Heinsberg Herzog Wilhelm V. prägte Regionalgeschichte

Heinsberg · Es war ein auf den ersten Blick recht radikaler Schritt vom "Kreismuseum" zum "Begas Haus - Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg", der ab dem Jahr 2006 von den Verantwortlichen des Kreises vollzogen wurde.

 Der frühere Leiter des Kreismuseums, August Lentz, erwarb 1956 den Kupferstich von Herzog Wilhelm V. für die regionalgeschichtliche Sammlung im renommierten Antiquariat Diepenbroick-Grueter in Tecklenburg.

Der frühere Leiter des Kreismuseums, August Lentz, erwarb 1956 den Kupferstich von Herzog Wilhelm V. für die regionalgeschichtliche Sammlung im renommierten Antiquariat Diepenbroick-Grueter in Tecklenburg.

Foto: Begas Haus

Der weit überwiegende Teil der lokal-regional-geschichtlichen Exponate des Begashauses stammen aus dem Fundus des ehemaligen Heimatmuseums Heinsberg, das 1926 zu Zeiten des eigenständigen Kreises Heinsberg gegründet wurde. Die Bestände des 2007 geschlossenen Geilenkirchener Kreismuseums wurden in Heinsberg eingelagert. Bei der Zusammenlegung der Kreise Erkelenz und Geilenkirchen-Heinsberg 1972 existierte kein Kreis- oder Stadtheimatmuseum Erkelenz, ebenso wenig eins in Hückelhoven oder Wegberg, aus denen die Kreismuseumsstandorte Geilenkirchen und Heinsberg hätten bestückt werden können.

Dennoch gibt es verbindende Elemente unter den regionalgeschichtlichen Exponaten im Heinsberger Torbogenhaus, die auch ein Stück Territorialgeschichte bedeuten. Denn über Jahrhunderte gehörten die Bereiche Erkelenz-Wegberg als Teilenklaven zum Herzogtum Geldern, während alle anderen Städte und Kirchspiele der Region dem Herzogtum Jülich unterstanden. Lediglich von 1538 bis 1543 regierten die Jülicher auch Geldern mit ihren Herzögen Johann III. und Wilhelm V., dessen Sohn. Seit der Franzosenzeit 1793 sind die Bereiche vereint. Die Lebensbedingungen der Menschen unterschieden sich in den verschiedenen Grundherrschaften prinzipiell nicht.

Es ist ein durchaus aussagekräftiger Kupferstich des Herzogs Wilhelm von Jülich und Kleve, Graf der Mark in der Größenordnung von 13 mal 18 Zentimetern, Breite mal Höhe, der Wilhelm V. als Herzog von Jülich, Kleve und Mark zeigt. Der Schöpfer ist nicht bekannt, sein Werk wird aber in das Ende des 16. Jahrhunderts datiert, damit ist er ein Zeitgenosse des Landesherrn, der 1516 in Düsseldorf geboren war, dort 1592 auch starb.

Die Bedeutung des Landesherrn für die Großregion in den Flussgebieten von Rhein und Maas war wohl 1956 für den damaligen und ehrenamtlichen Leiter des Kreismuseums, August Lentz, der Beweggrund, den Kupferstich in Tecklenburg am Teutoburger Wald/Münsterland zu erwerben. Lentz kaufte ihn im Antiquariat Hans-Dietrich von Diepenbroick-Grueter, der mit einem Bestand von 120.000 Porträts der größte Sammler dieser Darstellungsform in Deutschland war, in Europa in der Größe nur übertroffen von den Kupferstichkabinetten in Amsterdam, London, Paris und Wien.

August Lentz (1897-1977) prägte das Kreismuseum nachhaltig, indem er auch die Grundlage für die Begas-Sammlung mit dem Erwerb einiger Werke der Künstlerfamilie legte - dem Gymnasiallehrer kann Weitblick bei der Ausgestaltung des Kreismuseums bescheinigt werden. Er fand mit dem Torbogenhaus 1949 auch die neue Heimat des Museums, dessen Vorgänger ab 1927 das "adlige Damenstift" in der Hochstraße war, das im November 1944 durch Bomben zerstört wurde.

Die gemeinsame jülichsche Linie von Wilhelm V. (und seinem Vater) mit Geldern beendete Kaiser Karl V. 1543 militärisch, er hielt sich persönlich in Erkelenz und der Wassenberger Burg auf. Er zwang Wilhelm im "Frieden von Venlo", auf Geldern zu verzichten, das an die spanischen Niederlande fiel und dem geldrischen Oberquartier Roermond zugeordnet wurde. Wilhelms Unterhändler bei der Ausarbeitung des Friedensvertrags war übrigens der Brachelener Johann von Blumenthal.

Das Kupferstich-Porträt im Begas-Haus ist also Regionalgeschichte in Reinform.

(isp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort