Fußball 100 Jahre bunt und stilvoll gefeiert

Mit einem abwechslungsreichen Festakt und 400 Gästen im großen Festzelt beging der SV Brachelen 1910 sein rundes Vereinsjubiläum. Auch Löschmeister Josef Jackels gab sich die Ehre. Festrede von Konrad Wilms mit einer Spitze gegen die Stadt. Exakt 200 Seiten starke Festschrift.

So mancher der 400 Gäste im großen Festzelt dürfte es aufrichtig bedauert haben. "Ich werde jetzt keine Anekdoten erzählen, denn die sind teilweise nicht jugendfrei und gehören daher nicht in die Öffentlichkeit", begann Konrad Wilms, der 2. Vorsitzende des SV Brachelen, die Festrede zum 100-jährigen Jubiläum des SVB. Mit Daten und Fakten aus der Vereinsgeschichte wolle er aber auch nicht langweilen, fuhr das eloquente Vorstandsmitglied fort. "Das kann man schließlich alles in unserer Festschrift nachlesen." Und das nicht zu knapp. Auf exakt 200 Seiten wird in dem vorzüglichen Buch die Vereinsgeschichte in all ihren Facetten ausgebreitet – neben Wilms selbst war an dieser bemerkenswerten Fleißarbeit Dr. Michael Küsgens buchstäblich federführend.

"Masochistische Veranlagung?"

Stattdessen hob Wilms die Bedeutung der Vereinsarbeit hervor. "Muss man masochistisch veranlagt sein, um sich für andere Menschen zu engagieren?", lautete seine rhetorische Ausgangsfrage, um sie dann selbst zu beantworten: "Wer sich für die Gemeinschaft engagiert, ist glücklicher. Es wird niemals unmodern sein, sich für andere zu engagieren."

An die Kommune war dann folgender Appell gerichtet: "Fußball hat im Hückelhovener Stadtgebiet einen schweren Stand. Ich würde mir wünschen, dass wir mit der Stadt bald vielleicht auch einmal über einen Kunstrasen reden könnten", sagte er unter heftigen Beifallsstürmen. Was Hückelhovens Kämmerer Helmut Holländer (der kommt selbst aus dem Fußball) in seiner Ansprache als Repräsentant der Stadt so nicht unkommentiert stehen lassen wollte: "Als Kämmerer würde es mich sehr reizen, auf die Worte von Konrad Wilms zu antworten. Gerne lade ich aber den Brachelener Vorstand mal in mein Büro ein, um ihm zu zeigen, in welchem Maß bei uns Sportförderung betrieben wird."

Seitens des Fußballkreises Heinsberg gratulierte Vorsitzender Eduard Meinzer zum runden Jubiläum, und als Schirmherr der Veranstaltung tat dies Axel Wirtz, der Vorsitzende des Sportausschusses des NRW-Landtags.

Als Moderator führte ZDF-Sportmann Oliver Schmidt, ein Brachelener Jung, durch den Abend, und für die musikalische Umrahmung sorgten lauter Brachelener Vereine: die Blaskapelle, der Junge Chor (der setzte sich im Lied "Grün und Weiß, wir steh'n auf eurer Seite" unter anderem mit Kopfballtoren auseinander), das Trommler- und Pfeifercorps sowie der Kirchenchor.

Und dann war da noch Comedian Marc Breuer, ebenfalls ein gebürtiger Brachelener. In seiner Paraderolle als Löschmeister Josef Jackels trat "Brüh" gleich zweimal auf – und sorgte für viel Heiterkeit. So bewies der gute Josef sowohl allgemeingeschichtlich als auch fußballspezifisch profunde Kenntnisse, als er über 1910, das Gründungsjahr des SVB, referierte: "Damals war Otto von Bismarck ja Bundestrainer." Anschließend pries er den SV Brachelen als "Inter Mailand im Kreis Heinsberg" und vergaß auch nicht, auf einige rustikale Gepflogenheiten hinzuweisen: "In den 60er Jahren ist in Brachelen nach einem Spiel so mancher Gegner und Schiri im Bach gelandet."

Ein ganz besonderes Bonmot, das auch heftigst beklatscht wurde, hatte er noch für André Sieberichs übrig, den Ur-Brachelener aus Überzeugung und aktuellen Trainer der Ersten Mannschaft des FC Wegberg-Beeck: "Der wohnt hier ganz am Ende der Annastraße, wo sich keiner mehr traut zu wohnen, der nicht Sieberichs heißt."

Außergewöhnlich klang die stilvolle Feier aus: mit dem Großen Zapfenstreich – mit der Nationalhymne zum krönenden Abschluss.

KOMPAKT

(RP)
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