Kreis Heinsberg Mit Betrugsfalle Telefon schamlos abzocken

Kreis Heinsberg · Das Telefon rückt bei Betrugsmaschen immer mehr in den Mittelpunkt. Nicht nur Senioren sind Opfer. Von Rückruf-Fallen bis "Spoofing" reicht die Palette der Gaunereien - auch im Kreisgebiet. Ein Opfer aus Erkelenz möchte nun vor den Tricks warnen.

 Neugierig geworden oder in Angst versetzt, nutzt der Angerufene die Rückwahl. Der erste Schritt, damit das Portemonnaie leichter wird.

Neugierig geworden oder in Angst versetzt, nutzt der Angerufene die Rückwahl. Der erste Schritt, damit das Portemonnaie leichter wird.

Foto: KLAUS DIEKER (ARCHIV)

Sie geben sich als Mitarbeiter von Versicherungen, Banken oder gar als Polizeibeamte aus. "Telefonbetrüger sind um keine Idee verlegen, ihre Opfer sind in allen Altersgruppen zu finden", erklärt Polizei-Pressesprecher Karl-Heinz Frenken auf Anfrage der Redaktion. "Immer geht es darum, seriös zu wirken, Vertrauen zu schaffen, damit der Angewählte zurückruft." Das kann zur bösen Überraschung der Opfer richtig teuer werden. Ein Erkelenzer Bürger ist nicht in die Falle getappt, sondern hat die Polizei angerufen. Er möchte nun vor einer Konto-Masche warnen: "Nur wenn man das publik macht, kann man andere schützen."

Robert R. misstraute der Geschichte von Anfang an: Angeblich sei auf ein nicht rechtskräftiges Urteil des Amtsgerichts Düsseldorf hin sein Konto gesperrt. Um das abzuwenden, solle er eine andere Nummer anrufen. Das war am 12. Januar, und der Erkelenzer wählte stattdessen die zentrale Nummer der Polizei. Der Beamte habe ihm keine Hoffnung gemacht, dass man die Betrüger jemals fasst, versprach aber, "einen Dreizeiler zu den Akten zu nehmen". Daraufhin sah R. von einer Anzeige ab. Die genannte Nummer ließ sich dem Amtsgericht natürlich nicht zuordnen. Am 3. März erhielt er erneut einen Anruf, auf den er ebenfalls nicht hereinfiel.

Von der Masche "Konto gesperrt" ist bei der Kreispolizei Heinsberg bislang nur ein Fall bekannt. Frenkens Kollegen kennen jedoch viele andere. "Wird jemand um Rückruf gebeten, hört er oft eine lange Bandansage, dann läuft ein Zähler, und man wundert sich am Ende über die hohe Telefonrechnung", erläutert der Polizeisprecher. Das Prinzip ist ganz simpel. Auf Smartphones oder Festnetzanschlüssen, die über ein Display oder eine Speicherung der einkommenden Anrufe verfügen, sieht jemand eine ihm unbekannte Telefonnummer. Die muss nicht immer mit auffälligen Ziffernkombinationen wie 0800 anfangen, die direkt auf ein Callcenter und Ähnliches hindeuten. Es handelt sich um Telefonnummern mit ganz normalen Vorwahlen aus Deutschland. "Das Telefon klingelt einige Male, dann hört es auf, und zurückbleibt die Nummer. Oder aber, wenn man den Hörer abnimmt, ist keine Verbindung zustande gekommen", beschreibt ein Experte der Kriminalpolizei den Vorgang. Neugierig geworden, nutzt der Angerufene die Rückwahl, und in dem Moment, in dem die Verbindung zustande kommt und eine erste Sprachnachricht steht, selbst wenn am anderen Ende nur eine Bandansage zu vernehmen ist, rollt der Rubel. Der Betroffenen merkt selber nichts.

Noch trickreicher funktioniert das so genannten Spoofing: Hacker nutzen modernste Technik, um Rufnummern zu manipulieren. Sie haben eine Software entwickelt, mit der sie die eigene Rufnummer herausnehmen und jede beliebige Rufnummer dafür einsetzen können. In der Praxis sieht es so aus, dass angerufene Bürger im Display eine ihnen bekannte Nummer sehen. Das kann sogar die Nummer der Polizei sein. Der Anrufer behauptet dann, er sei ein Mitarbeiter, und schildert eine fiktive Geschichte, die es darauf anlegt, dem Opfer Geld oder Wertsachen zu entlocken. So erhielten Personen einen Anruf wegen eines angeblichen Enkeltrickversuchs und kurze Zeit später einen der vermeintlichen Polizei, die bat, auf die Übernahme einzugehen, um den Täter fassen zu können. Die Polizei rät daher, keinen fremden Anrufern zu vertrauen, ebenso wenig den im Display angezeigten vermeintlich vertrauenswürdigen Nummern.

Alltäglich laufen bei der Kreis Heinsberger Polizei Meldungen über diverse Betrugsmaschen ein. Acht bis zehn Mal pro Jahr werden Senioren tatsächlich Opfer von Trickbetrügern. Karl-Heinz Frenken rät bei verdächtigen Geschichten dazu, sie auf jeden Fall anzuzeigen, damit die Polizei Kenntnis von diesen Taten erhält. Und: Wenn jemand anruft, den der Angewählte nicht kennt, einfach aufzulegen. "Das sind fiese Maschen, um an das Geld anderer Leute zu kommen. Die Täter nutzen Vertrauen schamlos aus, um Menschen abzuzocken."

(gala)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort