Krefeld Zwei italienische Opern als Familiensaga

Krefeld · Mit Mascagnis "Cavalleria rusticana" und Puccinis "Gianni Schicchi" startet morgen die Theaterspielzeit im Großen Haus

 Explosion der Farben: Puccinis Oper "Gianni Schicchi" wird in die schrillbunten 60er Jahre verlegt - etwa 35 Jahre nach "Cavalleria rusticana". So soll aus zwei Opern eine Familien-Soap-Opera werden.

Explosion der Farben: Puccinis Oper "Gianni Schicchi" wird in die schrillbunten 60er Jahre verlegt - etwa 35 Jahre nach "Cavalleria rusticana". So soll aus zwei Opern eine Familien-Soap-Opera werden.

Foto: Matthias Stutte

Der Grund, einmal etwas so zu machen, wie es nicht üblicherweise gehandhabt wird, ist manchmal ganz naheliegend. Als der Spielplan für die jetzt startende Theatersaison erstellt wurde, wünschte sich Operndirektor Andreas Wendholz Pietro Mascagnis Opern-Einakter "Cavalleria rusticana" mal nicht mit Leoncavallos "Bajazzo" zum abendfüllenden Programm zu kombinieren. Regisseur Francois De Carpentries war begeistert: "Es müssen nicht immer zwei musikalische Tragödien sein. Die Kombination mit einer Komödie ist viel spannender", sagt er. Zur Cavalleria gesellt sich nun Puccinis "Gianni Schicchi". Beide hat De Carpentries mit einer Handlungsklammer versehen, so dass die Einakter wie eine Familiensage daherkommen als Geschichte zweier Clans, die einander schon lange bekämpfen. Mit dem Doppelabend beginnt die Spielzeit morgen Abend im Großen Haus.

Die Kombination lag für den Regisseur, der mehrfach am Gemeinschaftstheater inszeniert hat (zuletzt "Manon"), auf der Hand: Puccini (1858-1924) und Mascagni (1863-1945) waren eng befreundet und haben trotz des Altersunterschieds zusammen studiert. "Es gab natürlich die berufliche Rivalität. Aber es gab auch große gegenseitige Einflüsse", erzählt der Regisseur. Und beide Stücke passen nicht nur im musikalischen Klang zusammen, sondern auch thematisch. Es geht um zwei Facetten Italiens im 20. Jahrhundert: um die tiefe Armut in Süditalien und den enormen Reichtum in Norditalien; über den Gottesglauben in "Cavalleria", der zum Konsum kippt. In "Gianni Schicchi" geht es nur noch um Geld. "Cavalleria rusticana" ist große Chor-Oper: Turiddu kehrt vom Militärdienst heim. Lola, seine Verlobte, ist inzwischen mit Alfio verheiratet. Er wendet sich Santuzza zu, lässt sie jedoch prompt fallen, als Lola sich wieder für ihn interessiert. Der gehörnte Alfio fordert Turiddu zum Duell. Die Geschichte haben De Carpentries, Karine Van Hercke (Kostüme) und Siegfried E. Mayer (Bühne) in der schwarz-weißen Welt der 1930er Jahre verortet.

Für "Gianni Schicchi" springen sie in die nächste Generation: die schrillbunten 1960er Jahre. "Es ist eine Zeit, in der die Farben explodieren, aber auch die Egos", sagt der Regisseur. Die Verwandtschaft jammert am Totenbett von Buoso Donati. Doch die Trauer gilt dem Vermögen des Toten, das ihnen durch die Lappen zu gehen droht. Intrigen und bitterböse Pläne sollen das verhindern - und am Ende siegt das größte Schlitzohr: Gianni Schicchi.

Die "Cavalleria" basiert auf einer Novelle von Giovanni Verga, dem Begründer des Verismus. Es ist Sozialliteratur, die die Not auf dem Lande thematisiert. "In den Dörfern scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, man findet nur noch Alte. Die Jungen sind abgewandert in die Städte", sagt Karine Van Hercke. "Deshalb habe ich mir gewünscht, dass der Chor sehr, sehr alt sein soll." So bildet er einen weiteren Kontrast zum zweiten Teil.

Premiere Samstag, 17. September, 19.30 Uhr, Theater Krefeld. Kartentelefon: 02151 805125.

(RP)
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