Mann in Heinsberg getötet Entsetzen nach Angriff auf Polizisten

Heinsberg · Am Ende eines Streits zwischen Mietparteien in Unterbruch ist ein 75-Jähriger tot. Getroffen von einer Polizeikugel. Von vier Polizisten sind zwei im Krankenhaus. Weitere Erkenntnisse erwartet der Staatsanwalt für heute Nachmittag.

 Der Mehrfamilien-Komplex ist als Tatort abgesperrt. Staatsanwalt Schützeberg: "Drei Beamte wurden durch Messerstiche schwer verletzt. Die Beamten konnten die Angriffe nur durch Abgabe eines Schusses abwehren."

Der Mehrfamilien-Komplex ist als Tatort abgesperrt. Staatsanwalt Schützeberg: "Drei Beamte wurden durch Messerstiche schwer verletzt. Die Beamten konnten die Angriffe nur durch Abgabe eines Schusses abwehren."

Foto: Uwe Heldens

Polizei und Landrat reagierten geschockt auf das, was sich am Donnerstagmorgen bei einem Einsatz in Heinsberg-Unterbruch zugetragen hatte. Ein 75-jähriger Mann wurde tödlich verletzt, und vier Polizeibeamte haben durch Messerstiche teilweise schwere Verletzungen erlitten. Zwei von ihnen werden noch im Krankenhaus behandelt, sie sind außer Lebensgefahr.

Was sich genau gegen 8.30 Uhr an der Wurmstraße zugetragen hat, versuchen die eingesetzte Mordkommission der Polizei Aachen und die Staatsanwaltschaft Aachen zu ermitteln. "In erster Linie will ich mich heute um die beiden Schwerverletzten kümmern und sie, sobald möglich, besuchen", erklärte Stephan Pusch, der als Landrat auch Dienstherr der Polizisten im Kreis Heinsberg ist.

Ein Notruf wie viele dieser Art geht am Donnerstag um 8.31 Uhr in der Leitstelle ein: Nachbarschaftsstreit, die Polizei wird um Hilfe gebeten, zwei Streifenwagen rücken aus. In einem Mehrfamilienhaus kommt es aber nicht zur Schlichtung, sondern zu einem Blutbad. Die Polizisten werden laut Staatsanwaltschaft angegriffen und mit Messerstichen verletzt. Nur durch einen Schuss, so scheint es, können sie Schlimmeres verhindern und sich selbst schützen. Ein 75-Jähriger bricht tödlich getroffen zusammen. Sein Sohn (35) soll in den Streit involviert sein.

"Die Nachricht war für mich ein Schock", sagte Landrat Stephan Pusch. "Und der Vorfall zeigt, wie gefährlich der Polizeiberuf ist. Wie wenig Respekt heute manche Menschen unseren Beamten entgegenbringen." Sofort hatte er sich über den Gesundheitszustand der Schwerverletzten unterrichten lassen. Mit Erleichterung hörte er am Mittag, dass der Zustand des nach Aachen ins Klinikum geflogenen Beamten nach einer OP stabil sei.

Nach Informationen unserer Redaktion liegt ein weiterer verletzter Polizist mit einer Stichverletzung im Oberkörper im Krankenhaus Heinsberg. Zwei Verletzte, darunter soll eine Frau sein, mussten nicht stationär behandelt werden. Unter Polizisten gibt es viele Geschichten von brenzligen Situationen auf Streife, von Beamten, die sich selbst in Gefahr begeben, um andere zu schützen. Bei häuslichen Streitigkeiten sei das Gefährlichste der Situation, wenn Angehörige ausrasten, sich plötzlich aggressiv gegen die Polizei wenden. Vor solchen Angriffen könne man sich kaum schützen.

An die vier verletzten Polizisten dachten am Donnerstag auch die Polizeisenioren aus dem Kreis Heinsberg, die zu einem ihrer regelmäßigen Treffen in Oberbruch zusammen gekommen waren. "Wir hoffen, dass die Polizeibeamten bald wieder ihren Beruf ausüben können", sagte Klaus Labahn, der Vorsitzende der Polizeisenioren. Als stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei ergänzte er erklärend: "Wenn ich in den Vorstand höre, erzählen die aktiven Kollegen, dass die Gewalt gegen die Polizisten auch im Kreis Heinsberg zunimmt."

Dasselbe Bild habe eine Erhebung der Gewerkschaft auf Landesebene ergeben. "Polizisten müssen heute viel mehr Pöbeleien und Beleidigungen einstecken als früher. Die tätlichen Angriffe kommen dann noch hinzu", sagte Labahn. "Die Polizei wird heute weniger als Freund und Helfer gesehen."

(RP)
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