Kreis Heinsberg Bezugsscheine für Jodtabletten

Kreis Heinsberg · Aus Sorge um die nahen belgischen Atomreaktoren: Zum Jahresende soll im Kreis Heinsberg eine Vorverteilung von Jodtabletten erfolgen. Landrat rechnet mit 18.000 Interessierten. Kommunen bekommen Vorräte für den Schadensfall.

 Landrat Stephan Pusch hat sich in diesen Tagen unmissverständlich zu den Kernkraftwerken in Belgien positioniert. Er druckte sich ein Plakat "Stop Tihange" aus und fügte hinzu: "Das werde ich wohl aufhängen! Und ich würde mich über jeden freuen, der auf diese Weise seinen Protest gegen den weiteren Betrieb der Atommeiler in Tihange und Doel deutlich macht!" Die Datei zum Ausdruck unter www.stop-tihange.org.

Landrat Stephan Pusch hat sich in diesen Tagen unmissverständlich zu den Kernkraftwerken in Belgien positioniert. Er druckte sich ein Plakat "Stop Tihange" aus und fügte hinzu: "Das werde ich wohl aufhängen! Und ich würde mich über jeden freuen, der auf diese Weise seinen Protest gegen den weiteren Betrieb der Atommeiler in Tihange und Doel deutlich macht!" Die Datei zum Ausdruck unter www.stop-tihange.org.

Foto: Kreis Heinsberg

Lieber wäre es Landrat Stephan Pusch, wenn der marode und störanfällige Atomreaktor im belgischen Tihange abgeschaltet würde. Da das derzeit allerdings nicht zu erwarten ist, bereiten sich die Landkreise Heinsberg, Düren, Euskirchen sowie Aachen und die Städteregion darauf vor, Jodtabletten an ihre Bevölkerung verteilen zu können, um auf einen Schadensfall vorbereitet zu sein. Landrat Stephan Pusch informierte am Dienstagabend den Kreisausschuss, dass die Vorverteilung spätestens zum Jahresende erfolgen soll. Erwartet wird, dass etwa 18.000 Menschen im Kreisgebiet von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Vorbereitet wird vom Kreis und von den Kommunen zusätzlich die Verteilung im Schadensfall, damit zwölf Stunden danach alle weiteren bezugsberechtigten Bürger mit Jodtabletten versorgt werden können.

Das Landesministerium für Inneres und Kommunales hat wie berichtet der Konzeption zur Vorverteilung und Verteilung im Ereignisfall von Jodtabletten inzwischen zugestimmt. Nun können die weiteren organisatorischen Abstimmungen in der Region Aachen vorgenommen werden. Landrat Pusch berichtete nach Gesprächen mit den zehn kreisangehörigen Kommunen von großen Herausforderungen.

Personen, die jünger als 46 Jahre oder schwanger sind, werden die Möglichkeit bekommen, an der Vorverteilung teilzunehmen. Nach einem Aufruf vonseiten der Kreisverwaltung können sie ab Jahresende eigeninitiativ postalisch oder online einen Bezugsschein beantragen, der gegen Vorlage in einer teilnehmenden Apotheke für den Bezug einer jeweils vorab geprüften Menge von kostenfreien Jodtabletten berechtigt. Dort werden eine umfassende Beratung erfolgen und zusätzliches Informationsmaterial ausgegeben. Landrat Pusch rechnet damit, dass die Vorverteilung drei Monate andauert: "Derzeit leben im Kreis Heinsberg etwa 120.000 bezugsberechtigte Personen. Nach Feststellung des Landesinnenministeriums ist davon auszugehen, dass circa 15 Prozent der Bezugsberechtigten, das heißt etwa 18.000 Personen, von diesem Angebot Gebrauch machen werden."

Obwohl das Land Nordrhein-Westfalen den Katastrophenschutzbehörden die Jodtabletten kostenfrei zur Verfügung stellt, entstehen sowohl in der Kreis- als auch in den Kommunalverwaltungen "nicht unerhebliche Kosten", berichtete Stephan Pusch, die sich jedoch noch nicht abschließend schätzen ließen. Entstehen würden sie aufgrund der zu bearbeitenden Bezugsberechtigungen und der Erstattung des Kostenaufwandes der Apotheken.

Ein hoher Aufwand wird Pusch zufolge auch betrieben werden, um auf die Verteilung von Jodtabletten im Schadensfall vorbereitet zu sein. "Kern der Konzeption ist die vorgesehene dezentrale Lagerung in den Kommunalverwaltungen und das Einrichten von Ausgabestellen, zum Beispiel in Wahllokalen." 21 Stunden nach dem Ereignis könnte sich radioaktives Material freisetzen, hat das Bundesamt für Strahlenschutz Pusch zufolge angegeben, aber: "In unserem Konzept gehen wir vorsichtshalber von zwölf Stunden aus. In dieser Zeit sollen der Transport und die Verteilung der Jodtabletten erfolgen.

Bereits jetzt ist deutlich erkennbar, dass die dezentrale Lagerung und die Ausgabeplanung in den Städten und Gemeinden für den Ereignisfall einen hohen Verwaltungsaufwand nach sich ziehen." Er stehe darüber mit den Bürgermeistern in Kontakt: "Sobald die konkrete Ausarbeitung der Verteilpläne vorliegt, werde ich diese den Vertretern der Städte und Gemeinden vorstellen. Die dann noch auf Kreisebene zu ergänzenden Planungen werde ich mit den Kommunen und unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten abstimmen." Für die Bevölkerung in der Region Aachen sei eine Informationsbroschüre geplant, die voraussichtlich nach den Osterferien verteilt werde.

(spe)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort