Erkelenz/Heinsberg Hörtheater in einfacher Sprache

Erkelenz/Heinsberg · Vorleser feiern mit Shakespeares "Romeo und Julia" ihre Premiere. Veranstaltungsort ist das Museums-Café Samocca in Heinsberg.

"Romeo und Julia knien vor ihm nieder. Der Priester legt ihnen die Hand auf den Kopf. Er fragt die beiden, ob sie einander treubleiben. Beide antworten mit ja. Damit sind sie Mann und Frau." Mit viel Pathos hat Hörbuchsprecher René Wagner aus Erkelenz die Passage gelesen, doch trotzdem unterbricht ihn Andrea Rings mit einem energischen "Stop". Die Jugendbuchautorin, die neben Wagner als Erzählerin die Rahmengeschichte liest, ist überhaupt nicht einverstanden. "Das ist doch langweilig. Wir aktivieren die Szene", schlägt sie vor.

Die Personen sollen reden. Und so wird aus der Erzählung eine lebendige Szene: Wagner beginnt. Der Krimiautor und Publizist Kurt Lehmkuhl aus Erkelenz, der in dieser Rolle als Priester fungiert, übernimmt mit der Frage: "Wollt ihr einander treubleiben?" Romeo alias Helmut Wichlatz und Julia, gelesen von Caroline Gerhards, antworten: "Ja."

"Stop!" Jetzt ist es der Mann vom Fernsehsender, der was zu kritisieren hat. "Ihr seid doch nicht auf einer Beerdigung, sondern wollt heiraten. Mehr Inbrunst bitte beim Ja-Wort." Also auf ein Neues, und endlich sagen Romeo und Julia schmachtend und strahlend zueinander "Ja". Da ist nicht nur Margarete Kaiser gerührt, die dieses Mal als Amme einspringt, da freuen sich auch die Zuhörer bei dieser Probe von "Romeo und Julia" im Museums-Café Samocca in Heinsberg.

"Das war besser als bei unserer Probe im Inclusio in Erkelenz", fasst Wichlatz am Ende des fast vierstündigen Probentags zusammen. Er hatte die Idee, das berühmte Stück von William Shakespeare als Lesung in leichter Sprache mit mehreren Akteuren aufzuführen. Der Journalist und Autor aus Erkelenz leitet bei der Lebenshilfe Heinsberg den Lea-Leseclub: "Dort lesen wird den Besuchern der Lebenshilfe Texte vor, die in einfacher Sprache übertragen wurden." Dazu gehören nicht nur "Romeo und Julia" oder "Drei Männer im Schnee", sondern auch andere, zum Teil klassische Werke in einfacher Sprache.

Wichlatz fragte für eine Lesung von "Romeo und Julia" in einfacher Sprache bei seinen "üblichen Verdächtigen" Andrea Rings, René Wagner und Kurt Lehmkuhl nach, die ebenso Feuer und Flamme waren wie die Verantwortlichen, Mitarbeiter und Bewohner der Lebenshilfe. So wurde mit Caroline Gerhards, die in der Wohngruppe Erkelenz der Lebenshilfe arbeitet, die optimale Julia gefunden, ihre Kollegin bei der Lebenshilfe Heinsberg, Ulrike Horn, wird als Amme fungieren, Margarete Kaiser begnügt sich gerne mit ihrer Rolle als "Ersatzamme", Bewohner sollen im nächsten Schritt kleinere Rollen übernehmen. "Das wird ein ganz spezielles inklusives Hörtheater", schwärmt Wichlatz.

(kule)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort