Krefeld Zoo setzt seinen Tieren Wanzen auf - als Blutsauger für den Arzt

Krefeld · Nashornbulle Usoni und andere Krefelder Zootiere sind jetzt für wenige Minuten verwanzt worden. Ein Wuppertaler Zoologe benötigt das Tierblut für Forschungen im Rahmen seiner Doktorarbeit.

 Südamerikanische Raubwanzen aus dem Zoo Wuppertal helfen Krefelds Zootierärztin Dr. Stefanie Markowski bei der Blutabnahme.

Südamerikanische Raubwanzen aus dem Zoo Wuppertal helfen Krefelds Zootierärztin Dr. Stefanie Markowski bei der Blutabnahme.

Foto: Zoo Krefeld

Die Tiere im Zoo Krefeld sind jetzt "verwanzt" worden - die Aktion geschah ganz im Dienste der Wissenschaft. Die Krefelder Zootierärztin Dr. Stefanie Markowski hat für die Blutentnahme bei schwierigen Patienten aus dem Zoo Wuppertal jetzt zehn südamerikanische Raubwanzen bekommen. Ihr Zookollege André Stadler ist dort als Kurator für den Zootierbestand verantwortlich und hat die Blutgewinnung mittels Raubwanzen etabliert. Im Rahmen seiner Doktorarbeit forscht er weiter und wird nun von der Krefelder Zooveterinärin unterstützt.

Hintergrund: Den meisten Zootieren kann nur unter Narkose gefahrlos Blut abgenommen werden. Wie beim Menschen geben die Blutwerte auch bei Tieren wichtige Hinweise auf Krankheiten. Somit ist eine Blutgewinnung bei Störungen des Allgemeinbefindens manchmal unerlässlich. Daher wurden im Krefelder Zoo dem Nashornbullen Usoni und einigen weiteren größeren Tieren, denen unter Normalbedingungen nur schwer Blut abgenommen werden kann, die etwa sieben Zentimeter großen Raubwanzen an dünnen Hautstellen aufgesetzt. Nach etwa fünf Minuten haben sich die blutsaugenden Insekten vollgesaugt und fallen ab.

Aus dem Körper des Insekts kann nun das Blut gewonnen und in ein Labor zur Untersuchung eingeschickt werden. Für eine Diagnose anhand von Blutwerten ist es wichtig, von einer Tierart so viele Vergleichswerte wie möglich zu haben. Hierfür arbeiten die Zoos auf wissenschaftlicher Ebene eng zusammen.

Wanzen kennt man in Europa nur als fingernagelgroße Insekten. Weltweit sind 40 000 verschiedene Wanzenarten bekannt - nur etwa 1000 davon leben in Europa. Die meisten der Wanzen saugen den Saft der Pflanze aus, sind also für den Menschen ungefährlich. Die Raubwanzen wiederum sind in Südamerika weit verbreitet und sind unter anderem Überträger der Chagas-Krankheit. Sie saugen meistens nachts bei Menschen Blut und übertragen mit ihren Ausscheidungen Parasiten, die die Chagas-Krankheit auslösen. Experten warnen zwar, dass der Biss einer Raubwanze beim Menschen, die gegen den Speichel der Wanze allergisch sind, einen Schock auslösen kann - mit Folgen wie Ohnmacht, Durchfall, Fieber, Ausschlag und Atembeschwerden.

 Während Nashornbulle Usoni von Tierpfleger Knut Nielsen gefüttert wird, kann sich die Raubwanze an seiner Nase festsaugen.

Während Nashornbulle Usoni von Tierpfleger Knut Nielsen gefüttert wird, kann sich die Raubwanze an seiner Nase festsaugen.

Foto: Zoo Krefeld

Die Wanzen aus dem Zoo Wuppertal aber, so versichert die Krefelder Zoosprecherin Petra Schwinn, seien unter sterilen Bedingungen für den Zweck der Blutentnahme gezüchtet und seien daher für den Menschen und die Tiere ungefährlich.

(sep)
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