Kreis Heinsberg Landwirte im Rheinland beklagen schlechte Preise

Kreis Heinsberg · Die Landwirte im Rheinland haben zurzeit mit schlechten Preisen zu kämpfen. "In allen Produktbereichen - ob Milch, Geflügel oder Schwein - ist die Lage zurzeit äußerst angespannt", betont Bernhard Conzen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Heinsberg. Die Landwirte können ihre Kosten nicht decken.

Die Barrikaden der Franzosen sind aus dem Unmut der französischen Tierhalter über die schlechten Preise entstanden. Doch auch in Deutschland bekommen etwa die Schweinehalter bereits seit eineinhalb Jahren 15 bis 20 Cent zu wenig pro kg Fleisch. "Obwohl das Angebot an Milch kaum ausgedehnt wurde, hat der Milchpreis angesichts des Russland-Embargos und schwächelnder Exportmärkte in den letzten Wochen deutlich an Boden verloren", hebt der Vorsitzende hervor. Auch bei Getreide und Gemüse ist zurzeit ein erheblicher Druck auf die Preise zu verspüren. Der Preis für Zucker hat sich auf dem Weltmarkt sogar binnen eines Jahres halbiert. "Alle Landwirte leiden unter der Preiskrise, deren Auswirkung sich durch die in Deutschland von der Politik geforderten zusätzlichen Auflagen einschließlich des Mindestlohns deutlich verschärfen wird. Diese Preiskrise betrifft alle Landwirte", sagt der Vorsitzende deutlich.

In der Verantwortung sieht Conzen insbesondere den Lebensmitteleinzelhandel. "Der Handel darf seine Marktmacht nicht ausnutzen und zusätzlichen Druck auf die Preise ausüben. Alle, die nur auf 'billig, billig' setzen, zerstören langfristig unsere regionalen Strukturen - das gilt für den Lebensmitteleinzelhandel genauso wie für jeden Verbraucher, der an der Ladentheke entscheidet", warnt der Vorsitzende und empfiehlt beim Einkauf auf regionale Produkte zurückzugreifen. In Deutschland geben die Verbraucher gerade mal elf Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel aus - in Frankreich sind es zum Vergleich 16 Prozent. Um den Preisdruck des Handels zu senken, sei dringend das Bundeskartellamt gefragt, sagt Conzen.

Mit Blick auf Frankreich kritisiert der Vorsitzende: "Mit einer Warenblockade schneidet man sich ins eigene Fleisch. Schließlich exportiert Frankreich sogar mehr nach Deutschland als umgekehrt."

Wieso sind die Preise so gesunken? Bei guter Marktversorgung in der EU führten besonders das Russland-Embargo, die schwächelnde Konjunktur in asiatischen Märkten wie China und die Einkaufs- und Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland zu scharfen Preissenkungen.

(RP)
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