Hückelhoven 2018: Hückelhoven CO2-neutral

Hückelhoven · Die WEP hat ein ehrgeiziges Ziel: "Wir wollen Hückelhoven in etwa acht Jahren energetisch gesehen auf hundertprozentige CO2-Neutralität bringen." Fernwärme boomt, in Ratheim soll ein Biomassekraftwerk entstehen.

Die Weltklimakonferenz in Kopenhagen hat sich vergeblich bemüht, zentral die Reduzierung des CO2-Ausstoßes auf dem Globus zu reduzieren. Dezentral geht das dagegen sehr wohl, wie die Produktion von Fernwärme und Strom durch die Wärme-, Energie- und Prozesstechnik GmbH (WEP) in Hückelhoven zeigt: CO2-neutral im Biomasseheizkraftwerk.

Und die WEP ist zudem ein Beispiel für die Wandlung eines Unternehmens, das Primärenergie verbrauchte, zu einem Unternehmen, das Biomasse, Holzabfall und Straßengrün, Schnitt von Bäumen und Sträuchern verbrennt und damit allein bei der Fernwärme und der Kopplung mit Strom 52 000 Tonnen CO2 pro Jahr gegenüber der Kohle spart. "Wir wollen Hückelhoven in etwa acht Jahren energetisch gesehen auf hundertprozentige CO2-Neutralität bringen." So lautet die Aussage der WEP-Geschäftsführer Klaus Brücher und Josef Kremer.

Neuausrichtung nach Zechen-Aus

1983 wurde die WEP als Tochtergesellschaft der damaligen Steinkohlenzeche (Anthrazit) Sophia-Jacoba gegründet, um den Hausbrandkohleabsatz durch Vermarktung von Heizungsanlagen und technischem Knowhow zu fördern. Die WEP wurde nicht wie die Zeche 1997 geschlossen, sondern richtete sich mit dem Wegfall der Kohle neu aus. So stehen am Standort Schachtgelände 1/3 in Hückelhoven zwei Biomasseheizkraftwerke, die Heißwasser für das existierende Fernwärmenetz und gleichzeitig Strom nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz produzieren. Und dass man da auf das richtige Pferd gesetzt hat, wurde in den Energiepreiskrisen, vor allem bei Öl und Gas der vergangenen beiden Jahre, deutlich. Die Fernwärme war Anfang 2009 bis zu 20 Prozent billiger als Gas, die WEP verzeichnete 2008 und 2009 einen regelrechten Boom mit jeweils 300 Neukunden.

Seit einigen Monaten vermarktet die WEP auch Strom. 400 Neukunden lassen sich mit Strom des Stadtwerkekonzerns Dinslaken beliefern, zu dem die WEP gehört, also einem Kommunalunternehmen, die derzeit ohnehin eine Renaissance erleben. Insgesamt will die WEP auch mit einem in Ratheim neu zu bauenden Biomassekraftwerk 40 000 Tonnen CO2 vermeiden helfen. Umgerechnet rund 4000 Wohneinheiten sind derzeit an die Fernwärme angeschlossen, das Potenzial reicht für nahezu 10 000.

Ersparnis: 65 000 Jahrestonnen

Rechnet man, dass für jeden Haushalt rund fünf Tonnen CO2 für Strom und Heizung jährlich bei anderen Energieträgern anfallen, kommt man für Biomasse auf eine Jahresersparnis in Hückelhoven von 65 000 Jahrestonnen. Lokal ist also möglich, was global noch auf sich warten lässt. Frage des Tages

(RP)
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