Krefeld Zum 1. Mai: Konflikte mit Unternehmern werden härter

Krefeld · Zum 1. Mai erinnern die Gewerkschafts-Vertreter traditionell an die Rechte der Arbeitnehmer. Trotz sinkender Arbeitslosigkeit und leichtem Rückgang der Anzahl an Minijobbern in den vergangenen zwei Jahren sind die Gewerkschafter mit der allgemeinen Arbeitssituation in Krefeld alles andere als zufrieden.

 Ein eingespieltes Team: Manja Wiesner, Frowin Jaspers, Bernd Börgers, Ralf Köpke, Mahir Sahin und Dominik Jejkal (v.l.).

Ein eingespieltes Team: Manja Wiesner, Frowin Jaspers, Bernd Börgers, Ralf Köpke, Mahir Sahin und Dominik Jejkal (v.l.).

Foto: bk

Sorgen bereitet ihnen schon seit längerem die KFZ-Branche. Bernd Börgers, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Krefeld, kämpft nach eigenen Angaben seit Jahren dafür, den Mitarbeitern besonders der Krefelder Autohäuser eine tarifvertragliche Bezahlung zu ermöglichen. Meist jedoch erfolglos. "Tölke & Fischer und Opel Baggen sind die Einzigen mit Tarifvertrag. Alle anderen Autohäuser befinden sich außerhalb der Tarifbindung, das heißt, sie zahlen nach Gutdünken", sagt Börgers.

Bei der Kundgebung am 1. Mai im Stadtgarten wird das Sorgenkind der Gewerkschaft Thema sein. Gerade auch, weil der Nachwuchs laut DGB unter der schlechten Bezahlung leidet. "Heute will deswegen doch keiner mehr KFZ-Mechatroniker oder Ähnliches werden. Dabei war dieser Beruf früher für Jugendliche sehr attraktiv", weiß Börgers.

Die Sorgen der Jugend stehen in diesem Jahr bei der Veranstaltung zum "Tag der Arbeit" im Vordergrund. Um die Probleme der jungen Arbeitnehmer dreht sich deshalb auch die Mai-Ansprache, die diesmal nicht, wie sonst üblich, von einem prominenten Redner gehalten wird. "Wir werden zehn Thesen für eine bessere Welt vorstellen, die jeweils von einem jungen Aktiven vorgetragen werden. Vielfältig wie die Themen, die von Bildung über Rechtspopulismus bis hin zu den Wahlen reichen, werden auch die Redner die Vielfalt der jungen Gewerkschafter präsentieren und aus verschiedenen Kulturen kommen. Wir wollen aber keine langen Reden halten, sondern kurz und knackig bleiben", erklärt Dominik Jejkal, Jugendsekretär IG Metall.

Frowin Jaspers, Jugendsekretär Verdi Bezirk Linker Niederrhein, ergänzt: "Befristete Verträge im öffentlichen Dienst sind besonders bei den unter 35-Jährigen ein wichtiges Thema, da fast jedes fünfte Arbeitsverhältnis davon betroffen und die Situation für die jungen Arbeitnehmer sehr belastend ist. Aber auch die Entwicklung der Rente ist für die Jungen interessant, da sie ja davon betroffen sein werden."

Richtiggehend sauer wird DGB-Chef Ralf Köpke, wenn er an die großen, weltweit agierenden Unternehmen denkt, die sich in Krefeld angesiedelt haben, seiner Erfahrung nach bei Arbeitnehmerrechten das deutsche Rechtssystem aber nicht anerkennen oder schlichtweg ignorieren. Eine solche Firma sei Cargill. "Sie mussten deswegen schon vor Gericht. Trotzdem ignorieren sie das Urteil und machen einfach weiter wie bisher", ärgert sich Köpke und wettert: "Arbeitgeber dieser Couleur verhalten sich genauso wie Erdogan. Sie meinen, Demokratie höre an ihrer Werkstür auf. Dem ist aber nicht so!"

Ein weiteres schlechtes Beispiel ist für Köpke das Unternehmen "Fressnapf", wo es nach seinen Informationen aktuell sogar zu Kündigungen von mehreren Mitarbeitern gekommen sein soll, die einen Betriebsrat gründen wollten. Positive Beispiele kennt der Gewerkschafter aber auch. So habe Primark in Krefeld inzwischen einen Betriebsvertrag.

Die entstaubte Version der Traditionsveranstaltung, die seit 30 Jahren im Stadtgarten stattfindet, beginnt am Montag um 11 Uhr mit einer Demo. Unter dem Motto "Wir sind viele. Wir sind eins" wollen die Gewerkschafter ein Zeichen gegen rechte Tendenzen in der Gesellschaft setzen und für ein friedliches Miteinander aller Kulturen werben.

Die Demonstration startet am DGB-Haus an der Virchowstraße 130a und wird begleitet von der Bergmannskapelle Rheinpreußen. Um 12 Uhr kommen die Teilnehmer des Umzuges im Krefelder Stadtgarten an. Köpke lobt in diesem Zusammenhang die "unkomplizierte Zusammenarbeit mit der Stadt" und die "tolle Atmosphäre" im Park. An 45 Ständen können sich die Besucher - erwartet werden rund 4000 - nicht nur über die Gewerkschaften, sondern auch über die Arbeit von Initiativen und Verbänden informieren. "Natürlich werden auch fast alle Parteien vor Ort sein, es ist Wahlkampf", sagt Köpke.

Besonders viel wird diesmal beim Maifest ab 13 Uhr für Kinder und Jugendliche geboten. So gibt es ein Kinderfest der Falken, Live-Musik von "Exclusive" und eine Show des Tanzstudios Mine. Offiziell endet der Tag um 17 Uhr. Köpke: "Es werden aber wie immer viele bleiben, auch wenn die Musik längst aus ist."

(RP)
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