Krefeld Zinnfraß beseitigt: Klais-Orgel klingt wie neu

Krefeld · Nach großer Reinigung ist das Instrument in der Dionysiuskirche bereit für den neuen Konzertzyklus, der am 24. April beginnt.

Die Königin mag keine Feuerlöscher. Als vor drei Jahren Teelichter in der Dionysiuskirche einen kleinen Brand auslösten, waren die Flammen schnell gelöscht. "Aber die Chemikalien des Feuerlöschers und der Kerzenruß hatten sich auf den weichen Zinnpfeifen der Orgel abgesetzt. Und das verursachte mit der Zeit Zinnfraß", sagt Regionalkantor Andreas Cavelius. In der kirchenmusikalischen Saure-Gurken-Zeit nach Neujahr ist die Klais-Orgel bis jetzt gründlich gereinigt worden - ein aufwändiges Unterfangen: 4000 Pfeifen wurden ausgebaut, mit Lauge gereinigt und mit feiner Stahlwolle aufpoliert. "Jetzt ist der Klang so schön wie neu", sagt Cavelius. Mit etwas Verspätung kann nun das Konzertjahr in der Citykirche beginnen: Den Internationalen Orgelzyklus eröffnet Cavelius am Sonntag, 24. April, um 16.30 Uhr.

Zu neun Konzerten bis zum Jahresende haben sich namhafte Interpreten angesagt. "Es haben sehr viel mehr Organisten ihr Interesse geäußert, die Klais-Orgel zu spielen, als ich unterbringen könnte", sagt Cavelius. Der Ruf des Instruments, das schmeichelweich den gesamten Raum füllt und tiefe Frequenzen nicht im Hall verwässert, schallt weit über die Landegrenzen hinaus. Cavelius ist stolz, dass Isabelle Demers, eine der in Nordamerika gefragtesten Virtuosinnen, sich für ein Gastspiel eingeladen hat: Am 24. Juli spielt sie ein hochkarätiges Programm von Bachs Trio-Sonate G-Dur (BWV 530) bis zu William Walton (1902-1983). Der gute Ruf der Orgel in der Dionysiuskirche ist unbezahlbar. Denn die Konzerte des Orgelzyklus wie die "Orgelmusik zur Marktzeit" ist für Besucher gratis. "Wir finanzieren uns durch Spenden und Kollekte", sagt Cavelius.

Max Reger, dessen Todestag sich zum 100. Mal jährt, taucht im Programm mehrfach auf - bevorzugt aber mit seinen weniger bekannten Kompositionen. Auf außergewöhnliche Klangerlebnisse legt Cavelius als Programmmacher Wert. So spielen die internationalen Interpreten auch zeitgenössische Musik aus ihrer Heimat. Und Cavelius hat sich zwei große Aufgaben vorgenommen: Die ersten beiden Konzerte, 24. April und 22. Mai, sind Louis Viernes "Pièce de fantaisie" vorbehalten: Die 24 Fantasien des berühmten blinden Organisten von Notre Dame, der die Sonne nie gesehen hat, aber das Gefühl auf der Haut so wundervoll in Klang übersetzt, sind hier noch nie "am Stück" aufgeführt worden.

Ein Pflichttermin für Bach-Freunde ist der 6. November. Dann spielt Cavelius die komplette "Kunst der Fuge" - Contrapunctus I bis XVIII. Dazu gibt es eine Einführung am 2. November.

(RP)
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