Kreis Heinsberg Katholikenrat berichtet von verunsicherten Flüchtlingen

Kreis Heinsberg · Flüchtlingsseelsorger Achim Kück über eine wachsende Unsicherheit unter Asylsuchenden, die sich im Anhörungsverfahren "nicht so ernstgenommen" fühlten.

Viele Flüchtlinge, die im Kreis Heinsberg leben, und deren ehrenamtliche Begleiter empfinden derzeit tiefe Betroffenheit, da vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge schneller Entscheidungen hinsichtlich eines Ablehnungsbescheids getroffen werden. Dies thematisierte der Katholikenrat der Region Heinsberg in seiner jüngsten Sitzung ebenso wie die nach dessen Aussage sich problematisch gestaltende Integration der Flüchtlinge in Arbeit sowie die Suche nach einer Wohnung.

"Die Tatsache, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge schneller Entscheidungen trifft und Ablehnungsbescheide verschickt, führt zu vermehrten Widersprüchen beim Verwaltungsgericht, deren Richter die zunehmende Zahl nicht mehr bewältigen können", erklärte Flüchtlingsseelsorger Achim Kück nach der Sitzung in einer Pressemitteilung. Er nehme zudem wahr, dass bei den Betroffenen große Unsicherheit und Ängste ausgelöst würden. Viele seien aus kriegsähnlichen Situationen geflohen. Im Anhörungsverfahren würde das, was sie erlebt hätten, nicht so ernstgenommen, sei seine Feststellung. Dies gelte besonders für die Flüchtlinge aus Afghanistan. Darunter seien viele junge Männer, die von Afghanistan in den Iran geflohen seien, dort einige Zeit gelebt hätten und erneut geflohen seien. "Sie sind nun in der Situation, dass sie sich bei uns ein wenig angekommen fühlen, nun jedoch nach Afghanistan abgeschoben werden sollen, obwohl sie das Land nicht kennen", berichtete Kück. Dies bringe große Unruhe in die Flüchtlingsunterkünfte. Er wisse von einer Familie, die einen Ablehnungsbescheid erhalten habe, dass die Mutter aufgrund dessen einen Zusammenbruch erlitt. Humanitär fragwürdig empfinde er auch den Fall eine nigerianische Familie nach Griechenland abzuschieben. Der Flüchtlingsseelsorger und der Flüchtlingsrat sehen sich mit immer mehr solcher Fälle konfrontiert, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Kück weist darin auch auf die Möglichkeit des Kirchenasyls als humanitäre Hilfe hin. Die Anwendung sei indes nicht einfach, da zuvor viele Absprachen - vom Bistum bis zu den Ortsgemeinden - zu treffen seien. Empfehlenswert ist laut Kück, zuvor alle Rechtsmittel auszuschöpfen, bevor dieser Weg eingeschlagen werde.

Zweites großes Thema der Sitzung des Katholikenrats war die Integration vor Ort. Dass auf dem Wohnungsmarkt etwas für die Flüchtlinge passieren müsse und bei der Integration in Arbeit, erklärten sowohl Kück als auch Bärbel Windelen, Gemeindesozialarbeiterin des Caritasverbands für die Region Heinsberg. Johannes Eschweiler, Vorsitzender vom Verein Amos, sagte: "Nun geht es darum, wie Integration in Arbeit funktioniert und darum, für eine Qualifizierung der Flüchtlinge zu sorgen." Und Kück regte an: "Wir brauchen Wohnungsbauinitiativen eventuell auf Kreisebene." Hermann-Josef Ronkartz, Leiter der Abteilung Gefährdeten- und Behindertenhilfe beim regionalen Caritasverband, wies derweil auf ein weiteres Betätigungsfeld hin: "Sorgen machen mir die Menschen, die aufgrund ihrer Fluchtgeschichte traumatisiert sind." Auf diese sei man nicht vorbereitet, zumal manches auch sprachlich nicht übersetzbar sei.

Beim Landschaftsverband Rheinland sehe er Bestrebungen, sozialpsychiatrische Zentren zu schaffen, aber: "Bisher haben die Menschen hier keine Chance, ihr Trauma zu verarbeiten."

(RP)
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