Kreis Heinsberg 8000 Kilometer für den guten Zweck

Kreis Heinsberg · Hans-Jörg Koch und Pascal Abels bringen 1000 gebrauchte Brillen, 5000 Kugelschreiber und 100 Beatmungsmasken für Krankenhäuser bei Wohltätigkeits-Rallye nach Gambia.

 Dreieinhalb Wochen sind die Teilnehmer der Wohltätigkeits-Rallye durch Europa und Afrika unterwegs.

Dreieinhalb Wochen sind die Teilnehmer der Wohltätigkeits-Rallye durch Europa und Afrika unterwegs.

Foto: DIETER BAEURLE

8000 Kilometer durch acht Länder, zwei Gebirgszüge und eine Wüste, dreieinhalb Wochen unterwegs: Hans-Jörg Koch, Unternehmer in Hückelhoven, und sein Mitarbeiter Pascal Abels brechen im November zur Benefiz-Rallye Dresden-Dakar-Banjul auf. Bis dahin sammelt das Duo noch Spendengelder und gebrauchte Brillen.

Koch steckt zurzeit mitten in den Vorbereitungen. "1500 Euro fehlen uns noch", erzählt der 53-Jährige, der in den nächsten Wochen zum ersten Mal Großvater wird. Mindestens 10.000 Euro wird das Chef-Angestellter-Gespann aus eigener Tasche investieren - die Kosten für Zoll- und Visa-Gebühren, Benzin, Verpflegung, ihre Rückflüge nach Deutschland und für Ersatzteile, darunter vier Reifen: für Kochs alten Ford Mondeo, mit dem die beiden von Dresden aus an den Start gehen.

Kochs Schwiegersohn ist vom Fach, hat als gelernter Kfz-Mechaniker das in die Jahre gekommene Auto gründlich gecheckt und mehrere Reparaturen vorgenommen. Der Wagen soll schließlich nicht nur auf der dreiwöchigen Fahrt nach Afrika durchhalten. "Der bleibt anschließend in Gambia." Auf einem Sportplatz der gambischen Hauptstadt Banjul wird der Ford Mondeo für den guten Zweck versteigert. Der Erlös kommt zu 100 Prozent Hilfsprojekten zugute, die Jugendlichen eine Ausbildung anbieten. In einer Kfz-Werkstatt, einer Näherei, Bäckerei sowie Schreinerei werden die Mädchen und Jungen auf das Berufsleben vorbereitet.

"Es wird ein Abenteuer, und wir freuen uns darauf", sagt Koch, der Rafting-, Kanu- sowie Kajaktouren auf der Rur ("Mit Paddel & Pedale") organisiert, die in Hückelhoven-Hilfarth oder Linnich starten. Im Internet las der 53-Jährige von der ungewöhnlichen Hilfstour, die der Dresdener Verein Breitengrad bereits seit zwölf Jahren alle sechs Monate auf die Beine stellt. Etwa 30 Zweier-Teams aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden haben sich bereits für den nächsten Start angemeldet. Unter dem bezeichnenden Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" sollen mit mitgeführten Hilfsgütern diverse Projekte, Schulen oder Krankenhäuser unterstützt werden. Koch und sein Mitarbeiter Pascal Abels haben sich fest vorgenommen, 1000 gebrauchte Brillen in Afrika abzuliefern. 600 haben sie schon sammeln können. Diese Idee begeisterte auch Wassenbergs Bürgermeister Manfred Winkens. Im Rathaus an der Roermonder Straße ließ er eine Abgabestelle für die in Gambia dringend benötigten Sehhilfen einrichten.

Auch an den drei Anlegestellen an der Rur, die Treffpunkt für Kunden von "Mit Paddel & Pedale" sind, werden Brillen für Afrika entgegengenommen. Samstags und sonntags in Linnich von 8.45 bis 10.15 Uhr, in Hilfarth an der Rurbrücke von 11 bis 13.20 Uhr sowie zwischen 13.30 und 16 Uhr in Orsbeck. "Ich kann schon an nichts anderes mehr denken, frage jeden Kunden nach Brillen", gesteht Hans-Jörg Koch augenzwinkernd.

Viel Platz für Gepäck wird den beiden Männern, welche die Sahara durchqueren, nicht bleiben. Je ein Rucksack für persönliche Sachen muss reichen. Auf Komfort müssen die Rallye-Teilnehmer komplett verzichten. Geschlafen wird im Zelt, sanitäre Anlagen gibt es selten. Dass Mitarbeiter Pascal Abels gelernter Rettungsassistent ist, wird nicht nur dem eigenen Team, sondern womöglich auch anderen Teilnehmern im Ernstfall zugutekommen. "Dafür kennen sich dann andere mit Autoreparaturen aus, wenn mal was ist", erklärt Koch, der mit seiner Familie lange Zeit in Kanada gelebt hat. Platz im Fahrzeug muss auch noch für 60 Liter Ersatz-Sprit sein. Auf Tankstellen können Koch und der 39-jährige Abels vor allem in der Sahara nicht hoffen. Zusätzlich werden sie 60 Liter Wasser, Werkzeug sowie Ersatzteile mit sich führen, Schreibblöcke für Schulen in Gambia, 5000 Kugelschreiber, 100 Beatmungsmasken für Krankenhäuser und 42 Handys eines Aachener Mobilfunkgeräteherstellers, die an Ärzte und Klinikpersonal verteilt werden. Auch ohne ausreichende Netzabdeckung werden die Handys sehr nützlich sein. "Sie verfügen", wie Koch erläutert, "zusätzlich über CB-Funk." Ein Orsbecker überreichte Koch zudem noch einen beleuchteten Schulglobus.

"Wir sind voller Enthusiasmus. Wir werden ankommen", verspricht der im Selfkant lebende Unternehmer. Dringend gesucht werden derzeit noch neben Fenster-Folien zum Schutz vor zu starker Sonneneinstrahlung Sponsoren, die das "Team Wüste-Paddler", wie sich Koch und sein Mitarbeiter nennen, unterstützen möchten. Neben einem Sponsorenvertrag bietet der "Mit Paddel & Pedale"-Chef dafür Reiseberichte von unterwegs sowie Werbeaufkleber auf seinem Auto an.

(cb)
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