Kreis Heinsberg Flüchtlinge für die Altenpflege interessieren

Kreis Heinsberg · Modellprojekt: Heinrichs Gruppe stellt 18 Flüchtlingen, die in der Altenpflege arbeiten wollen, ihre Einrichtungen vor.

 Beim Informationstag lernten die Flüchtlinge, die gern in der Altenpflege arbeiten wollen, auch die Pro8-Einrichtung der Heinrichs Gruppe in Kückhoven kennen, in der Menschen mit Demenz leben.

Beim Informationstag lernten die Flüchtlinge, die gern in der Altenpflege arbeiten wollen, auch die Pro8-Einrichtung der Heinrichs Gruppe in Kückhoven kennen, in der Menschen mit Demenz leben.

Foto: Heinrichs Gruppe

Ohne sein Notizbuch und seinen Kugelschreiber geht Thierno Diallo an diesem Tag nirgendwo hin. Er schreibt mit, stellt Fragen und beobachtet. Es scheint, als wolle er alle Informationen regelrecht aufsaugen, damit er ja nichts verpasst. Thierno Diallo ist einer von insgesamt 18 Flüchtlingen, die jetzt vier Standorte der Heinrichs Gruppe kennenlernen: die beschützte Pro8-Einrichtung in Kückhoven, die Seniorenzentren in Wegberg und Breberen und das Haus Karin in Mindergangelt.

Der 24-Jährige nimmt am Projekt "Care for integration" der Akademie für Pflegeberufe und Management gGmbH (APM) teil, ein NRW-Modellprojekt, das die Ausbildung von Flüchtlingen im Altenpflegeberuf unterstützt. Initiator des Projekts ist der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste, Landesgruppe NRW. Unterstützt wird "Care for integration" vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter, dem Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW, der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter Heinsberg. Gefördert wird es außerdem vom europäischen Sozialfond (esf).

Einige Teilnehmer des Projekts leben schon 15 Jahre in Deutschland, andere erst vier Monate; einige sprechen bereits gut Deutsch, andere verstehen nur mit Mühe und Not etwas; einige haben bereits in ihren Herkunftsländern in der Pflege gearbeitet, für andere ist der Beruf Neuland. Thierno Diallo stammt aus Guinea, seine Mitstreiter unter anderem aus Ägypten, Afghanistan, Syrien, dem Libanon und Georgien. Sie alle eint das Ziel, irgendwann einmal in Deutschland als examinierte Altenpfleger zu arbeiten. Wenn Thierno Diallo mit seinen Familienmitgliedern über sein Vorhaben spricht, sind sie amüsiert. "In meiner Heimat gibt es diesen Beruf gar nicht", erzählt er. Sie fragen sich, warum er überhaupt nötig ist - gibt es doch die Familie, die für alte Menschen sorgt.

Dass sowohl die familiäre wie auch die medizinische Struktur in Deutschland eine andere ist, musste Diallo erst lernen. Vor drei Jahren kam er nach Deutschland, wohnt in Selfkant-Höngen und ist durch das Jobcenter Heinsberg auf das Projekt aufmerksam geworden. Begonnen hat es im Dezember. Seitdem hat Renate Hahn-Lindt (54), Dozentin der APM, Grundlagen zum Thema Alter und Pflege vermittelt. "Wir sind beispielsweise in die Stadt gegangen und haben alte Menschen beobachtet: Was ist wichtig für sie? Wie nehmen sie ihre Umgebung wahr? Warum ist es sinnvoll, dass Menschen in Deutschland in einer Pflegeeinrichtung leben?" Davon konnte sich Thierno Diallo in der Pflegeeinrichtung Pro8 Kückhoven überzeugen. Hier leben Menschen, die an Demenz leiden. "Wenn der Kopf nicht mehr funktioniert, hilft kein Pflaster", erläutert Renate Hahn-Lindt. Eine einfache Umschreibung, die alle Teilnehmer von "Care for integration" verstehen.

Der nächste Schritt des Projekts besteht darin, ein zweiwöchiges Praktikum in einer Einrichtung zu absolvieren. Welches Haus es werden soll, weiß Diallo noch nicht, aber eine Sache steht für ihn fest: "Ich möchte die Ausbildung auf jeden Fall machen. Altenpflege ist ein schöner Beruf."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort