Kreis Heinsberg Operation Klinik-Protest auf der Halde: "Reform? So nicht!"

Kreis Heinsberg · Rund 80 Beschäftigte aus den fünf Kliniken im Kreisgebiet Heinsberg haben gestern für eine "bessere Krankenhausreform" protestiert. Rote Karten an Luftballons sind an den Bundestag adressiert.

 In Krankenhäusern Beschäftigte - von der Pflege bis zur Geschäftsleitung - ließen gestern Mittag rund 150 Luftballons in OP-Grün mit roten Karten von der Millicher Halde symbolisch nach Berlin segeln.

In Krankenhäusern Beschäftigte - von der Pflege bis zur Geschäftsleitung - ließen gestern Mittag rund 150 Luftballons in OP-Grün mit roten Karten von der Millicher Halde symbolisch nach Berlin segeln.

Foto: JÜRGEN LAASER

Mehr Qualität mit weniger Personal und weniger Geld? Unmöglich, finden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krankenhäuser im Kreis Heinsberg. Zeitgleich mit der großen Demonstration gegen die erneute Krankenhausreform in Berlin protestierten sie gestern mit einer "Aktiven Mittagspause", erklommen die Himmelstreppe bei Millich und ließen hoch oben auf der Halde rund 150 grüne Ballons mit der klaren Botschaft an die Bundesregierung "So nicht!" auf roten Karten aufsteigen. Handy-Bilder der Aktion gingen live in die Bundeshauptstadt, um auf Leinwänden die Solidarität mit Kollegen aus ganz Deutschland zu zeigen.

"Wir wollen die Politik wachrütteln, denn wir brauchen eine Krankenhausreform, die dort ansetzt, wo die wirklichen Probleme sind", kritisierte Heinz-Gerd Schröders, Geschäftsführer des Krankenhauses Heinsberg, stellvertretend für die übrigen vier Kliniken im Kreisgebiet am bundesweiten Aktionstag der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Was Krankenhäusern auf den Nägeln brennt: hohe Belastungen fürs Personal, oft Personalengpässe, Sanierungsstau wegen unzureichender Investitionsmittel und stetig steigender Behandlungsbedarf, vor allem in den Notfallambulanzen. Der Entwurf der als "Qualitätsoffensive" angekündigten Reform, die eine "Stärkung der Pflege am Bett" anstrebt, sehe aber Belastungen und Kürzungen vor, statt Geld für Personal in den Krankenhäusern zu sichern. Unverständnis, Protest und Empörung ruft das bei den Mitarbeitern hervor.

"Wir wollten gemeinsam ein Zeichen setzen, daher die Aktion auf dem höchsten Punkt des Kreises", erklärte Jann Habbinga. Der Verwaltungsdirektor des Erkelenzer Krankenhauses nannte Zahlen: "Der Versorgungszuschlag soll ab 1. Januar 2016 entfallen. Er macht 0,8 Prozent pro behandeltem Fall aus, das waren im Jahr 2014 für Erkelenz 400.000 Euro." Im Schnitt seien das sieben Stellen pro Haus, dagegen errechne sich aus dem Förderprogramm maximal eine zusätzliche Kraft. "Was hat das mit Qualität zu tun?", kritisierte Habbinga. Es gehe auch um Funktionsbereiche, moderne Technik, den IT-Bereich. Denn: "Was helfen zusätzliche Hände, wenn ein Krankenhaus schlechte Räume oder veraltete Medizintechnik hat?" Wenn nun Geld genommen würde, habe man keine Planungssicherheit, so der Verwaltungsdirektor. Und: "In Erkelenz bauen wir gerade für acht Millionen Euro. Welche Möglichkeiten haben wir, das zu refinanzieren?" Der Reformentwurf impliziere zudem noch mehr Bürokratie. Daher der Protest-Slogan: "Wer schreibt, der bleibt - fern vom Patienten."

(RP)
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