Hückelhoven Gute Chancen für junge Migranten

Hückelhoven · Jeder fünfte Mensch im Kreis Heinsberg hat einen Migrationshintergrund. Für junge Migranten gilt es, sich über Möglichkeiten des Berufseinstiegs zu informieren. Dazu fand jetzt eine Informationsveranstaltung in Ratheim statt.

 Im Ratheimer Schulzentrum konnten sich junge Migranten und deren Eltern über Ausbildungswege und Berufsmöglichkeiten infomieren.

Im Ratheimer Schulzentrum konnten sich junge Migranten und deren Eltern über Ausbildungswege und Berufsmöglichkeiten infomieren.

Foto: JÜRGEN LAASER

Ulla Eske wuchs als Kind russischer Migranten in Deutschland auf. Die Eltern der 21-Jährigen und auch sie selbst mussten sich erst einmal in Deutschland zurechtfinden. Jetzt ist Eske Auszubildende zur Versicherungskauffrau im Büro des Versicherungsverbunds "Continentale" in Baal. Ihr Ratschlag an Berufssuchende mit Migrationshintergrund: Praktika machen, um den richtigen Job zu finden. Außerdem sei die Bewerbung sehr wichtig. Bei der Informationsveranstaltung "Junge Migranten in Ausbildung" im Schulzentrum Ratheim beriet sie für ihren Arbeitgeber interessierte Migranten über den richtigen Einstieg in das Berufsleben.

Die Informationsveranstaltung organisierte das Kommunale Integrationszentrum Kreis Heinsberg in Zusammenarbeit mit verschiedenen Migrantenselbstorganisationen aus dem Kreisgebiet. "Wir wollen zeigen, welche Möglichkeiten es für junge Migranten gibt", erklärte Bernd Laprell, Leiter des Kommunalen Integrationszentrums, die Idee der Veranstaltung.

Im Kreisgebiet haben rund 20 Prozent der Menschen einen Migrationshintergrund. Einige besuchen die achte bis zehnte Klasse und müssen sich schon Gedanken über den Einstieg in das Berufsleben machen. An diese jungen leute richtete sich die Informationsveranstaltung. Denn das Ausbildungssystem in Deutschland sei vielen Migranten nicht bekannt. Wichtig sei zudem, dass die Eltern angesprochen würden. Denn in vielen Ländern entschieden die Eltern über die Berufswahl ihrer Kinder.

Neben Unternehmen, die sich den jungen Migranten vorstellten, gab es zwei Themenschwerpunkte: Bewerbungstipps und die richtige Berufswahl. Sarah Foltynski, die für die Anton-Heinen-Volkshochschule Bewerbungstrainings anbietet, erklärt: "Wichtig ist der professionelle Auftritt." Den Migranten falle es je nach Herkunft oft schwer, sich an die vorgegebenen Standards zu halten. Einmal habe sie einen Migranten von den Philippinen beraten, der einen 20-seitigen Lebenslauf geschrieben habe.

Julia Kolmen von der Agentur für Arbeit half bei der richtigen Jobsuche. Zuerst müssten die Migranten überlegen, was für sie interessant sei. Dann komme die Frage: "Was für Ziele hat man?" Daran anknüpfend könne herausgefunden werden, welcher Job der Richtige sei, um das eigene Ziel zu erreichen. Problematisch sei, dass die meisten Migranten sich für einige wenige Jobs bewerben. Beispielsweise als Bürokaufmann oder Kfz-Mechaniker. Diese Ausbildungsstellen seien meist überlaufen. Dabei gebe es mehr als 400 verschiedene Ausbildungsberufe in Deutschland.

Dass junge Migranten auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen haben, machte unter anderem Mustafa Yaman von MHWirth in Erkelenz deutlich. Der sprachliche und kulturelle Hintergrund der Migranten sei bei dem Baumaschinenhersteller sehr gefragt. "Weil wir weltweit unterwegs sind, sind Arbeiter mit Migrationshintergrund extrem wichtig für uns", sagt Yaman, der selbst einen Migrationshintergrund hat. Wer wolle, bekomme eine Chance. Dass Menschen ihren Migrationshintergrund in ihren Beruf miteinbringen können, zeigt auch das Beispiel von Ulla Eske. Sie führt für "Continentale" Versicherungsberatungen auf Russisch durch.

(anek)
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