Fotos Besuch im Jugendgefängnis Heinsberg
In der Justizvollzugsanstalt in Heinsberg sitzen derzeit 390 junge Männer zwischen 14 und 24 Jahren. Der Ausländeranteil liegt bei knapp 40 Prozent, bei den U-Haftplätzen noch etwas höher. Die Gruppe der 14- bis 24-jährigen Gefängnisinsassen ist nach Meinung von Experten anfälliger für radikal-islamisches Gedankengut.
In Heinsberg setzt man daher auf ein Integrationskonzept und Prävention. In der Justivollzugsanstalt arbeiten seit Beginn des Jahres zwei Integrationsbeauftragte.
Einer von ihnen ist Ralf Schuhwirt. Der Justizbeamte arbeitet seit 2008 in Heinsberg. Er ist Ansprechpartner für Kollegen und Gefängnisinsassen gleichermaßen. Außerdem sucht er Kontakte zu muslimischen Gemeinden im Umkreis.
Mustafa Doymus ist einer von vier Islamwissenschaftlern im Dienste des NRW-Justizministeriums. Doymus ist Jahrgang 1979 und kam Anfang der 90er Jahre als kurdischer Flüchtling in die Bundesrepublik. Als Experte berät er Haftanstalten in NRW zum Thema Radikalisierung hinter Gitter, er prüft bei Zellendurchsuchungen beschlagnahmte Schriften, erarbeitet Präventionsangebote und schult Gefängnismitarbeiter.
Deutschlehrerin Ute Oberhagemann unterrichtet acht Schüler in Deutsch als Fremdsprache. Von acht bis zwölf Uhr geht der Unterricht in der JVA. Nur wer Deutsch spricht, kann auch in den Werkstätten arbeiten. Alle Schüler sprechen unterschiedliche Muttersprachen und lernen unterschiedlich schnell. Außerdem ist die Fluktuation hoch. Häufig kommen neue Schüler dazu, andere werden entlassen.
Die JVA hat einen neuen Gebetsraum gebaut, damit die muslimischen Gefangenen einen eigenen Ort für ihr Freitagsgebet haben. Jeden Freitag kommt ein sicherheitsüberprüfter Imam in die JVA und hält das Freitagsgebet, seine Predigt ist auf Deutsch. Etwa ein Drittel der Gefangenen der JVA hat bei Haftantritt angegeben, Muslim zu sein. Die Angabe der Religionszugehörigkeit ist freiwillig.
Ameen Mustafa (re.) arbeitet als Integrationshelfer im Jugendgefängnis. Der 30-Jährige kam Anfang 2016 als Flüchtling nach Deutschland. Zuvor arbeitete er als Englischlehrer und Dolmetscher in Syrien. Er spricht sechs Sprachen: Neben Deutsch auch Arabisch, Türkisch, Kurdisch, Englisch und Farsi. Im Gefängnis begleitet er fremdsprachige Häftlinge zu Arztbesuchen oder erklärt ihnen in der Werkstatt, wie sie die Maschinen korrekt benutzen. Frank Theißen (li.) ist seit sieben Jahren als Meister im Werkdienst der JVA tätig. Er ist gelernter Installateur. Er unterweist den syrischen Gefangenen A. (21) darin, wie er die Dekupiersäge benutzt, ohne sich zu verletzen.
A. markiert auf dem Metallplättchen zunächst, wo er schneiden muss. Der 21-jährige Syrer wurde von der Polizei gefasst, als er Drogen von den Niederlanden über die deutsche Grenze schmuggelte. Frank Theißen lobt den 21-Jährigen für seine Arbeit. Obwohl er noch nicht gut Deutsch spricht, schaue er sich viel ab und lerne schneller als so manch anderer.
Lena Lender und Ralf Schuhwirt, die beiden Integrationsbeauftragten der JVA, leiten seit April den Ethik-Unterricht. Bis zu acht Gefängnisinsassen treffen sich jeden Mittwoch und sprechen über den Islam und das politische System der Bundesrepublik. Auch ein Imam begleitet den Unterricht.
In diesem Zellentrakt findet in einem Gruppenraum der Ethik-Unterricht statt.
Die Islamwissenschaftler Mustafa Doymus (hinten Mitte) und Luay Radhan (re.) besuchen den Ethik-Unterricht, weil sie ihn auch anderen Haftanstalten empfehlen wollen. Die sechs jungen Männer zwischen 18 und 21 Jahren kommen mittlerweile gerne zu den Gesprächsrunden.