Kreis Heinsberg Ausbilden für Pflege der Zukunft

Kreis Heinsberg · Mit einem vom Land geförderten Modellprojekt wollen zwei Einrichtungen Lernende besonders unterstützen. Auszubildende sollen Lehrjahre erfolgreich gestalten und möglichst im Beruf bleiben.

 Ein Beruf, der auch Freude macht: Im "Haus Berg" wendet sich die Auszubildende Betül Cakir zwei Bewohnerinnen zu, um mit ihnen anhand alter Zeitschriften eine gedankliche Zeitreise zu unternehmen.

Ein Beruf, der auch Freude macht: Im "Haus Berg" wendet sich die Auszubildende Betül Cakir zwei Bewohnerinnen zu, um mit ihnen anhand alter Zeitschriften eine gedankliche Zeitreise zu unternehmen.

Foto: JÜRGEN LAASER

Die "Ausbildungsoffensive Altenpflege Heinsberg" haben die St. Gereon Seniorendienste Brachelen und die Franziskusheim gGmbH Geilenkirchen mit einem Workshop in Haus Berg gestartet. Das von der Fachkräfte-Initiative NRW geförderte Modellprojekt soll "besondere Zielgruppen in der Altenpflege" bei ihrer Ausbildung unterstützen - ein Weg, dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. "Besonders wichtig ist uns, nicht nur die Fachkompetenz der Auszubildenden zu verbessern, sondern auch die Begeisterung für den Beruf und die Empathie für die Pflegebedürftigen zu fördern", betonten einmütig Bernd Bogert (St. Gereon) und Hanno Franken (Franziskusheim).

In der Region zwischen Aachen und Euskirchen soll es in 15 Jahren etwa 69 000 Pflegebedürftige geben und einen Mehrbedarf an 9100 Kräften in Kranken- und Altenpflege. "Selbst wenn die Zahl der Heimbewohner durch Quartierbildung und mehr ambulante Pflege verringert werden kann, ist klar, dass die Zahl qualifizierter Fachkräfte weiter steigen muss", erklärte am Dienstag in Haus Berg Dr. Paul Fuchs-Frohnhofen vom Forschungsinstitut MA&T. Die private Beratungs- und Qualifizierungseinrichtung begleitet den Prozess, in dem die beiden Pflegeeinrichtungen herausarbeiten wollen, welche Art Unterstützung nötig ist, um allen Auszubildenden einen erfolgreichen praktischen und theoretischen Ausbildungsabschluss zu ermöglichen. 252 zusätzliche Absolventen in der Altenpflege wollen St. Gereon (200) und Franziskusheim (52) zwischen 2015 und 2017 über den eigenen Bedarf hinaus ausbilden.

"Wir sind eine kirchliche Einrichtung und wollen auch Leuten ein Angebot machen, die auf dem Arbeitsmarkt sonst nicht unterkommen würden", unterstrich Bernd Bogert. Das erste halbe Jahr bedeute schulisch und praktisch eine Hürde. "Unterstützung brauchen Einige in Deutsch, beim Nachholen fachlicher Inhalte, aber auch in Kerneigenschaften wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit", so Bogert weiter. Am Anfang steht ein DRK-Schwesternhelferinnen-Kursus (110 Theorie-Stunden): "Wir wollen Menschen eine Perspektive geben." Fertige Altenpflegekräfte bringen es laut Bogert auf ein Vollzeit-Gehalt von 2200 Euro. Im Franziskusheim durchlaufen Bewerber ein Auswahlverfahren mit Schnuppertagen auf Stationen. Hanno Frenken: "Bei 120 Bewerbungen bleiben 20 bis 30 übrig, die dann ausgebildet werden."

250 000 Euro investieren die Einrichtungen in das Projekt, die gleiche Summe kommt vom Land und aus der EU. "Berichte über Skandale in der Pflege vermitteln ein Bild schlechter Arbeitsbedingungen", sagte Dr. Fuchs-Frohnhofen. Das Projekt soll Azubis ihr Arbeitsumfeld positiv erleben lassen - und so das Fachkräftepotenzial erhöhen.

(RP)
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