Kreis Heinsberg Flüchtlingsrat gegründet

Kreis Heinsberg · Die katholische und die evangelische Kirche haben einen Flüchtlingsrat für den Kreis Heinsberg ins Leben gerufen. Dieser stellte sich in Heinsberg den vor allem ehrenamtlichen Helfergruppierungen aus den Kommunen vor.

Den Flüchtlingshelfern und vor allem den Flüchtlingen eine Stimme geben - das ist das oberste Anliegen des neuen Flüchtlingsrats für den Kreis Heinsberg. Dieser gründete sich am Mittwoch. Vorsitzender ist Lutz Braunöhler, dessen Stellvertreter sind Hans-Joachim Schwabe und Achim Kück.

Initiatoren des Flüchtlingsrats sind die evangelische und katholische Kirche sowie die Diakonie und der Caritasverband. Das Bistum Aachen hilft mit einer Startfinanzierung aus dem Migrationsfonds, später wird sich der als Verein aufgestellte Flüchtlingsrat über Spenden und Mitgliedsbeiträge finanzieren. Eingeladen hatte der Flüchtlingsrat für Mittwochabend alle im Kreis Heinsberg für Asylbewerber tätigen Menschen. Gekommen waren Vertreter vieler Gruppen, Vereine, Institutionen und Parteien aller Kommunen, darunter die Vereine "Willkommen in Erkelenz" und "Asyl in Wegberg", Amos, der Eine-Welt-Laden sowie Hückelhovener Flüchtlingspaten. Sie alle wollten erfahren, welche Aufgaben der Flüchtlingsrat wahrnehmen will, wie sie sich einbringen können und wie man sich gegenseitig in der Arbeit befruchten kann.

"Die Situation hat sich in den vergangenen Monaten zugespitzt. Wir stehen heute vor vielfältigen Aufgaben, die vor einigen Monaten noch nicht abzusehen waren", erläuterte Lutz Braunöhler, der auch Vorsitzender des Katholikenrats für die Region Heinsberg ist, den auslösenden Gedanken, einen Flüchtlingsrat zu gründen. In einer Satzung und in einem Selbstverständnis hat der Rat seine Ziele ausführlich dargelegt. Zusammenfassend erklärte Lutz Braunöhler, der Rat verfolge einen vernetzenden Gedanken, "es muss vor Ort nicht alles neu und selbst erfunden werden". Vor allem aber wolle der Rat ein "politisches Organ sein, das für Flüchtlinge eintritt". Es gebe die Situation noch nicht, "aber sie wird kommen, dass es notwendig wird, eine politische Stimme zu erheben".

Von wie vielen Menschen, die in der regionalen Flüchtlingshilfe tätig sind, der Flüchtlingsrat mitgetragen wird, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Zunächst wurden am Mittwoch die Mitgliedsanträge verteilt. Die Besucher der Auftaktveranstaltung nutzten die Chance, ihre Wünschen an den Rat zu formulieren, aber auch, um Sorgen von doppelter Arbeit, doppelten Strukturen und Angeboten zu äußern.

Der Flüchtlingsrat soll eine politische Stimme sein, die mit Gesichtern verknüpft ist, der nicht in die "Kernerarbeit" vor Ort eingebunden ist, sondern den Blick von oben auf die Probleme wirft, wurde gefordert. Er soll Hilfe anbieten, wenn die Flüchtlingshelfer in den Kommunen an ihre Grenzen stoßen. Den Finger solle der Flüchtlingsrat in die Wunde legen und Themen in die Politik bringen, gerne auch in Konfrontation zu dieser. Und rasch sollten die muslimischen Verbände in die Arbeit des Flüchtlingsrats eingebunden werden, wozu Braunöhler betonte, dass der Vorstand bewusst nicht bis auf den letzten Platz besetzt worden sei, um weitere Institutionen, Verbänden und Gruppierungen einbinden zu können.

Wie sich der Flüchtlingsrat das weitere Vorgehen vorstellt, brachte der evangelische Superintendent Jens Sannig auf den Punkt: "Die Gruppen vor Ort sollen ihre konkreten Anliegen und Probleme an den Flüchtlingsrat formulieren, damit er daraus Forderungen ableiten und aufstellen kann." Dieses weitere Vorgehen wurde indes mehrfach hinterfragt. Und hier, so schien es, ist der Vorstand noch gefragt, denn es wirkte, als hätten einige Teilnehmer sich schon in diesem frühen Stadium des Flüchtlingsrats mehr Entschiedenheit gewünscht.

(spe)
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