Kreis Heinsberg Nur Mut! - zur Mitarbeit in Vorständen

Kreis Heinsberg · Sozialverbände verbuchen Mitgliederzuwachs. Aber immer weniger sind bereit, Vorstandsämter zu übernehmen. Der Paritätische, Dachverband für 23 soziale Organisationen im Kreis, berät und tritt falschen Vorstellungen entgegen.

 Zwei Broschüren des Paritätischen für Neulinge im Vorstandsamt präsentieren Geschäftsführerin Kirstin Fuss mit den Vorstandsmitgliedern Karl Heinz Jansen, Erich Dohmen und Michael Kutz vom Kinderschutzbund Erkelenz (v.l.).

Zwei Broschüren des Paritätischen für Neulinge im Vorstandsamt präsentieren Geschäftsführerin Kirstin Fuss mit den Vorstandsmitgliedern Karl Heinz Jansen, Erich Dohmen und Michael Kutz vom Kinderschutzbund Erkelenz (v.l.).

Foto: Hahn

Immer mehr Vereine kennen die Misere - und sie nimmt zu: Stehen Neubesetzungen von Vorstandsposten an, gehen die Mitglieder in Deckung, oft genug müssen altgediente Vorsitzende breitgeschlagen werden, weiter aktiv zu bleiben, müssen Vakanzen durch kommissarische Lösungen überbrückt werden - schlimmstenfalls droht die Vereinsauflösung.

Der Paritätische (Wohlfahrtsverband), einer der fünf großen Dachverbände für Organisationen der freien Wohlfahrtspflege, startete gestern mit einem Pressegespräch in Heinsberg die Flucht nach vorn. "Wir wollen werben und Mut machen für die Übernahme von Vorstandsämtern", sagte Kreis-Geschäftsführerin Kirstin Fuss. "Dies ist eine Aufgabe, mit der man Ziele verwirklichen kann, sich kreativ einbringen kann und viel Anerkennung bekommt."

Der Paritätische gibt vor allem nichtkirchlichen sozial engagierten Vereinen und Einrichtungen eine Stimme, berät sie in ihrer Arbeit und nimmt zu gesellschaftlichspolitischen Fragen Stellung, die die Wohlfahrtspflege berühren. Im Kreis Heinsberg, berichtet Kirstin Fuss, gehören dem Paritätischen 23 Organisationen mit teilweise mehreren Einrichtungen an, einen Schwerpunkt im Kreisgebiet bilden Kranken- und Behindertenhilfe sowie Organisationen der Jugendarbeit, darunter etwa der Kinderschutzbund Erkelenz und Trägervereine von Kindertageseinrichtungen. Der Paritätische selbst steht im September vor Vorstandswahlen, bei denen sich sowohl Vorsitzende Marianne Bückers (Lebenshilfe) als auch Erich Dohmen (VdK) zurückziehen wollen. Dohmen, VdK-Ortsvorsitzender in Birgden und lange im VdK-Kreisvorstand, gehört zur Garde der Engagierten im Seniorenalter, für die soziales Engagement und Einsatz für Leidensgenossen Ehrensache ist. Eine Herausforderung, die er gern angenommen hat. Und er macht Mut: "Man lernt im Vorstandsamt viel dazu." Dem kann Vorstandsmitglied Karl Heinz Jansen, aktiv in der Rheuma-Liga, nur beipflichten: "Es ist ein gutes Gefühl, Leuten weiterhelfen zu können." Und Michael Kutz, Gründer und Vorsitzender des Kinderschutzbundes Erkelenz, mag sein Amt, "weil man etwas bewegen kann, Ideen einbringen und andere zum Mittun anregen kann".

Paradox mag erscheinen, dass die Probleme, Vorstandsmitglieder zu finden, nicht etwa Indiz für sterbende Vereine sind, im Gegenteil. "Im Jahr 2000 hatten wir 3500 VdK-Mitglieder im Kreis, heute sind es 10.000", sagt Dohmen. Dabei nahm die Zahl der VdK-Ortsgruppen (derzeit 39) allerdings ab - eben weil Vorstände nicht mehr besetzt werden konnten. Auch die Rheuma-Liga verbucht Mitglieder-Zuwächse, bestätigt Jansen.

Kristin Fuss nennt die immer wiederkehrenden Vorbehalte, in Vorständen mitzumachen, beim Namen. Die Furcht vor persönlicher Haftung lasse sich schnell entkräften durch die obligatorische Haftpflichtversicherung für Vereine. Aber da ist die heute verbreitete Angst, sich womöglich dauerhaft binden zu müssen. Unsinn, sagt Fuss. Der Rücktritt von Ämtern sei jederzeit möglich. Viele halten vor allem die zeitliche Arbeitsbelastung für unabsehbar. "Dabei ist alles eine Frage der Einteilung der Aufgaben", sagt Fuss. Niemand schreibe Vorständen ein bestimmtes Stunden- und Arbeitspensum vor, außerdem ermögliche die Arbeit im Team, wie sie auch Karl Heinz Jansen beschreibt, vieles auf mehrere Schultern zu verteilen. Michael Kutz hat gute Erfahrungen als "Menschenfischer" und scheute nicht die direkte Ansprache etwa von Bankfachleuten für das Finanzielle. Vorstandsmitglieder sollten das übernehmen, was sie gut können, weiß er.

Und dann ist da natürlich der Paritätische, der als Dachverband seinen Mitgliedern Berater und Ansprechpartner auch bei Vorstandsneubildung und Organisation der Vorstandsarbeit ist. In Kürze plant der Paritätische ein "Vorstands-Café" zum Gedankenaustausch von Vorstandsmitgliedern. Die Broschüren "Erste Hilfe für Vereinsvorstände" und "Übergabe - wie der Wechsel im Verein gelingt" stehen auch Nichtmitgliedern des Paritätischen zur Verfügung.

(RP)
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