Heinsberg Das Innere zeigen wir in der Kleidung

Heinsberg · In der Objekt- und Installations-Ausstellung "Der Spiegel der Königin" setzt sich die Künstlerin Ji-Hyun Bae mit der menschlichen Innenwelt auseinander. Zu sehen ist die Schau beim Kunstverein Heinsberg im Horster Hof.

 Ji-Hyun Bae zeigt beim Kunstverein Heinsberg im Horster Hof, wie Kleidung dem Menschen dazu dient, sich zu inszenieren. Ihre Kunstwerke legen das Spannungsfeld zwischen eigenem Willen und tatsächlicher Realität offen.

Ji-Hyun Bae zeigt beim Kunstverein Heinsberg im Horster Hof, wie Kleidung dem Menschen dazu dient, sich zu inszenieren. Ihre Kunstwerke legen das Spannungsfeld zwischen eigenem Willen und tatsächlicher Realität offen.

Foto: Renate Resch

Zwei elegant gearbeitete Kleider stehen im Zentrum der Ausstellung "Der Spiegel der Königin". Die Künstlerin Ji-Hyun Bae positioniert ein weißes Kleid hängend über einem am Boden liegenden Spiegel. Welches Geheimnis verbirgt sich in diesem Kleid? Erst beim Blick in den Spiegel erkennt der Besucher dessen Innenwelt. In den Unterrock ist das Bild unserer Erde schwarz eingemalt und umspannt den Kreis des Rockes invertiert mit ihrem Abbild. Das mit leicht glänzendem schwarzen Stoff gearbeitete zweite Kleid ist liegend arrangiert. Das Konstrukt des Unterrockes gibt das Innenleben preis. Die Silhouette der Erde wird sichtbar.

Der Ausstellungstitel gibt Hinweise auf die Intention der Künstlerin. Es geht um unser inneres Bild. Der Spiegel im Märchen Schneewittchen zeigt der Königin nicht lediglich ihr Spiegelbild, er zeigt ihr inneres Wesen, die Realität. Die Königin möchte die Schönste im ganzen Land sein. Da ihr das nicht gewährt wird, möchte sie alles dafür tun. Ein Kampf zwischen Wille und Realität wird sichtbar.

Diese Metapher lässt sich auf die Wirklichkeit übertragen. Die Menschen begehren, fehler- und makellos zu sein. "Der Wille des Menschen, vollkommen sein zu wollen, und die Realität, die es keinem Menschen gewährt vollkommen zu sein, kollidieren miteinander. Da der Mensch diese beiden in Konkurrenz setzt", erläutert die Künstlerin. Der Mensch reflektiere Innen- und Außenwelt und definiere sich darin. Manches verberge er, weil es nicht zu dem Bild passe, das er von sich preisgeben möchte.

Die Installationen von Ji-Hyun Bae befassen sich mit Kleidung. Sie ist das Symbol des Lebens und gibt dem Menschen die Möglichkeit, seine Eigenschaften zu zeigen. Die Art und Weise, wie wir uns kleiden und nach außen darstellen, ist eine Selbstinszenierung. Wir präsentieren uns mit unserem Gewand, zeigen damit unsere Individualität.

Diese Aussagekraft unserer Kleidung wurde der Künstlerin bewusst, als sie während ihres Studiums mit einer Kommilitonin, die Medizin studierte, einen Obduktionsraum betrat. Im Tod und ohne Kleidung sind alle Menschen gleich, ohne Unterschied, wie sie sich im Leben zeigten.

Die im Horster Hof gezeigten Arbeiten sind von reduzierter Farbigkeit. Meist sind Schwarz und Weiß vorherrschend, der stärkst mögliche Kontrast, die zwei am weitesten entfernten Pole in der Farb- beziehungsweise Nichtfarben-Welt. Beide Töne haben starke Symbolkraft. Weiß steht für Reinheit und Neutralität, Schwarz hingegen für Trauer und Eleganz. Für die Künstlerin Ji-Hyun Bae symbolisieren sie jedoch auch die Distanz zwischen eigenem Willen und tatsächlicher Realität.

(rerü)
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