Krefeld Zwangsräumung: Bericht zeigt Ausmaß der Gefahr für Bewohner

Krefeld · Es war eine spektakuläre Aktion: Zwei Häuser an der Seidenstraße waren im September zwangsgeräumt worden. Ein Bericht der Stadt zeigt, warum.

 September 2017: 50 Polizeibeamte, zehn Mitarbeiter der Stadt und ein Brandsachverständiger der Feuerwehr räumen und begutachten die Häuser Seidenstraße 31 und 33.

September 2017: 50 Polizeibeamte, zehn Mitarbeiter der Stadt und ein Brandsachverständiger der Feuerwehr räumen und begutachten die Häuser Seidenstraße 31 und 33.

Foto: Lothar Strücken

Müll, Gerümpel, Schimmel, Ratten - ein Bericht der Stadt zeigt jetzt, warum die Behörden im September zu einer drastischen Maßnahme gegriffen und die Häuser Seidenstraße 31 und 33 zwangsgeräumt haben. Das Haus Nr. 31 ist sogar dauerhaft gesperrt worden. Im Brandfall wäre es eine Todesfalle gewesen.

Demnach fehlten dort vor allem Brandschutzvorrichtungen; zudem lagerten in dem Haus "große Mengen" von brennbarem Material wie Müll und Sperrmüll (sogenannte "Brandlasten"). Konkret fehlten der sogenannte "erste Rettungsweg" durch den nicht zu entrauchenden Treppenraum und Brandschutzabschottungen des Treppenraums zu einigen Wohnungen und Kellern. Auch ein zweiter Rettungsweg war nicht vorhanden.

Zudem nennt die Stadt eine elektrische Anlage, die offensichtlich unfachmännisch angebracht war und nach Einschätzung der Fachleute eine Brandgefahr darstellte. Auch die hygienischen Zustände wurden als "offensichtlich ungesund" eingestuft: Dazu zählten Schimmel in den Wohnungen und "erheblicher Rattenbefall im Keller". Die Mängel in Haus Nr. 33 waren nicht so gravierend; so wurde das Gebäude auch nicht dauerhaft gesperrt. Insgesamt traf die Polizei in beiden Häusern seinerzeit 36 Personen an, 31 waren gemeldet, fünf nicht. Bewohnt waren beide Häuser vorwiegend von Bulgaren und Rumänen; die Behörden hatten sich per Dolmetscher mit den Bewohnern verständigt.

Der Anteil an Bulgaren und Rumänen an der Bevölkerung ist in Krefeld in den vergangenen Jahren ständig gewachsen. Nach Auskunft der Stadt liegt der Anteil der ausländischen Bevölkerung in Krefeld bei insgesamt 15,9 Prozent; 82 Prozent davon kommen aus Europa; jeweils 30 Prozent aus Süd- und Osteuropa sowie aus der Türkei. Der Anteil an Türken geht dabei zurück. Der Bericht der Stadt findet sich in einer Vorlage für die nächste Sitzung des Bauausschusses am 24. Januar, in der es um den Umgang der Stadt mit "Problemimmobilien" geht. Die Stadt möchte am Modellprojekt "Problemimmobilien" teilhaben - mit Fördergeldern in Höhe von sechs Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre. Mit dem Geld sollen heruntergekommene Immobilien gekauft, saniert und weiterverkauft werden. Das Modell funktioniert in anderen Städten gut und ohne Verluste für die Stadt. Inzwischen wurden 40 Problemimmobilen identifiziert. Zudem sieht die Stadt eine Anhäufung verwahrloster Gebäude im südlichen Bereich der Innenstadt, südlich im Bereich Lehmheide sowie östlich im Bereich Schinkenplatz.

(vo)
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