Wassenberg Gebündelte Energien

Wassenberg · Unter dem Dach der Konzerntochter NEW Re konzentriert die NVV ab sofort alle Aktivitäten, die aus regenerativen Quellen Strom und Wärme erzeugen. Photovoltaik, Windkraft und Biomasse stehen dabei im Mittelpunkt.

/ erkelenzer land Wind, Wasser, Sonne, Biomasse, Erdwärme: So heißen die fünf Komponenten einer Erfolgsgeschichte, die im vergangenen Jahrzehnt in Deutschland geschrieben worden ist. Betrug der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch 1999 noch etwas über fünf Prozent, waren es 2009 bereits 16. Für 2010 kalkulieren Experten mit 17,5 Prozent. Das liegt deutlich über allen einst formulierten Erwartungen, was den Bundestag dazu veranlasste, im Erneuerbare-Energien-Gesetz bis 2020 einen Anstieg auf 30 Prozent, bis 2050 auf 50 Prozent zu prognostizieren.

Dass es höchste Zeit ist, Strom aus regenerativen Quellen zu fördern und zu fordern, hat auch die NVV erkannt. Waren die einzelnen Bausteine — etwa die Aktivitäten bei Photovoltaik, Windkraft und Biogas — bisher auf mehrere Konzernbereiche verteilt, sollen sie nun bis Ende des Jahres unter dem Dach der NVV-Tochter NEW Re (Re steht für das englische "regenerative") gebündelt werden. Deren Geschäftsführer Markus Palic spricht von einer "Initialzündung" in Sachen erneuerbare Energien: "In zehn Jahren wollen wir das führende Unternehmen im Konzern sein." Jüngstes Beispiel: Die Anteile, die die NVV-Tochter West an der Biogas-Anlage Wassenberg hielt, wurden auf die vor Jahresfrist gegründete Gesellschaft übertragen. Auch bei der Biogas-Anlage in Wanlo, die im Herbst 2011 betriebsbereit sein soll, ist dies noch vor Baubeginn der Fall. "Die NEW Re wird sich an regional agierenden Unternehmen zur regenerativen Energieerzeugung beteiligen und diese aktiv ausbauen", sagt Palic. An der Wassenberger Anlage hält die NVV-Tochter 32,4 Prozent, den Rest teilen sich die Stadt (17,6 Prozent) sowie 29 Landwirte (50 Prozent). Im Netzgebiet von NEW und West gebe es ein Potential für maximal sechs solcher Anlagen.

Zweites Standbein ist die Photovoltaik. Derzeit haben die NVV und ihre Töchter eine installierte Leistung von 800 kWp (Kilowatt/peak, Spitzenleistung in Kilowatt; eine 1-kWp-Anlage erzeugt rund 850 Kilowattstunden pro Jahr) verbaut, in erster Linie auf Dächern öffentlicher Einrichtungen. Weitere 400 kWp sollen folgen. "Und wir sind auch künftig für Modelle mit Bürgerbeteiligung offen", sagt Palic, speziell mit Verweis auf die Bürgersolaranlage des Kreises Heinsberg. In Gladbach sei ein ähnliches Projekt geplant. Allerdings wird der Photovoltaik-Sektor ab 1. Juni unberechenbarer, wenn die staatlichen Förderungen gekürzt werden.

Im Bereich der Windkraft werden die ausgewiesenen Flächen größtenteils bereits genutzt, noch in den Anfängen stecken hingegen die Tiefengeothermie und die Energiegewinnung aus Abwasser. Fakt ist ohnehin: Was den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtstromverbrauch angeht, hinkt der Niederrhein dem Bundesdurchschnitt naturgemäß hinterher. Zu gering sei das Windaufkommen in der Region, Wasser falle als Energiequelle fast ganz weg, und allein mit Photovoltaik und Biomasse sei der Schnitt nicht zu erreichen, sagt Palic: "Aber wir versuchen alles, um ihm möglichst nahe zu kommen."

Die Serie "Neue Energie" ist eine Kooperation von NVV und Rheinischer Post.

(RP)
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