Fußball 2:0 - FC spielt so, wie ein gutes Pferd springt
Wegberg · Mittelrheinliga: Beeck kommt gegen Schlusslicht Rheinbach zu einem glanzlosen Arbeitssieg. Arian Berkigt und Sahin Dagistan treffen.
Im Springreiten zählt zu den vielzitierten Weisheiten, dass ein gutes Pferd nur so hoch springt, wie es gerade muss. Nach dieser Definition war der FC Wegberg-Beeck gestern im Spiel gegen Schlusslicht VfL Rheinbach ein sehr gutes Pferd: Vor 178 Zuschauern rissen sich die Kleeblätter kein Bein aus, hielten das harmlose Schlusslicht, das in Person von Christian Schroden in der 86. Minute zum ersten und einzigen Mal ernsthaft aufs Tor schoss, dennoch sicher in Schach und siegten völlig ungefährdet 2:0.
"Es war ein sehr zähes Spiel. Dennoch war es ein souveräner Sieg. Und wenn auch der Begriff ,Arbeitssieg' bereits reichlich strapaziert ist: Das war so einer", brachte es Beecks wieder agiler und äußerst lauffreudiger Vizekapitän Maurice Passage bestens auf den Punkt. Rund eine Stunde lang agierte "Mau", auf dem Papier Rechtsverteidiger, praktisch als Rechtsaußen, schob immer wieder an - bis mit dem 2:0 die Messe gelesen war. Danach schnaufte auch er mal durch.
Das Spiel begann mit einer Überraschung: Für den grippeerkrankten Danny Richter kam nicht etwa einmal Karim Sharaf im linken Mittelfeld zu einem Einsatz von Beginn an, sondern das Eigengewächs Karim-Abdel Kassi, der ansonsten in der Reserve spielt. "Der Junge gibt im Training und Spiel immer 100 Prozent, hat mir auch noch im Kreispokalfinale gegen Teveren sehr gut gefallen. Ich habe nach den jüngsten Trainingsleistungen aufgestellt. Diesen Einsatz hat sich Karim voll verdient", erläuterte Beecks Coach Friedel Henßen. Kassi beschränkte sich in seinem Mittelrheinliga-Debüt nun auf die einfachen Sachen. Henßen: "Es war für ihn auch ein wenig schwierig, da ja alle bei uns nicht gerade den besten Tag erwischt hatten."
Bis auf einen ersten nennenswerten Schuss von Kapitän Arian Berkigt, den Keeper Luca Degen entschärfte (8.), tat sich lange Zeit herzlich wenig. Rheinbach verteidigte mit Mann und Maus, Beeck hatte gefühlt 90 Prozent Ballbesitz, machte daraus aber herzlich wenig, weil Tempo und Bewegung fehlten.
Dazu monierte Henßen die Spielweise: "Wir haben zu häufig versucht, den Ball über die massierte Abwehr zu chippen, anstatt diese am Boden auszuspielen, wie wir uns das vorgenommen hatten." Dennoch führte exakt so ein "gechippter" Ball zur Führung: Nico Czichi, diesmal für Ortis Kumanini auf der Sechs aufgeboten, hob den Ball in den Lauf von Berkigt - der traf aus elf Metern flach ins lange Eck (33.). Die beiden nächsten klaren Chancen ließ Sahin Dagistan noch verstreichen (37.+53.), ehe der Stoßstürmer seine dritte gute Möglichkeit nutzte: Nach einem Zuckerpässchen von Marius Müller traf "Daggi" überlegt ins lange Eck (56.).
Womit die Entscheidung gefallen war. Rheinbach mühte sich, konnte aber nicht, und Beeck war mit der sicheren Führung zufrieden. "Irgendwie können ja beide mit diesem Ergebnis leben: Beeck hat die Punkte, und wir haben nicht schon wieder eine Packung bekommen. Wir haben ja fast das Optimum herausgeholt, was für uns in Beeck möglich war. Heute hat man gesehen, dass in unserer Mannschaft noch Leben steckt", merkte VfL-Coach Alex Mehl an - und schob nach: "Natürlich hätten wir hier auch gerne was mitgenommen, doch die Punkte für den Klassenerhalt müssen wir einfach gegen andere Teams holen." Bemerkenswert war auf alle Fälle Rheinbachs David Neubauer-Fischer: Der Innenverteidiger spielte tapfer mit Brille - so was gibt es auf diesem Niveau nicht häufig.
Bemerkenswertes lieferte auch Beecks Achter Armand Drevina ab - wohl nicht gestern (da blieb auch er ungewohnt farblos), sondern am Freitagabend: Da absolvierte Drevina in Aachen einen 5000-Meter-Firmenlauf in für einen Fußballer erstaunlichen 17:40 Minuten (Kilometerschnitt 3:32 !) - eine Zeit, die auch einem Leichtathleten des SC Myhl LA oder des TV 1860 Erkelenz zur Ehre gereichen würde. "Ich trainiere so was aber nicht", versicherte der gebürtige Oberbrucher - und räumte ein, dafür nun im Spiel aber seinen Preis bezahlt zu haben: "Da machten recht früh die Waden zu."
Beeck: Zabel - Passage, Klee (83. Ajani), Wilms, Müller - Czichi (62. Kumanini), Drevina - Lambertz, Kassi (62. Sharaf) - Berkigt, Dagistan