Krefeld Zu Gast im Künstlerhaus am Stadtwald

Krefeld · Die Ratsfraktion der Grünen hatte zu einem Besuch des Atelierhauses von 1908 eingeladen.

 Im Eingang drängen am Samstag die letzten der rund 40 Besucher in das von Joseph Olbrich entworfenen und vom Künstlerpaar Frank Esser und Jutta Wittmann bewohnte Haus an der Hüttenallee.

Im Eingang drängen am Samstag die letzten der rund 40 Besucher in das von Joseph Olbrich entworfenen und vom Künstlerpaar Frank Esser und Jutta Wittmann bewohnte Haus an der Hüttenallee.

Foto: Thomas Lammertz

Mehr als 40 Gäste haben sich am Samstag auf Einladung der Ratsfraktion der Grünen ein Bild vom Leben und Arbeiten im Atelierhaus an der Hüttenallee gemacht. Das Künstlerpaar Frank Esser und Jutta Wittmann hatten ihre Tür geöffnet, um den Besuchern einen Einblick in das reizvolle Denkmal am Stadtwald zu gewähren.

 Blick ins Innere des Hauses, das Albert Oetker der Stadt geschenkt hatte - mit der Auflage, dass es ausschließlich an Künstler vermietet wird.

Blick ins Innere des Hauses, das Albert Oetker der Stadt geschenkt hatte - mit der Auflage, dass es ausschließlich an Künstler vermietet wird.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Der Krefelder Architekt und Vorsitzende der Krefelder Baudenkmalstiftung, Klaus Reymann, wies mit viel Enthusiasmus auf die Besonderheiten des 1908 nach den Plänen des berühmten Baumeisters Joseph Olbrich errichteten Künstlerhauses hin. Von dem ursprünglichen Konzept, an dieser Stelle eine Künstlerkolonie zu bauen, wurde nur dieses eine Atelierhaus verwirklicht, in das als erster der Maler Johann Thorn Prikker, wenn auch nur kurz, einzog. Der damalige Bauherr, Kommerzienrat Albert Oetker, schenkte das Gebäude der Stadt mit der Auflage, es ausschließlich an Künstler zu vermieten; die Pachterlöse sollten in die Instandhaltung fließen. Als vor sieben Jahren Frank Esser und Jutta Wittmann dort zusammen mit ihrem Sohn Fynn einzogen, war ersichtlich, dass die Stadt ihren Aufgaben lange nicht nachgekommen war. Davon zeugten zahlreiche Feuchtigkeitsschäden, ein marodes Dach, desolate Fenster und dergleichen mehr. Um das Haus bewohnbar zu machen, waren viele Sanierungsschritte, abgestimmt mit der Denkmalbehörde, nötig. Unterstützung kam von Klaus Reymann, der seine Sachkenntnisse und Fördermittel der Krefelder Baudenkmalstiftung bereit stellte. Inzwischen ist das Dach neu gedeckt, alle Wände sind von schädlichem Latex befreit und mit Silikatfarbe gestrichen, die Fenster und die zweiflügelige Eingangstür originalgetreu wiederhergestellt und mit Doppelverglasung versehen. Weitere Arbeiten wie die Trockenlegung der restlichen Fundamente, die Entfernung des falschen Anstriches und den Wiedereinbau des nördlichen Atelierdachfensters stehen noch auf der Liste.

Trotz aller Schwierigkeiten, die mit dem Wohnen in einem sanierungsbedürftigen Denkmal einhergehen, genießen Frank Esser. Jutta Wittmann und Sohn Fynn Leben und Arbeiten in dem mehr als hundertjährigen Kleinod. Seit einiger Zeit bietet das Künstlerpaar Mal- und Kreativkurse für Kinder und Erwachsene an, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Heidi Matthias, Initiatorin der Stadtspaziergänge der Grünen, resümiert, dass trotz aller finanzieller Engpässe die Stadt ihre Denkmale nicht vernachlässigen dürfe. "Sie sind ein kostbares Gut, bedeutsame Zeugnisse unserer Geschichte und machen nicht zuletzt den Charme Krefelds aus. Sie zu verlieren, können wir uns nicht leisten."

(RP)
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