Kreis Heinsberg 2016 mehr Gewalt gegen Polizisten

Kreis Heinsberg · Im Vorjahr legte die Gewalt gegen Polizisten im Kreis Heinsberg um mehr als 50 Prozent zu. Auch in diesem Jahr gehen die Angriffe weiter. Meist sind es Routineeinsätze, die eskalieren.

Kreis Heinsberg: 2016 mehr Gewalt gegen Polizisten
Foto: dpa, obe;hae sab

Gewalt gegen Polizisten, ob psychisch oder physisch, hat eine neue Dimension erreicht. Zwei Jahre hintereinander hatte im Kreis Heinsberg die Anzahl der Widerstandshandlungen gegen Polizisten bei 45 gelegen - im Vorjahr legte sie um mehr als 50 Prozent zu. "Gewalt gegen Polizisten hat es immer gegeben. Für diesen Anstieg könnte die steigende Respektlosigkeit gegenüber der Polizei, Feuerwehr und den Rettungskräften im Allgemeinen eine Erklärung sein", schilderte Polizeisprecher Karl-Heinz Frenken auf Anfrage unserer Redaktion.

Kreis Heinsberg: 2016 mehr Gewalt gegen Polizisten
Foto: Kreis Heinsberg (Archiv)

71 Widerstandshandlungen gegen ihre Beamten registrierte die Kreispolizei Heinsberg für das Jahr 2016. Und auch in diesem Jahr gehen die Angriffe weiter. "Beispielsweise wurden an Rosenmontag mehrere unserer Kollegen angegriffen", berichtet Frenken. Die Anzahl der Verletzungen, die Polizisten bei den Angriffen erlitten, sei ebenfalls nicht unerheblich: "2016 waren es 28, wobei Gott sei Dank niemand schwer verletzt wurde - das war in den Vorjahren schon mal anders."

Die Anlässe, bei denen die Polizisten angegriffen werden, sind unterschiedlich. Dabei sind Demonstrationen, wie vermutet werden könnte, nicht die größten Konfliktherde. Karl-Heinz Frenken schildert Situationen, in denen Routineeinsätze förmlich eskalieren: "Die Polizisten werden zu Fällen von häuslicher Gewalt oder Ruhestörung gerufen, und wenn sie dann schlichten wollen, wendet sich plötzlich das Blatt, und alle wenden sich gegen die Polizisten." Meist passiere dies, wenn Gewalt schon beim Einsatzanlass eine Rolle spielte und wenn bei den Personen am Einsatzort zuvor größere Alkoholmengen geflossen seien.

Vulgärste Beschimpfungen, aber auch massive Drohungen gegen die Polizisten, sogar gegen Familienangehörige, werden ihnen in solchen Fällen entgegengeschleudert. Meist kommt es Frenken zufolge zur Verquickung mehrerer Delikte, wie von Beleidigung mit körperlicher Gewalt, "wobei in erster Linie getreten und geschlagen wird. Strafrechtlich gesehen sprechen wir von Tatbeständen der Beleidigung, Nötigung, Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Im Polizeialltag wird gegen die Aggressoren neben der Ursprungstat, wodurch der Polizeieinsatz überhaupt erforderlich wurde, auch eine Strafanzeige wegen der begangenen Delikte gegenüber den Polizisten erstattet." Meist sind solche Aggressoren männlich, ergibt Frenkens Blick in die Einsatzberichte und Statistiken der Polizei im Kreis Heinsberg. Das Geschlecht der Beamten, die angegriffen werden, spiele hingegen keine Rolle: "Die Anzahl attackierter Polizistinnen und Polizisten steht im Verhältnis zur Anzahl von Polizistinnen und Polizisten in unserer Behörde."

Mit Sorge sieht auch Landrat Stephan Pusch die Angriffe auf seine Mitarbeiter. "Dass Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte bei der Ausübung ihres Berufs, den sie zum Schutz und zum Wohl anderer Menschen ausüben, angegriffen werden, ist nicht akzeptabel!"

Künftig soll in Deutschland nicht nur Gewalt bei Festnahmen oder Verkehrskontrollen bestraft werden, sondern schon, wenn die Arbeit von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften gestört wird. Der Strafrahmen soll mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren verschärft werden.

(spe)
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