Erkelenz Jugend entwickelt Zukunftsperspektiven

Erkelenz · Überraschende Ergebnisse: Wie kann oder soll Erkelenz im Jahr 2030 aussehen? Wo liegen Chancen für die Stadt? Wohin sollte sie sich entwickeln. Mit diesen Fragen beschäftigten sich Schüler der Europaschule eine Woche lang.

 Die Realschüler Phil (v.l.), Nicolas, Gregor und Tim haben in einem Planspiel die Idee entwickelt, dass in das künftige Tagebauloch in Erkelenz eine Unterwasserwelt - mit Hotels, Einkaufszentren und Vergnügungsmöglichkeiten - installiert werden könnte, bevor das Loch geflutet wird.

Die Realschüler Phil (v.l.), Nicolas, Gregor und Tim haben in einem Planspiel die Idee entwickelt, dass in das künftige Tagebauloch in Erkelenz eine Unterwasserwelt - mit Hotels, Einkaufszentren und Vergnügungsmöglichkeiten - installiert werden könnte, bevor das Loch geflutet wird.

Foto: Laaser Jürgen

Wirtschaftsunternehmen leisten sich das. Politik leistet sich das. Denkfabriken, in denen Menschen damit beschäftigt sind, neue Trends zu entdecken, zu entwickeln und ins Gespräch zu bringen. Etwas sehr Ähnliches und doch ganz Unterschiedliches gab es jetzt in Erkelenz: 23 Schüler der Europaschule (Realschule Erkelenz), allesamt aus der Jahrgangsstufe zehn, haben sich eine Woche lang im Innovationsspiel "Jugend denkt Zukunft'" damit beschäftigt, wie ihre Heimatstadt ab dem Jahr 2030 aussehen könnte beziehungsweise ihrer Meinung nach aussehen sollte. Enorm beeindruckt und tief berührt war anschließend Schulleiter Willi Schmitz.

Das bundesweite Wirtschaft-Schule-Projekt "Jugend denkt Zukunft" wurde in Erkelenz vom Energiekonzern RWE ermöglicht. Und so gehörte neben dem Denken, das in Gruppen in der Stadthalle und im Alten Rathaus stattfand, auch ein Besuch im Tagebau Garzweiler II, an den sich Besichtigungen in einem Kraftwerk und in der Ausbildungswerkstatt von RWE anschlossen. Nicht verwunderlich an der Ergebnispräsentation war deshalb, zu der in das Alte Rathaus eingeladen worden war, dass sich die Schüler vor allem mit Energiethemen beschäftigt hatten, das aber teils anders, als es die Politik derzeit noch weitgehend tut.

Schlau hatten die Schüler sich einen eigenen Wettbewerb für ihre Projektwoche überlegt: Eine fiktive Stiftung wollte zehn Millionen Euro Anschubfinanzierung an das Start-up-Unternehmen ausschütten, das den Stiftungsgedanken am nächsten kommt: "Erkelenz wird grün", "Grüner wohnen" und "Bildung mal anders" standen zur Wahl. Entwickelt, allerdings nicht ausgezeichnet, wurde die Idee eines Kernkraftmeilers an der Rur, dessen Gewinn sozialen Zwecken und der Schulbildung zufließen soll. Ein Unternehmen aus der Branche der Hologrammtechnologie wollte sich bis 2030 in Erkelenz ansiedeln. Ein anderes trat gegen die Annahme an, dass Roboter viele Aufgaben des alltäglichen Lebens - wie Kinder- und Altenpflege aber auch Bildung - bis 2030 übernommen haben. Mit einem Unternehmen, das die Rückkehr zum sozialen Miteinander durch das Errichten von Mehrgenerationenhäusern fördert, wollte diese Projektgruppe die Stiftung überzeugen. Auch das gelang nicht, dafür allerdings wurde Schulleiter Willi Schmitz hiervon besonders beeindruckt, "da die urmenschliche Frage aufgeworfen wurde, wie das Zusammenleben der Menschen in Zukunft gelingen kann". Die Zehntklässler hätten gezeigt, dass ihnen bei allem Streben nach technischem Fortschritt das Miteinander ein besonderes Anliegen sei.

In die enge Auswahl der fiktiven Stiftung kamen letztlich zwei Vorhaben, die sich mit dem Restloch beschäftigten, das der Tagebau einmal in Erkelenz hinterlassen wird. Möglicherweise werden die Schülerideen heute noch als nicht zu realisieren angesehen, vielleicht aber werden sie in Zukunft einmal so oder ähnlich umgesetzt. Zum einen wurde der Gedanke entwickelt, in das Tagebauloch eine Unterwasserwelt - mit Hotels, Einkaufszentren und Vergnügungsmöglichkeiten - zu installieren, bevor das Loch geflutet wird. Dazu erklärte Gregor: "Wir in Erkelenz haben die einmalige Gelegenheit, etwas für Tourismus und Freizeit in einen See bauen zu können, der noch nicht befüllt ist." Ja, man könne so etwas auch schwimmend auf den See setzen, sagte er auf Nachfrage, "das aber ist nicht einzigartig, und es würde den Blick auf den See behindern".

Als beste Idee gekürt wurde zum Abschluss jedoch die zweite Überlegung zum Restloch. Demnach soll darin eine große Klimakugel errichtet werden, in der Besucher bei einem Rundgang oder Urlaubsaufenthalt verschiedene Klimazonen erleben können, und gleichzeitig soll die Kugel der Klimaforschung dienen. Sozusagen als Verbindung von "Grüner wohnen" und "Bildung mal anders".

Eine Woche schmiedeten die Realschüler Ideen anstatt dass sie die Schulbänke drückten. Schulleiter Willi Schmitz wie auch Michael Eyll-Vetter von RWE und Bürgermeister Peter Jansen erkannten in diesem Perspektivwechsel eine nicht nur für die Jugendlichen gut investierte Zeit. Jansen erklärte: "Wir können den Input von jungen Menschen in der Diskussion über das Leben am und nach dem Tagebau gut gebrauchen."

(spe)
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