Heinsberg Kunstwerk zum Durchschreiten

Heinsberg · Alltägliche Strumpfhosen verarbeitet die Künstlerin Monika Ortmann für ihre Netz-Installationen, die ganze Räume überspannen - jetzt im Horster Hof.

 Monika Ortmann inmitten ihrer Installation beim Kunstverein Region Heinsberg im Horster Hof in Unterbruch.

Monika Ortmann inmitten ihrer Installation beim Kunstverein Region Heinsberg im Horster Hof in Unterbruch.

Foto: Resch-Rüffer

"Ich arbeite immer schon mit Strumpfhosen", verrät Monika Ortmann. Damenstrumpfhosen sind das bildnerische Mittel ihrer künstlerischen Sprache. "In den Installationen von Monika Ortmann, die auf die jeweilige Raumsituation bezogen sind, begegnet uns gleichsam eine Inszenierung, deren Hauptakteure und Träger der Choreografie die Strumpfhosen sind," schreibt die Kunsthistorikerin Eva Maria Schöning.

Der Titel der Ausstellung "Turn the tension from one to five" bezieht sich auf die fünf Objekte im größten Ausstellungsraum. Die Kuratorin des Kunstvereins Region Heinsberg, Ingrid Trantenroth-Scholz, erläutert in ihrer Eröffnungsrede: "Es bedeutet, dass wir durch die Installation hindurchschreiten, und zwar nicht bestimmt durch eine Richtung, sondern in einem ständigen Wechsel der Richtung, diagonal und horizontal. Dies eröffnet die Möglichkeit, immer wieder unterschiedliche Ansichten zu erhalten."

Das Material der Ausstellung eignet sich für bildhauerische und grafische Arbeiten. Im großen Ausstellungsraum als Installation, im kleineren Raum als Collage. Strumpfhosen sind allgegenwärtig, oft mit Mustern, blumig oder kariert. Die hautfarbenen Strümpfe werden bemalt, wie die Künstlerin es sich vorstellt, in Farbschattierungen, oder einfarbig. Das Material ist gebraucht und stammt aus einer Tangoschule und vom Theater.

"Ich versuche, auf die Räume einzugehen. Ich sehe sie mir vorher an, oder Fotos von ihnen, und lasse mir dann etwas einfallen", erzählt Monika Ortmann. Für die Installation in Unterbruch hatte sie alles gut vorbereitet, die Räume kannte sie bereits. Einen Tag vorher war die Künstlerin vor Ort. "Ich habe zuhause vorgeknüpft, in meinem Atelier und alles dann hier aufgehängt", erläutert sie. Auch Schuhe finden sich fast immer in ihren Installationen. "Ich arbeite nicht nur mit Strumpfhosen, ich arbeite auch viel mit Papier oder anderen Textilien, aber Schuhe sind fast immer dabei."

Das Papier wird nach dem Vorbild der Samurai in Japan zu Garn gesponnen. An diesen langen Fäden werden dann die Schuhe aufgehängt, eine Technik jedoch, die in dieser Ausstellung nicht gezeigt wird. Variationsmöglichkeiten mit Strümpfen und Schuhen gibt es genug.

Hier sind die Strumpfhosen an der Naht zusammengeknüpft, ein Teil ist beschwert durch einen eingeschlossenen Schuh, der andere Teil lässt sich somit festbinden. Werden die Seitenteile zusammengenäht, hängen sie sternförmig an der Decke. Werden sie dann noch eingeschnitten, entstehen ganze Netze. Die Collagen entstehen durch mit dem Skalpell zerschnittene oder zu Löchern eingeritzte Strümpfe. Entstehende Laufmaschen lassen sich gut mithilfe von kleinen Stoppern in Form von Wachstupfern die mit den Fingern gesetzt werden, kontrollieren. Mit Nadel und Faden näht die Künstlerin sie dann wieder zusammen und befestigt sie sehr flexibel an den Wänden.

"In den Installationen von Monika Ortmann spielt die Aktivität des Betrachters und seiner Wahrnehmung eine wesentliche Rolle. Die Stofflichkeit des Strumpfmaterials und seine Netzstrukturen erzeugen unterschiedliche Erscheinungsweisen zwischen dicht und transparent, offen und geschlossen, Licht und Dunkel, Farbigkeit und Unbuntem", ermuntert Eva Maria Schöning die Besucher, sich in der Installation zu bewegen und sich selbst damit auseinanderzusetzen.

(rerü)
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