Kreis Heinsberg Gesundheitsamt bietet Hilfe bei Onlinesucht an

Kreis Heinsberg · Was tun, wenn das eigene Kind nur noch vor dem Computer sitzt? Wenn Jugendliche in Onlinespielwelten und Chatforen abtauchen und dabei Schule, Beruf, Familie und Freunde vernachlässigen? Immer öfter bietet die virtuelle Welt mit Spielen, herunterladbarer Musik oder Videos und den endlosen Foren eine willkommene Fluchtstätte vor den Realitäten des Alltags.

Pathologisches Computernutzungsverhalten ist ein Phänomen, das in allen Gesellschaftsschichten und Kulturen beobachtet werden kann. Laut einer Studie aus dem Jahr 2012 besitzen bis zu 85 Prozent aller Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren einen eigenen Computer, ebenso viele verfügen über einen eigenen Internetzugang in ihrem Zimmer. Nach dem Mobiltelefon ist der Computer das wichtigste Alltagsmedium der Jugendlichen. Aktuelle Studien zeigen deutlich die Krankheitshäufigkeit von Onlinesucht im Jugendalter auf; so weisen bereits 2,4 Prozent aller 14 bis 24-Jährigen in Deutschland eine durch Studien belegte Abhängigkeit und 13,6 Prozent eine problematische Nutzung von Onlinemedien auf.

Verwischte Sichtweisen auf die Wirklichkeit und Isolation sind nicht selten das Ergebnis der übersteigerten Internetaktivitäten. Gespräche und gemeinsame Interaktionen mit der Familie treten oft in den Hintergrund. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und den betroffenen Familien ein angemessenes Hilfs- und Beratungsangebot zu eröffnen, startet das Kreisgesundheitsamt jetzt mit der Umsetzung des Projekts "Escapade".

Zielgruppe des Projekts sind Familien mit Kindern zwischen 13 und 18 Jahren, in denen eine überproportionale Nutzung des PC feststellbar ist. Beratungsgespräche und ein Familienseminar sollen über die Gefahren der übermäßigen Computernutzung informieren und Lösungsansätze mit den Beteiligten entwickeln. Ziel des Programms ist, die Situation für alle Familienmitglieder zu verbessern. "Es geht nicht darum, Jugendliche als auffällige und exzessive Computerspieler zu stigmatisieren, sondern es gilt die erlebten Belastungen für die Familie insgesamt zu reduzieren, gemeinsam Lösungen und Alternativen zu entwickeln und die Jugendlichen langfristig zu stabilisieren", so Ilona van Halbeek, Suchtprophylaxefachkraft des Kreisgesundheitsamts. Die Wirksamkeit dieses als Bundesmodellprojekt initiierten Programms hat eine wissenschaftliche Untersuchung bestätigt. Interessierte Familien können sich an Ilona van Halbeek (02452 135317), zertifizierte Fachkraft für das Projekt "Escapade", wenden.

(RP)
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