Erkelenzer Land Milder Winter - später Frost eine Gefahr

Erkelenzer Land · Der milde Winter bereitet den heimischen Gartenbauern, Imkern und Landwirten weniger Sorgen als die Befürchtung, dass es noch einen späten und strammen Frost geben könnte. Überlebendes Ungeziefer könnte zum Problem werden.

 Diese ans Frühjahr erinnernde Naturaufnahme gelang RP-Fotograf Franz Heinrich Busch kurz vor Weihnachten.

Diese ans Frühjahr erinnernde Naturaufnahme gelang RP-Fotograf Franz Heinrich Busch kurz vor Weihnachten.

Foto: bsen (Archiv)

Während in der Mitte und im Osten Deutschlands der Winter Einzug gehalten hat, liegen im Rheinland die Temperaturen - wenn auch leicht gesunken - nach wie vor deutlich über dem Gefrierpunkt. Gartenbauern und Landwirte sehen das milde Winterwetter mit gemischten Gefühlen.

Friedhelm Morjan von der gleichnamigen Garten-Baumschule aus Erkelenz-Grambusch sieht die Gefahr, dass Ungeziefer überlebt und Pflanzen nicht zur Ruhe kommen, dazu sind nämlich Temperaturen leicht unter dem Gefrierpunkt ideal. Frost hatte in diesem Winter allerdings bislang Seltenheitswert, Temperaturen über zehn Grad gab's dagegen oft. Die könnten für Pflanzen jedoch schädlich sein, vor allem, wenn auf ungewöhnlich milde Phasen doch noch ein plötzlicher Kälteeinbruch folge, was nicht auszuschließen sei. "Die Pflanzen stehen dann früh im vollen Saft, da ist später Forst schädlich", sagt Morjan.

Ganz neu sind milde Winter für die Gartenbauer allerdings nicht. Sie hatten sich zwischen 1985 bis 2005 schon auf milde Winter eingestellt. Morjan hofft zwar auf fallende Temperaturen, wünscht sich allerdings keinen strammen Frost mehr. Er rechnet mit bis zu vier Wochen früherer Blüte der Frühblüher wie der Forsythie. Wirtschaftlich werden sich die milden Temperaturen auch auswirken: "Die Verkaufszeit verkürzt sich erheblich." Imker machen sich Sorgen um ihre Honigbienen. Inge Heimes von der Wassenberger Familienimkerei Heimes nennt das Problem, dass die milden Temperaturen die Bienen zu früh aus der Wintertraube locken und mit der Brut beginnen lassen, sie fliegen aus, finden aber nicht ausreichend Pollen und Nektar vor. "Fehlende Kälte ist für Imker immer eine schlechte Sache", sagt sie.

Abwarten und Apfeltee trinken - im Obsthof Dreissen sorgt der Winter, der ein Frühling ist, nicht für Kopfzerbrechen. Prognosen für die kommende Ernte wären für Annemie Dreissen wohl eher Kaffeesatzleserei. "Wir müssen mit der Natur leben. Da hat es sich meist anders entwickelt, als man vorher dachte." Es werde bestimmt auch in der Region noch kalt werden, schätzt sie. "Die Knospen an den Apfelbäumen sind noch nicht zu weit. Wenn es kälter wird, wird der Austrieb halt stehen bleiben", weiß sie aus Erfahrung. "Die Natur regelt das."

Den Obsthof betreiben Josef und Annemie Dreissen mit Sohn Christoph in Selfkant-Wehr. Auf ihrer zwölf Hektar großen Plantage wachsen rund 32.000 Bäume - zwölf verschiedene Apfelsorten und vier Birnensorten. Im Obstbau sei alles im grünen Bereich. Viel schlimmer sei Frost im Frühjahr: "Wenn im Mai die Bäume in Blüte stehen und Frost kommt, kann es gefährlich werden." Ein Totalschaden sei das aber auch nicht, denn es fallen nicht alle Blüten auf einmal weg. Annemie Dreissen sieht der Entwicklung gelassen entgegen: "Im vorigen Jahr hatten wir eine sehr gute Apfelernte, von daher ist eh weniger zu erwarten." Ähnlich gelassen sieht Landwirt Peter Lievre, spezialisiert unter anderem auf Erdbeeren, aus Erkelenz-Lövenich die relativ milden Wintertemperaturen: "Die Böden im Erkelenzer Land kompensieren Wetterschwankungen recht gut." Schädlinge seien allerdings ein Thema in milden Wintern. Erdbeerpflanzen sind davon weniger betroffen als Getreide wie etwa Gerste, dem Läusebefall zusetzen kann. "Raps ist schon weit entwickelt. Es darf aber nicht mehr zu kalt werden", sagt er. Später Frost sei eine Gefahr.

(RP)
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