werden keine Bauvorhaben genehmigt. Zuletzt war eine Seniorenresidenz im Bismarckviertel gebaut worden, an der Gutenbergstraße wird citynah das Seniorenwohnheim "Seidenweberei" errichtet.

Grundsätzlich will die Stadt keine Investitionen verhindern. Allerdings finanziert die Stadt Pflegeheime im Querverbund mit. Wenn ein älterer Mensch, der nicht über ausreichendes Einkommen oder Vermögen verfügt, ins Pflegeheim kommt, trägt die Stadt auch die Kosten für die Unterkunft, das Pflegewohngeld, zahlt also an das Pflegeheim. Mindestens 50 Prozent der Pflegeplätze im Altenheim würden bisher durch das Sozialamt finanziert, sagt Gottschalk. Die Krefelder Stadtdirektorin Beate Zielke sagte zuletzt im Stadtrat, dass pro 80-Betten-Haus 1,2 bis 1,5 Millionen Euro jährlich von der Stadt bezahlt werden müssen.

Dem Argument, dass man den Investoren die Freiheit lassen könne, dort zu bauen, wo sie wollen, hält Gottschalk eine Beobachtung entgegen: Wenn Pflegeplätze entstehen, dann seien sie meist auch belegt. Dies erhöhe die Kosten für die Stadt. Generell sei es Bestreben des Landes und auch der Stadt, dass Senioren möglichst lange selbstständig wohnen können.

Stadtdirektorin Beate Zielke begrüßt es zuletzt im Ausschuss, dass die Stadt nun mehr Interventionsmöglichkeiten hat. Die Stadt könne dann Einfluss darauf nehmen, dass die Investoren quartiersbezogen Leistungen anbieten.

Final zwischen den Dezernaten abgestimmt ist die Bedarfsplanung aber noch nicht. Aus stadtgestalterischem Blickwinkel mache es natürlich Sinn, wenn die Hochhausruine an der Alten Gladbacher Straße verschwindet, sagt Wolfram Gottschalk.

(RP)
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