Viersen Europäische Wildtiere hautnah erleben

Viersen · Auf 50 Hektar Fläche sind im Gangelter Wildpark Wildschweine, Muffel, Bären, Raubvögel oder Geweihträger zuhause. Die ersten Tierkinder sind mit den Elterntieren unterwegs, die Anlage ist für die neue Saison vorbereitet.

 Der Waschbär genießt die ersten warmen Frühlingstage.

Der Waschbär genießt die ersten warmen Frühlingstage.

Foto: Ilona-Krijgsman

Es sind manchmal die einfachen Vergleiche, die der Vorstellungskraft auf die Sprünge helfen. "Esst ihr gerne Chicken Nuggets?", fragt Falknerin Jaqueline Baltes die Schüler, die vor den Volieren auf der Bank sitzen und auf die Sonder-Flugshow warten. Klare Sache - auf diese Frage erhält sie positive Resonanz. Genau so geht es auch den Raubvögeln, die gerne Fleisch essen - allerdings roh, was den Unterschied ausmacht.

Mit der Frage nach dem Ort, an dem die Koteletts wachsen, stößt Baltes zunächst auf Unverständnis. Schnell bestätigen aber alle, dass Nahrung erjagt und erlegt beziehungsweise für den Menschen geschlachtet und zubereitet wird. Eine Lehrstunde an der frischen Luft - inmitten von europäischen Wildtieren in ihren natürlichen Lebensräumen. "Das Schöne hier ist, dass Kinder und Erwachsene die Tiere hautnah erleben können", sagt die Falknerin, "bei den Raubvögeln sind die Kinder vor allem davon fasziniert, den Tieren so nah zu kommen und die Erwachsenen interessieren sich für Können und Flugeigenschaften." In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Niederlanden gelegen, kommen auch viele Kinder aus diesem Land in den Osterferien zu ihnen. Entweder können junge Besucher in Schulklassen oder mit ihren Familien mit der spannenden Parkrallye das hügelige Gelände mit weitläufigen Landschaften erkunden. Die Bögen gibt es im Internet zum Ausdrucken und Antworten für die Lehrer oder Erziehungsberechtigten an der Kasse.

Oder sie machen ohne Fragebögen während der ersten warmen Tage schöne Erfahrungen mit Tieren, Natur und Spiel auf dem großen Spielplatz. Ein Highlight sind unbestritten die Tierkinder, die besonders nett anzusehen und zu beobachten sind. Wildhüter Klaus Drees weiß genau Bescheid, wann es bei wem "so weit ist". Er arbeitet seit 25 Jahren und sein Kollege, Falkner Erwin Janssen, bereits seit 33 Jahren im Gangelter Wildpark. "Zurzeit sind die Wildschweinjunge gut bewacht von den weiblichen Bachen unterwegs", erzählt Drees, "rund 15 bis 18 Frischlinge haben wir jährlich. Beim Muffelwild gibt es schon Lämmer und es kommen noch ein paar nach." Und wann es bei den anderen Tieren so weit ist? Er zählt einige mögliche Termine auf. So kann bei den ungewöhnlich früh aus dem Winterschlaf erwachten Murmeltieren Ende April bis Anfang Mai mit dem Nachwuchs gerechnet werden. Mitte, Ende Mai ist ein guter Zeitpunkt bei den Elchen, Ende Mai bei den anderen Geweihträgern. Letztere organisieren eine Art Kindergarten und führen die Kleinen ab Anfang Juni in Gruppen auf die Wiese. Beim Luchs ist es eher Richtung Sommer so weit, beim Bär weiß man nicht so genau, wann mit einer Geburt zu rechnen ist.

Ein beeindruckendes Erlebnis für Besucher stellen zudem die Fütterungen dar. An diesem kühlen Morgen ist es Tierheger Arnold Schmitz, der die Schüsseln für die Tiere mit Futter füllt, auf den Caddy setzt und die Stationen abfährt. Bei den beiden kanadischen Fischotter-Damen warten bereits Kinder und Jugendliche, die das Schauspiel nicht verpassen möchten. Während Schmitz die Hähnchen-Stücke in das Gehege schmeißt und die beiden Otter sie auch aus Bachlauf oder Wasserbecken fischen, beantwortet er einige Fragen. So essen diese Tiere am liebsten Fisch und überstehen mühelos den Winter. Die zwei Wildkatzen versorgt er im Anschluss ebenso wie die einjährigen Waschbären, die aus einem Wurf stammen und gerne pflanzliche wie tierische Nahrung zu sich nehmen.

Flink erhascht einige Meter weiter das Baummarder-Geschwisterpaar das Futter. Die Edelmarder mit gelber Brustzeichnung sind eigentlich in der Eifel und bis zum Bayrischen Wald zuhause - sie lassen sich neben fleischlicher Kost gerne mit reifen Weintrauben sowie Bananen- und Melonenstücken verwöhnen.

Auf Natur- und Tierfreunde warten noch mehr Dinge, die es zu entdecken gibt: So sind neue, übersichtlich gestaltete Schilder überall aufgestellt, ein trächtiges Nerz-Weibchen wird in ihr Gehege einziehen. Zwei Volieren sind erneuert, in denen jetzt unter anderem ein neues Schneeeulen-Männchen wohnt. Ein neuer stattlicher Rothirsch, drei hübsche Muffelwidder und ein schicker Damhirsch mit drei Damtieren leben nun auch im Park.

(RP)
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