Heinsberg Begas Haus hat ambitionierte Pläne

Heinsberg · Rund 5000 Besucher kamen im ersten Halbjahr in das nach Umgestaltung neu eröffnete Heinsberger Museum. Museums-Kustos Wolfgang Cortjaens spricht von einer guten Bilanz und interessanten Plänen für die nächsten Jahre.

 Gut angenommen wird das Begas Haus vom Publikum. Bei der Eröffnung fotografiert eine Besucherin Oscar Begas' Bildnis seiner Mutter Wilhelmine (1842). Carl Joseph Begas' Sohn arbeitete eng mit dem Vater zusammen.

Gut angenommen wird das Begas Haus vom Publikum. Bei der Eröffnung fotografiert eine Besucherin Oscar Begas' Bildnis seiner Mutter Wilhelmine (1842). Carl Joseph Begas' Sohn arbeitete eng mit dem Vater zusammen.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Das "Kreismuseum Heinsberg" ist tot - es lebe das "Begas Haus - Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg". So ließe sich pointiert umreißen, was sich Mitte März bei der Eröffnung des in vier Jahren erweiterten und umgestalteten Hauses an der Heinsberger Hochstraße präsentierte. Wie ausführlich berichtet, zeigt sich der um Haus Lennartz vergrößerte Museumskomplex nicht nur in neuem Gewand, sondern mit komplett neuem Konzept. In den Mittelpunkt gerückt wurde das Werk der vier Generationen umfassenden Künstlerfamilie Begas (auch Begasse), deren 1794 in Heinsberg geborener Stammvater Carl Joseph Begas d.Ä. und zwei seiner Söhne zu den bedeutenden Künstlern des 19. Jahrhunderts gehören. Damit verzahnt wurde die Regionalgeschichte der Zeit in der Region Heinsberg.

Heinsberg: Begas Haus hat ambitionierte Pläne
Foto: Jürgen Laaser

Das neue Konzept, das mit Audio- und Medienstationen Kunst- und Zeitgeschichte veranschaulicht, scheint beim Publikum anzukommen. "Rund 5000 Besucher in den ersten sechs Monaten sind ein sehr guter Schnitt und haben unsere Erwartungen übertroffen", resümiert Museums-Kustos Dr. Wolfgang Cortjaens im RP-Gespräch.

Groß sei vor allem das Interesse von Besuchergruppen. Allen voran natürlich geschichtlich interessierte Menschen aus dem Kreisgebiet, etwa von den Heimatvereinen. Aber auch Museumspädagogen aus Köln interessierten sich schon für die Präsentation von Kunst und Geschichte im Begas Haus.

Eine Gruppe von zehn kunsthistorisch und pädagogisch geschulten Honorarkräften hat das Haus für Führungen gewinnen können. "Unser Ziel ist natürlich, die Breitenwirkung noch weiter zu erhöhen", sagt Cortjaens. Während Projekte für Kinder - spezielle Führungen und aktuell ein "Kulturrucksack"-Ferienangebot - bereits laufen, steckt die Zusammenarbeit mit Schulen, die ebenfalls auf der Agenda steht, noch in den Anfängen.

Das Begas Haus soll sich weiterentwickeln. In Kürze wird die erste Wechselausstellung im neuen Haus eröffnet: "Heimatfront 1914-1918" zeigt Selbstzeugnisse von Kriegsteilnehmern aus dem Kreis Heinsberg. Künftig sollen regelmäßig weitere Schauen zu bildender Kunst und Historie folgen.

Für 2016 ist die Eröffnung einer archäologischen Abteilung im historischen Kellergewölbe des Museums geplant, Schätze der regionalgeschichtlichen Sammlung von der Steinzeit bis zum frühen Mittelalter werden aus dem Depot geholt.

Besondere Akzente will das Begas Haus künftig auch mit Ausstellungsthemen setzen: Dabei richtet sich der Blick beispielsweise auf das nächste Heinsberger Gitarrenfestival. "Musik spielte im Leben der Familie Begas nämlich eine Rolle", sagt Cortjaens. Musik- und Kunstgeschichte ließen sich etwa durch die Präsentation historischer Instrumente gut verbinden.

Von der "Zukunftsmusik" zurück zur Aktualität. Als zentrale Aufgabe bezeichnet Cortjaens die Erweiterung der Sammlung und die Begas-Forschung. Und er berichtet vom Ehrgeiz des Hauses, zur zentralen Forschungsstelle für den Familiennachlass der Begas-Sippe zu werden. Die Chancen stehen gut, denn es bestehe ein enger Kontakt zu den Nachfahren der Familie in Düsseldorf und Darmstadt, die kartonweise private Briefwechsel und andere Dokumente der Begas-Familie dem Heinsberger Museum zukommen lassen. Dass es sich hierbei keineswegs um Banales handelt, betont Cortjaens. Aufschlussreich sei etwa die Korrespondenz des Malersohnes Oscar nicht nur in kunsthistorischer Hinsicht, sondern auch durch regionale Akzente: Dokumentiert werden dort auch Heinsberg-Besuche und die Verbindung zur Verwandtschaft auf Haus Herb bei Dremmen.

Gerade steht Cortjaens wieder vor einer Dienstreise nach Berlin, der zentralen Wirkungsstätte von Begas dem Älteren und seiner bekanntesten Künstlersöhne Oscar (Maler, später Akademiedirektor), und Reinhold (Bildhauer der Kaiserzeit).

Die Museen und Archive der Bundeshauptstadt sind immer wieder Anlaufstelle für die Heinsberger Museumsleute. Etwa das Stadtmuseum Berlin, das Tagebücher von Oscar Begas besitzt. Das Heinsberger Museum freut sich über eine Abschrift dieses Dokuments von 1907 aus Familienbesitz. Sie werde gerade in Aachen digitalisiert, berichtet Cortjaens. "So hoffen wir, dass wir in Zukunft interessante Dokumente der Begas-Familie auch im Internet veröffentlichen können."

(RP)
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