Hückelhoven Schluss bei der Brikettfabrik

Hückelhoven · Nach 86 Jahren schließt die Hückelhovener Brikettfabrik. Am Montag, 31. März, werden die Bänder, Öfen und Pressen unterhalb des Denkmals Schacht III abgestellt. Bis Mai 2009 dauern die Abbrucharbeiten.

Im Bergbau gibt es weiße und schwarze Seiten. In der Weißkaue deponierten die Bergleute ihre Zivil-Kleidung, in der Schwarzkaue die Arbeitsklei-dung. Die Ruhrkohle AG wird derzeit in schwarze und weiße Bereiche aufgegliedert, der schwarze Bereich ist die Kohle. Am 31. März 2008 endet nach 86 Jahren der letzte schwarze Bereich von Sophia-Jacoba (SJ) – die Brikettfabrik.

Größter Produzent

Begonnen hatte die Brikettproduktion 1922 auf einer Anlage, die man in Witten gebraucht gekauft hatte. Der Prozess der Brikettierung stand bei den Zechen immer unter der Rubrik „Veredlung“ der Kohle. Denn so wie diese aus der Grube gefahren kam, war sie kaum zu verkaufen. Die Wäsche stand dabei vor der Brikettierung, mit der die Kohle per Wärme, Druck und Zusatz eines Bindemittels von Gasen befreit und in feste Form gebracht wurde. Sie wurde zunächst im Oval von Eierbriketts den Kunden angeboten. Die Brikettproduktion erreichte 1929 rund 57 000 Tonnen, 1942 / 43 waren es bereits 175 000 Tonnen. Trotz einer Steigerung auf 331 000 Jahrestonnen 1955 konnte die Nachfrage nicht befriedigt werden. Nach Modernisierungs-Erweiterungen wurde SJ aber schließlich 1963 mit 545 000 Tonnen größter Brikettproduzent im Aachener Revier. Noch heute, so erläutert Gerhard Münch als Geschäftsführer der SJ Brikett- und Extrazitfabriken GmbH, könnte das Werk aus dem Stand 600 000 Tonnen Briketts im Jahr in die Hausbrandherde und -öfen schicken, dazu müsste allerdings die derzeitige Belegschaft von 60 Mann erheblich aufgestockt werden. Sie wird aber abgebaut, wenn am Montag, 31. März, Öfen, Pressen und Bänder unterhalb des Denkmals Schachtgerüst III abgestellt werden. Münch: „Bis Ende dieses Monats pressen wir noch 10 000 Tonnen Anthrazit-Nussbriketts und für Rheinbraun 8000 Tonnen Grillbriketts auf Braunkohlebasis. Dann beginnt der Abbruch der Anlagen, der bis etwa Mai 2009 dauern wird.“ Am 31. Dezember vergangenen Jahres war schon die Produktion des patentierten Verkaufsschlagers Extrazit nach 41 Jahren ausgelaufen.

Extrazit war Anthrazit-Feinkohle auf drei Millimeter gemahlen, mit Melasse und Stärke gemischt und in die Walzenpresse der Fabrik geschickt, wo sie bei 250 Grad in anheimelnd-verkaufsfördernde Kissenform gebracht und silbrig eingefärbt wurde. Zehn Prozent Melasse, ein Rückstand aus der Zuckerproduktion, und ein Prozent Kartoffelstärke wurden als Bindemittel mit 89 Prozent Kohle gemischt. Es verbrannte rauchfrei. Ledigliche raucharm verbrennen dagegen die Nussbriketts, die Bitumen als Bindemittel mit acht Prozent beinhalteten.

Was bleibt vom letzten schwarzen SJ-Bereich? Es wird Gras drüber wachsen – denn nach der Besei-tigung der Brikett-Bauten könnte dort ein Grünzug, eine grüne Lunge am Fuß der Millicher Halde entstehen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort